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Tod auf der Themse

Tod auf der Themse

Titel: Tod auf der Themse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Harding
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Gesicht glühte jetzt, und sein Schnurrbart sträubte
     sich.
    »Sir Jacob«, dröhnte
     Cranston, »es gibt zwei Dinge, über die Ihr uns belogen habt.«
     Er hob die Hand, als Crawley ob der Beleidigung zusammenzuckte. »Jawohl,
     Sir, belogen, und ich sage Euch das als Euer Freund, nicht als Coroner.
     Ihr habt uns gesagt, Ihr wärt in dieser Nacht nicht auf der God’s
     Bright Light gewesen. Wir wissen aber, daß Ihr irgendwann nach
     Mitternacht zu dem Schiff hinübergefahren und einige Zeit dort
     geblieben seid.«
    Crawley nagte an der
     Unterlippe, spielte mit einer Kruste auf seinem Teller. »Ich bin der
     Admiral dieser Flotille. Roffels Tod hat mich beunruhigt, und Brackleburys
     verdächtiges Benehmen hat mein Mißtrauen nur noch vertieft. Ich
     sah, daß die Besatzung von Bord ging, und es machte mir Sorgen, daß
     nur Bracklebury und jene beiden anderen auf dem Schiff blieben.« Er
     hob die Schultern. »Zunächst nahm ich es hin. Die Parole wurde
     weitergegeben, die Lichtsignale ebenfalls, und auf den Schiffen schien
     alles ruhig zu sein. Aber als ich über das Deck ging, sah ich, daß
     der God’s Bright Light vom Kai her Lichtzeichen gegeben wurden.«
     Crawley zögerte. »Ihr habt von zwei Dingen gesprochen?«
    »Aye!« blaffte
     Cranston. »Die Hure Bernicia kam zum Kai und rief die God’s
     Bright Light an. Bracklebury trieb sie mit einem Schwall von Flüchen
     davon. Den Wortwechsel habt Ihr doch sicher gehört?«
    »Ja, ja, natürlich«,
     sagte Crawley müde. »Ich habe es gehört, und ich habe auch
     eine Laterne durch den Dunst vom Kai herüberblinken sehen. Ich wurde
     mißtrauisch, und deshalb fuhr ich hinüber. Doch an Bord war
     alles in Ordnung. Die beiden Matrosen standen auf Wache. Bracklebury saß
     in der Kajüte; er aß Schiffszwieback und trank ziemlich heftig,
     aber betrunken war er nicht. Ich fragte ihn nach dem Lichtsignal, aber da
     grinste er und sagte, daß sei eine Hure, mit der er sich
     angefreundet habe; sie tue das oft, wenn er Wache habe. Er war auf eine
     ziemlich unverschämte Weise höflich und griente, als ob er etwas
     zu verbergen hätte.«
    »Wie sah es in der Kajüte
     aus?« fragte Athelstan. »Ist Euch da etwas aufgefallen?«
    »Nein. Ich ging wieder
     an Deck und sprach mit den beiden Matrosen.« Crawley zuckte die
     Achseln. »Ihr wißt ja, wie Seeleute sind, Sir John. Sie waren
     wach und auf dem Posten, aber sie hatten es sich bequem gemacht. Der eine
     würfelte mit sich selbst, und der andere machte seine Späße
     über die verschiedenen Arten, wie er die erstbeste Dirne nehmen würde,
     der er an Land begegnete.«
    »Es war also alles in
     Ordnung?« fragte Athelstan.
    »Nein. Aber ich weiß
     nicht, was es war. Irgend etwas stimmte nicht. Irgend etwas war nicht, wie
     es sein sollte. Ich ging unter Deck. Es war dunkel und still; ich fand
     nichts Ungewöhnliches und kam wieder herauf.« Der Admiral trank
     einen Schluck Wein. »Den Rest wißt Ihr selbst.« Er lächelte
     vergebungsheischend. »Als der Matrose im Morgengrauen an Bord zurückkam
     und feststellte, daß Bracklebury und die Wache verschwunden waren,
     bekam ich es mit der Angst zu tun. Hier war irgend etwas Schreckliches im
     Gange, und ich wollte nicht, daß man mir die Schuld daran gab; also
     log ich.«
    Athelstan lehnte sich zurück
     und umfaßte den Becher mit beiden Händen. Er dachte an die
     Eintragungen auf den letzten Blättern in Roffels Stundenbuch.
    »Sir Jacob, sagen Euch
     die Buchstaben SL etwas?«
    Der Admiral schüttelte
     den Kopf. »Nein. Ich habe Euch die Wahrheit gesagt. Ich habe kein
     Verbrechen begangen.«
    »Oh doch«,
     widersprach Athelstan. Sogar Cranston sah ihn erstaunt an.
    Sir Jacob erbleichte. »Was
     wollt Ihr damit sagen?« stotterte er.
    »Nun, gewissermaßen
     ein Verbrechen«, erklärte Athelstan. »Ihr seid in die
     Kirche von St. Mary Magdalene eingedrungen, habt Roffels Leiche aus dem
     Sarg gerissen, ihr die Kehle durchgeschnitten und ein Schild mit der
     Aufschrift MÖRDER an die Brust geheftet.«
    Athelstan beobachtete den
     Admiral genau. Er war zu dieser Schlußfolgerung erst gekommen, als
     Crawley seinen Gefühlen Roffel gegenüber Luft gemacht hatte.
    »Das könnt Ihr
     nicht beweisen«, sagte Crawley. 
    »Ach, kommt, Sir Jacob,
     wir brauchen es nur logisch zu betrachten. Erstens: Wenn jemand von der
     Besatzung der God’s Bright Light das Verlangen gehabt hätte,
     die Überreste ihres Kapitäns zu schänden, dann hätte
     er es

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