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Tod auf der Themse

Tod auf der Themse

Titel: Tod auf der Themse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Harding
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eilte zu den Verwundeten. Der erste, ein etwa sechzehnjähriger
     Junge, hustete bereits Blut, und sein Blick wurde glasig. Athelstan machte
     ein Kreuzzeichen über seinem Gesicht und vertraute darauf, daß
     Christus ihn verstehen würde. Crawley führte jetzt die Brandschützen
     heran und setzte sie großer Gefahr aus, denn sie mußten sich
     über die Reling beugen und in die Galeeren hinunter schießen.
     Die Franzosen schossen mit Armbrüsten zurück. Ein Bogenschütze
     verschwand schreiend über die Reling; das halbe Gesicht war ihm
     weggerissen. Athelstan stand mit Crawley und einer kleinen Gruppe von
     Offizieren am Fuße des Mastes und lauschte dem Schlachtgetöse.
     Er begriff, welches Glück sie gehabt hatten - ohne Moleskins Warnung
     hätte die ganze Besatzung unvorbereitet in die falsche Richtung
     Ausschau gehalten, als Eustace und seine Freibeuter zuschlugen.      
    »Nach Steuerbord!«
     schrie jemand.
    Crawley drehte sich um. Auf
     der Landseite war eine Galeere herangekommen und hatte die Umzingelung der
     Holy Trinity vollständig gemacht. Athelstan schaute zur Mastspitze
     hinauf; als Wimpel flatterte dort eine Mönchskapuze. Jetzt befanden
     sie sich in akuter Gefahr. Bogenschützen stürzten hinüber,
     aber schon schlängelten sich Entertrossen herüber, und Haken
     verhedderten sich in Takelage und Reling. In wildem Ansturm gelang es
     bewaffneten Franzosen, die über ihren Brustpanzern die Livree mit dem
     Wappen der Mönchskapuze trugen, an Bord Fuß zu fassen. Sie drängten
     die leichtgepanzerten Bogenschützen zurück, die mit ihren
     Langbogen so gewandt umgehen konnten, gegen diese geharnischten Schwertträger
     aber schutzlos waren.
    »Los!« brüllte
     Cranston, und ohne auf Crawleys Befehl zu warten, führte der fette
     Coroner die Schiffssoldaten gegen die Entermannschaft. Auch Athelstan hätte
     sich ins Getümmel gestürzt, aber Crawley hielt ihn zurück.
     Cranston stürmte den Franzosen entgegen wie ein wütender Bulle.
    Der Ordensbruder schaute
     schreckensstarr zu. Cranston schwang sein großes Schwert wie eine
     Sense. Athelstan roch Feuer. Er drehte sich um und sah, daß von der
     Galeere auf der anderen Seite des Schiffes Rauch aufwallte. Die
     Brandpfeile zeigten endlich Wirkung. Crawley zog sich mit rauchgeschwärztem
     Gesicht aus dem Handgemenge zurück, lief auf die andere Seite und
     rief seinen Männern zu: »Wegschieben! Schiebt sie weg!«
    Die vom Bug bis zum Heck in
     lodernden Flammen stehende Galeere wurde
     in den Nebel hinausgestoßen. Die Schreie der Männer an Bord
     waren furchtbar. Athelstan sah mindestens drei, die sich mit brennenden
     Kleidern in die eiskalte Themse stürzten. Als diese Seite frei war,
     eilten weitere Bogenschützen Cranston zu Hilfe. Athelstan zog sich in
     den Schutz des Achterkastells zurück. Da löste sich ein Franzose
     aus dem Kampfgewühl und rannte auf ihn zu. Athelstan wollte ihm seitwärts
     ausweichen. Das Schiff schwankte. Das Deck war schlüpfrig vom
     blutgetränkten Löschwasser. Athelstan stürzte krachend auf
     die Planken und verrenkte sich den Arm. Der Franzose hob das Schwert, um
     zuzuschlagen, mußte aber wohl in dem Moment erkannt haben, daß
     Athelstan ein Priester war, denn er grinste, trat zurück und
     verschwand wieder im Gedränge. Der Bruder hielt sich den verrenkten
     Arm und humpelte auf die Kajüte zu. Hinter sich hörte er
     Cranstons Gebrüll. Er schloß die Augen und betete, daß
     Christus den dicken Coroner beschützen möge. Dann hörte er
     eine Trompete gellen, ein-, zwei-, dreimal, und gleich darauf ließ
     der Kampf nach. Die Pfeile flogen nicht mehr, das Befehlsgebrüll
     erstarb. Athelstan lehnte sich an die Kajüte, schaute über das
     Schiff nach vorn und erlebte jene gespenstische Stille, die sich am Ende
     einer Schlacht immer herabsenkte. Selbst die Verwundeten und Sterbenden
     verstummten.
    »Alles in Ordnung,
     Bruder?« Cranston kam großspurig über das Deck heran. Der
     Coroner war blutbespritzt, und sein Schwert war naß und klebrig. Von
     ein paar Kratzern an der Hand und einer kleinen Fleischwunde unterhalb des
     Ellbogens abgesehen, war er anscheinend unverletzt. Er packte Athelstan
     bei den Schultern und schob das Gesicht dicht an ihn heran; seine
     eisblauen Augen blickten voller Sorge.
    »Athelstan, bist du
     wohlauf?«
    »Dem Himmel sei Dank,
     jawohl.«
    »Gut.« Cranston
     grinste. »Die Furzfranzosen sind weg.« Breitbeinig drehte er
     sich um, den fetten

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