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Tod auf der Themse

Tod auf der Themse

Titel: Tod auf der Themse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Harding
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Bauch und die Brust vorgewölbt, und reckte sein
     Schwert in die Luft. »Wir haben die Hunde besiegt, Leute!«
    Jubel erhob sich, und
     Athelstan hörte, wie er von den anderen Koggen aufgenommen wurde. Er
     trat an die Reling. Mehrere französische Galeeren brannten und lagen
     jetzt sehr tief im Wasser; die tosenden Flammen verwandelten sie in
     schwimmende Asche. Von Eustace, dem Mönch, und seiner Galeere sowie
     vom Rest der kleinen Piratenflotte war nichts mehr zu sehen.
    »Wie wird es jetzt
     weitergehen, Sir John?« fragte Athelstan.
    »Die Kerle werden
     schleunigst ins offene Meer hinaus fliehen«, antwortete der Coroner.
     »Sie müssen vor dem Morgengrauen, ehe sich der Nebel hebt, draußen
     sein.«
    Cranston warf sein Schwert
     aufs Deck; eine Gruppe rufender Männer unter dem Mast hatte seine
     Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Cranston und Athelstan gingen hinüber.
     Da lag Sir Jacob. Ein Arzt kauerte neben ihm und versorgte eine Wunde in
     der Schulter. Der Admiral verzog vor Schmerzen das Gesicht, als er
     Cranstons Hand packte.
    »Wir haben es
     geschafft, John.« Sein Gesicht, weiß wie ein Laken, erstrahlte
     in einem schmalen Lächeln. »Wir haben es wieder einmal
     geschafft, John, wie in alten Zeiten.«
    Cranston sah den Arzt an.
     »Ist er in Gefahr?«
    »Nein«,
     antwortete der Mann. »Es ist nichts, was ein frischer Breiumschlag
     und ein guter Verband nicht heilen könnten.«
    Crawley hatte Mühe, sich
     zu konzentrieren. Er spähte zu Athelstan hinauf.
    »Jetzt weiß ich’s«,
     flüsterte er. »Ich erinnere mich. Alles war so ordentlich, so
     sehr ordentlich!« Dann fiel er in Ohnmacht.
    Athelstan und Cranston zogen
     sich zurück. Auf dem Schiff herrschte ein Treiben wie in einem
     Bienenkorb, und der Ordensbruder verzog das Gesicht, als die Bogenschützen
     mit ihren Hirschfängern den verwundeten Feinden die Kehlen
     durchschnitten und die Toten ohne weitere Umstände ins Wasser warfen.
     Man ließ Boote hinunter und teilte den anderen Schiffen mit, was mit
     den englischen Verwundeten, den Toten beider Seiten und den feindlichen
     Gefangenen zu geschehen habe.
    Athelstan hielt sich den Arm
     und saß in der Kajüte, während Cranston, unterbrochen von
     tiefen Zügen aus seinem Weinschlauch, eine anschauliche Schilderung
     des Kampfes gab. Crawley, der inzwischen unterwegs zum Hospital von St.
     Bartholomew war, hatte einen bemerkenswerten Sieg errungen. Vier Galeeren
     waren versenkt und etliche Gefangene gemacht worden, wovon die meisten,
     vielleicht die Glückspilze, bereits unterwegs zum Flaggschiff waren,
     um an der Rah aufgeknüpft zu werden.
    Die Neuigkeit hatte die Stadt
     schon erreicht. Durch den Nebel hörte man Glockengeläut, und
     Matrosen berichteten, daß die Menge trotz Dunkelheit und Nebel am
     Kai zusammenströmte.
    »Sir John«, sagte
     Athelstan leise, »wir sollten an Land gehen. Hier haben wir getan,
     was wir konnten.«
    Cranston, der sich eben zur
     dritten Schilderung seiner meisterlichen Großtaten aufschwingen
     wollte, rieb sich die Augen und grinste. »Du hast recht.«
    Der Coroner ging zur Kajütentür
     und sah, wie ein französischer Gefangener mit einer Schlinge um den
     Hals über die Reling gestoßen wurde, um so eines langsamen
     Erstickungstodes zu sterben.
    »Du hast recht, Bruder;
     wir sollten wirklich gehen. Keine anstürmenden Ritter, keine
     Schlachtrösser mit seidenen Schabracken - nur blutiges Gewimmel und
     gewaltsamer Tod.«
    Unter Geschrei und Hochrufen
     von Soldaten und Bogenschützen überquerten sie das Deck.
     Athelstan schaute zu den baumelnden Leichen hinüber.
    »Sir John, kann man dem
     kein Ende machen?«
    »Die Regeln des Krieges«,
     antwortete Cranston. »Die Regeln des Krieges. Eustace, der Mönch,
     ist ein Pirat. Piraten werden ohne Federlesen aufgehängt.«
    Crawleys Adjutant hatte ein
     Boot für sie bereithalten lassen. Vorsichtig kletterten die beiden
     die Strickleiter hinunter; das Zujubeln der Mannschaft gellte ihnen noch
     in den Ohren.
    »Wohin, Sir John?«
     fragte der Ruderer.
    Cranston sah Athelstan an.
     »Du bist herzlich willkommen, in der Cheapside zu übernachten.«
    Athelstan schüttelte den
     Kopf. Er hielt den Blick gesenkt, denn er wollte die gräßlichen
     Hinrichtungen nicht sehen, die auf dem Flaggschiff im Gange waren. Die
     Leichen baumelten jetzt wie tote Ratten an der Seitenwand des Schiffes.
    »Nein, Sir John, ich
     danke Euch, aber bittet den Bootsmann, mich nach Southwark zu

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