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Tod auf der Themse

Tod auf der Themse

Titel: Tod auf der Themse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Harding
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Brackleburys gehört, aber was war mit den beiden Matrosen geschehen?
     Warum wollte der Fluß ihm dieses Geheimnis nicht anvertrauen?

 
    Zehn
    Sir Jacob Crawley begrüßte
     Cranston und Athelstan freundlich. Dem Bruder war Sir Johns leises
     Schwanken peinlich, doch Sir Jacob beachtete es überhaupt nicht, als
     er sie in seiner Kajüte willkommen hieß. Man hatte eine kleine
     Tafel auf zwei Böcken aufgestellt und mit Leintüchern, silbernen
     Bechern, Besteck und den allerbesten Zinntellern gedeckt. Laternen
     brannten, und Kerzenleuchter, die sorgfältig auf dem Tisch befestigt
     waren, tauchten die Kajüte in ein sanftes, warmes Licht. Wie ihre
     kleineren Schwesterschiffe war auch die Holy Trinity kampfbereit.
     Athelstan hatte die Vorbereitungen gesehen, als er und Cranston an Bord
     gekommen waren. An Deck der Holy Trinity standen Eimer mit Salzwasser zum
     Feuerlöschen; die Bogenschützen schleppten Bündel von
     Pfeilen heran und stellten sie in kleine, eisenbeschlagene Tonnen rings um
     den Mast. Als der Admiral die Kajütentür hinter ihnen schloß,
     hatte Athelstan das Gefühl, eine andere Welt zu betreten. Crawley
     geleitete sie zu ihren Stühlen. Man servierte ihnen Gerichte, die aus
     den Garküchen und Bäckereien der Vintry geholt worden waren. Es
     war nicht das Allerbeste, aber es war heiß und würzig - Hirsch-
     und Rindspasteten, heiße Brühe, Quittentorte und Krüge mit
     verschiedenen Weinen. Anfangs bestand das Gespräch aus dem bloßen
     Austausch von Artigkeiten, hin und wieder unterbrochen von einem Klopfen
     an der Tür, wenn ein Offizier um Rat fragen und sich Anweisungen
     holen wollte.      
    »Glaubt Ihr, Eustace,
     der Mönch, wird seine Galeeren so weit die Themse hinaufbringen?«
     fragte Athelstan.
    Crawley nickte. »Binnen
     einer Stunde wird der Nebel so dicht sein, daß er ihm besten Schutz
     bietet.« Der Admiral trank aus seinem Becher und lehnte sich zurück.
     »Man muß damit rechnen. Seit Wochen brandschatzen wir die Städte
     an der normannischen Küste, und Eustace ist unverschämt genug,
     einen so waghalsigen Versuch zu unternehmen. Schon seine bloße
     Anwesenheit hier ist gefährlich.« Crawley beugte sich wieder
     vor. »Warum, Bruder? Wollt Ihr zurück an Land? Es steht Euch
     frei.«
    »Nein.« Cranston
     rülpste, schmatzte und betrachtete den samtenen Damast, der die eine
     Kajütenwand bedeckte. »Sir Jacob, Bruder Athelstan hat mit dem
     Heer des Königs in Frankreich gekämpft.« Cranston machte
     keine weiteren Ausführungen zu Athelstans kurzer Militärlaufbahn,
     bei der sein jüngerer Bruder ums Leben gekommen war. »Und der
     alte John Cranston hat keine Angst vor einem Piraten.« Der Coroner
     trommelte mit fetten Fingern auf dem Tisch. »Außerdem, Sir
     Jacob, haben wir ja noch Dienstliches zu erledigen.« Er drehte sich
     zu Athelstan um und zwinkerte kurz, um ihm zu verstehen zu geben, daß
     er Sir Jacob nichts von ihrer Entdeckung an Bord der God’s Bright
     Light erzählen sollte.
    Der Admiral spreizte die Hände.
     »Sir John, stellt nur Eure Fragen. Diesmal werde ich Euch die
     Wahrheit sagen.«
    »Gut. Ihr konntet
     Roffel nicht leiden?«
    »Stimmt, Sir John, ich
     haßte ihn mit jeder Faser meines Wesens, denn er war ein
     Pirat und ein verkommener Mörder. In meinen Augen hat Roffel
     bekommen, was er verdiente.«
    »Hattet Ihr etwas mit
     seinem Tod zu tun?«
    »Bei den heiligen
     Sakramenten, nein!«
    »Wußtet Ihr etwas
     von seinem Überfall auf ein Fischerboot zwischen Calais und Dieppe?«
    »Nein, Sir John, davon
     wußte ich nichts. Wenn meine Kapitäne auf See sind, können
     sie tun, was sie wollen. Ihre Aufgabe ist einfach: Sie müssen möglichst
     viele Feinde aufbringen und vernichten. Da werden keine Fragen gestellt,
     und wenn doch, so bekommt man selten eine ehrliche Antwort.«
    »Und wie war es, als
     die God’s Bright Light hier vor Anker ging?«
    Crawley zuckte die Achseln.
     »Ich ging an Bord, sah Roffels stinkenden Leichnam, redete ein paar
     Worte mit Bracklebury und kam wieder hierher.«
    »Ihr hattet nicht das
     Gefühl, daß da etwas nicht stimmte?« fragte Athelstan.
    »Doch, man spürte
     ein gewisses Unbehagen. Bracklebury wollte mir nicht in die Augen schauen,
     und es schien ihn zu stören, daß ich an Bord war.«
    Cranston räusperte sich
     und nahm einen großen Schluck aus seinem Becher. Athelstan
     beobachtete ihn wachsam. Sir John hatte bereits einen stattlichen Rausch;
     sein rotes

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