Tod auf der Themse
eilte zu den Verwundeten. Der erste, ein etwa sechzehnjähriger
Junge, hustete bereits Blut, und sein Blick wurde glasig. Athelstan machte
ein Kreuzzeichen über seinem Gesicht und vertraute darauf, daß
Christus ihn verstehen würde. Crawley führte jetzt die Brandschützen
heran und setzte sie großer Gefahr aus, denn sie mußten sich
über die Reling beugen und in die Galeeren hinunter schießen.
Die Franzosen schossen mit Armbrüsten zurück. Ein Bogenschütze
verschwand schreiend über die Reling; das halbe Gesicht war ihm
weggerissen. Athelstan stand mit Crawley und einer kleinen Gruppe von
Offizieren am Fuße des Mastes und lauschte dem Schlachtgetöse.
Er begriff, welches Glück sie gehabt hatten - ohne Moleskins Warnung
hätte die ganze Besatzung unvorbereitet in die falsche Richtung
Ausschau gehalten, als Eustace und seine Freibeuter zuschlugen.
»Nach Steuerbord!«
schrie jemand.
Crawley drehte sich um. Auf
der Landseite war eine Galeere herangekommen und hatte die Umzingelung der
Holy Trinity vollständig gemacht. Athelstan schaute zur Mastspitze
hinauf; als Wimpel flatterte dort eine Mönchskapuze. Jetzt befanden
sie sich in akuter Gefahr. Bogenschützen stürzten hinüber,
aber schon schlängelten sich Entertrossen herüber, und Haken
verhedderten sich in Takelage und Reling. In wildem Ansturm gelang es
bewaffneten Franzosen, die über ihren Brustpanzern die Livree mit dem
Wappen der Mönchskapuze trugen, an Bord Fuß zu fassen. Sie drängten
die leichtgepanzerten Bogenschützen zurück, die mit ihren
Langbogen so gewandt umgehen konnten, gegen diese geharnischten Schwertträger
aber schutzlos waren.
»Los!« brüllte
Cranston, und ohne auf Crawleys Befehl zu warten, führte der fette
Coroner die Schiffssoldaten gegen die Entermannschaft. Auch Athelstan hätte
sich ins Getümmel gestürzt, aber Crawley hielt ihn zurück.
Cranston stürmte den Franzosen entgegen wie ein wütender Bulle.
Der Ordensbruder schaute
schreckensstarr zu. Cranston schwang sein großes Schwert wie eine
Sense. Athelstan roch Feuer. Er drehte sich um und sah, daß von der
Galeere auf der anderen Seite des Schiffes Rauch aufwallte. Die
Brandpfeile zeigten endlich Wirkung. Crawley zog sich mit rauchgeschwärztem
Gesicht aus dem Handgemenge zurück, lief auf die andere Seite und
rief seinen Männern zu: »Wegschieben! Schiebt sie weg!«
Die vom Bug bis zum Heck in
lodernden Flammen stehende Galeere wurde
in den Nebel hinausgestoßen. Die Schreie der Männer an Bord
waren furchtbar. Athelstan sah mindestens drei, die sich mit brennenden
Kleidern in die eiskalte Themse stürzten. Als diese Seite frei war,
eilten weitere Bogenschützen Cranston zu Hilfe. Athelstan zog sich in
den Schutz des Achterkastells zurück. Da löste sich ein Franzose
aus dem Kampfgewühl und rannte auf ihn zu. Athelstan wollte ihm seitwärts
ausweichen. Das Schiff schwankte. Das Deck war schlüpfrig vom
blutgetränkten Löschwasser. Athelstan stürzte krachend auf
die Planken und verrenkte sich den Arm. Der Franzose hob das Schwert, um
zuzuschlagen, mußte aber wohl in dem Moment erkannt haben, daß
Athelstan ein Priester war, denn er grinste, trat zurück und
verschwand wieder im Gedränge. Der Bruder hielt sich den verrenkten
Arm und humpelte auf die Kajüte zu. Hinter sich hörte er
Cranstons Gebrüll. Er schloß die Augen und betete, daß
Christus den dicken Coroner beschützen möge. Dann hörte er
eine Trompete gellen, ein-, zwei-, dreimal, und gleich darauf ließ
der Kampf nach. Die Pfeile flogen nicht mehr, das Befehlsgebrüll
erstarb. Athelstan lehnte sich an die Kajüte, schaute über das
Schiff nach vorn und erlebte jene gespenstische Stille, die sich am Ende
einer Schlacht immer herabsenkte. Selbst die Verwundeten und Sterbenden
verstummten.
»Alles in Ordnung,
Bruder?« Cranston kam großspurig über das Deck heran. Der
Coroner war blutbespritzt, und sein Schwert war naß und klebrig. Von
ein paar Kratzern an der Hand und einer kleinen Fleischwunde unterhalb des
Ellbogens abgesehen, war er anscheinend unverletzt. Er packte Athelstan
bei den Schultern und schob das Gesicht dicht an ihn heran; seine
eisblauen Augen blickten voller Sorge.
»Athelstan, bist du
wohlauf?«
»Dem Himmel sei Dank,
jawohl.«
»Gut.« Cranston
grinste. »Die Furzfranzosen sind weg.« Breitbeinig drehte er
sich um, den fetten
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