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Tod auf der Themse

Tod auf der Themse

Titel: Tod auf der Themse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Harding
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auf der Heimreise tun können. Aber als man Roffels Leiche vom
     Schiff gebracht hatte, waren sie alle froh, nichts mehr davon sehen zu müssen.
     Zweitens: Wer da in die Kirche eingebrochen ist, war stark und kräftig.
     Wo könnten wir einen solchen Menschen finden?» Athelstan
     schaute Crawley in die Augen. »Emma Roffel hat ihren Mann gehaßt,
     aber sie ist weder gewandt noch stark genug, um an einer Kirchenmauer
     hinaufzuklettern, einen Fensterladen aufzubrechen, eine Männerleiche
     aus dem Sarg zu zerren und sie auf den Apsisstuhl zu setzen. Und warum
     sollte sie es auch tun? Drittens: Ihr, Sir Jacob, hattet ein Motiv. Ihr
     seid der einzige, der Roffel ein besonderes Verbrechen vorzuwerfen hatte -
     den Mord an einem Verwandten.« Athelstan lächelte und
     entspannte sich. »Ihr seid ohne Zweifel unschuldig an der Ermordung
     Roffels. Aber Ihr fühltet Euch betrogen. Also habt Ihr Euch selbst
     zum Richter gemacht und Euer Urteil gesprochen.«   
    »Es könnte auch
     Bracklebury gewesen sein.« Cranston schmatzte und starrte den
     Ordensbruder mit glasigen Augen an.
    Athelstan runzelte die Stirn.
     »Sir John, Master Bracklebury hat sich die meiste Zeit über vor
     allen Leuten versteckt. Warum soll er mit einem solchen Verbrechen alles
     aufs Spiel setzen? Ich habe doch recht, nicht wahr, Sir Jacob?«
    Der Admiral griff nach seinem
     Becher und schaute Athelstan trotzig an.
    »Ja, Bruder, Ihr habt
     recht. Ich war froh, daß Roffel tot war. Er war ein Mörder. An
     dem Tag, als man seine Leiche an Land schaffte, beauftragte ich einen
     Matrosen, festzustellen, wohin man sie brachte. Er kam zurück und
     berichtete, der Tote sei vor dem Hochaltar in der Kirche von St. Mary
     Magdalene aufgebahrt, aber die Witwe wache davor.« Crawley knallte
     den Becher auf den Tisch. »Also beschloß ich abzuwarten.«
     Er wischte sich mit dem Handrücken über den Mund. »Was ich
     getan habe, war unrecht, aber Roffel hat es verdient.«
    Cranston schnalzte mißbilligend
     und legte seine Hand auf die seines ehemaligen Kameraden. »Sir
     Jacob, habt Ihr die Wahrheit gesagt?«
    »Ja, John. Das schwöre
     ich!«
    Das Gespräch wurde durch
     ein dumpfes Aufprallen längsseits und lautes Stimmengewirr
     unterbrochen. Männer rannten über das Deck, dann wurde die Tür
     aufgerissen, und ein Offizier stürzte herein.
    »Sir Jacob,
     entschuldigt.«
    »Was ist denn, Mann?«
    »Am besten kommt Ihr an
     Deck, Sir.«
    Sir Jacob folgte ihm mit
     Cranston und Athelstan im Schlepptau. Es war dunkel geworden, und die
     Worte des Admirals erwiesen sich als prophetisch: Der Flußnebel
     brodelte und wirbelte wie Dampf aus einem Kochkessel, so daß man den
     Bug des Schiffes schon nicht mehr sah. Auch der Fluß selbst lag
     darunter verborgen, als habe sich eine schwere Wolke herabgesenkt und das
     Schiff mit einer dichten Wand aus Schweigen und Geheimnis umgeben.
     Athelstan spähte durch die Düsternis. Ab und zu sah er die
     Lichter der anderen Schiffe aufblinken. Dann hörte er das seltsame
     Geräusch, das die Aufregung hervorgerufen hatte.
    »Was zum Teufel ist
     das?« fragte Cranston mit schwerer Zunge.
    Athelstan schob sich
     vorsichtig bis an die Reling.
    »Das sind Glocken, Sir
     John. Kirchenglocken, die Alarm läuten.« 
    »Da ist noch etwas«,
     rief der Offizier, der ihr Mahl gestört hatte, von der anderen Seite
     des Decks herüber. »Sir Jacob, hier ist ein Bootsmann. Er sagt,
     er heißt Moleskin.«     
    Athelstan überquerte das
     schlüpfrige Deck und spähte auf der anderen Seite über die
     Reling. Im Licht der Laterne, die der Bootsmann hochhielt, konnte er
     gerade noch Moleskins vergnügtes Gesicht erkennen.
    »Moleskin, was machst
     du hier?« rief Athelstan.
    »Pater, ich wußte,
     daß Ihr hier seid. Ich bin zur Stadt hinübergefahren, und da
     hat man mir gesagt, daß Ihr an Bord der Holy Trinity seid.«
    »Herr des Himmels,
     Mann!« rief Sir Jacob, der neben Athelstan getreten war, hinunter.
     »Was gibt es denn so Dringendes? Hast du die Nachricht nicht gehört?«
    »Ich gehöre zu
     Bruder Athelstans Pfarrgemeinde«, antwortete Moleskin. »Er
     sorgt für mich. Ist sogar gekommen, um meine alte Mutter zu besuchen,
     jawohl.«
    »Gütiger Gott«,
     sagte Crawley leise. »Der Kerl ist ja verrückt.«
    »Was willst du,
     Moleskin?« fragte Athelstan.
    »Ach, eigentlich gar
     nichts, Pater. Ich habe mir bloß Sorgen gemacht. Wißt Ihr, die
     schlauen Hunde da oben bei Euch an Bord glauben, die

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