Tod Auf Der Warteliste
Situationen gelassen.
»Laurenti regt mich auf. Die platzen hier herein wie die Hunnen. Und Romani ist heute bei Petrovac. Sein Büro wollte einen Mitarbeiter schicken, aber ich habe darauf bestanden, Romani zu sehen. Ich hoffe, er kommt bald. Was ist, wenn die wiederkommen? Vielleicht sogar am Sonntag? Und die Patientenkartei?« Die Morena fuhr sich mit den Händen durchs Haar.
»Bleib ruhig, mein Liebling. Reg dich nicht auf.« Es war ganz eindeutig wieder Severinos Stimme. »Ob Romani hier ist oder nicht, ändert nichts an der Tatsache des Durchsuchungsbefehls. Im Gegenteil, er wird sich fragen lassen müssen, wie es dazu kommen konnte, nach all seinen großmäuligen Versprechungen, uns diesen Laurenti vom Leib zu halten. Aber was kann der schon finden? Der Teil unserer Patientenkartei, der ihn interessieren könnte, befindet sich im Tresor in der Stadt. Er findet ihn nicht.«
»Ich kann dieses überhebliche Arschloch, das sich anscheinend für unverwundbar hält, einfach nicht ausstehen. Samt seinem schwarzen Köter.« Adalgisa Morena bebte vor Zorn. »Mit welchem Recht macht er uns hier das Leben schwer, wo wir doch selbst nicht wissen, wer Leo auf dem Gewissen hat. Welche Hinweise können die schon finden, wenn wir selbst nicht weiterkommen? Einen ganzen Nachmittag habe ich in Leos Räumen verbracht und fand nicht den geringsten Anhaltspunkt. Wann hört das endlich auf?«
Urs Benteli stand auf und zog den Pullover an, den er bisher um den Hals geschlungen über dem grünen Lacoste-Hemd getragen hatte. »Romanis Arm ist offensichtlich doch nicht lang genug. Aber mich besorgt das nicht besonders. Laß sie die Räume durchsuchen. Was bleibt ihnen anderes übrig? Eigenartig, daß sie es nicht schon früher getan haben. Sei charmant, wie immer.«
»Ich muß dem Rumänen das Geld aufs Zimmer bringen«, sagte Severino. »Er hat sich Gott sei Dank beruhigt. Er wird uns dann keine Sorgen mehr machen.«
»Was ist, wenn er abhaut? Dann fehlt uns zu all den anderen Problemen auch noch das Geld.«
»Der haut nicht ab, Adalgisa. Sei nicht immer so mißtrauisch.«
Sie öffnete eine Schublade ihres Schreibtischs und zog einen dicken Briefumschlag heraus. Dimitrescu konnte kaum den Blick von den gebündelten Scheinen in verschiedenen Währungen lösen. Sie nahm eine Handvoll Dollars und zählte Severino den Betrag vor.
»Ich spreche mit den Polizisten und biete meine Hilfe an«, sagte Severino. »Als Fachmann, sozusagen. Beruhige dich.«
»Morgen früh ist die Beerdigung.« Adalgisa Morena setzte sich. »Wir fahren zusammen hin. Viertel nach zehn.«
»Wie lange dauert das?« fragte Benteli.
»Wir sind vor eins zurück.«
»Ich gehe jetzt und kümmere mich um diesen Laurenti«, sagte Severino und ging zur Tür.
Dimitrescu hörte über sich ein Fenster klappern. Er schlich sich eng an die Fassade gedrückt davon. Inzwischen waren die meisten Fenster des Gebäudes beleuchtet. Aus einem der oberen Räume schaute ein Mann heraus. Dimitrescu ging schnell weiter zu dem Nebeneingang und die Treppe hinauf zu seinem Zimmer.
»Was wollen Sie?« schnauzte Adalgisa Morena ins Telefon, nachdem sie das Gespräch widerwillig angenommen hatte. Ihre Sekretärin hatte vergeblich versucht, den Anrufer abzuwimmeln.
»Danke für den Begleitschutz. Er ist nicht mehr nötig«, sagte Lorenzo Ramses Frei.
»Ich weiß nicht, wovon Sie sprechen.« Sie ging unruhig um ihren Schreibtisch herum. Was wollte dieser Mann mit dem sonderbar ironischen Tonfall? »Romani: Frei!« schrieb sie wütend auf einen Zettel.
»Heute wurden in der Stadt zwei nackte Männer festgenommen. Auf der Piazza Unità. Ich selbst habe sie dort abgestellt. Spielen Sie nicht die Ahnungslose.«
»Sie sprechen in Rätseln.« Sie wußte wirklich nicht, wovon er sprach.
»Halten Sie Ihre Bluthunde zurück, Signora. Bisher habe ich es mir gefallen lassen. Nicht einmal wegen den Benzinkanistern habe ich die Behörden eingeschaltet. Aber wenn ich noch einmal jemanden erwische, der mir folgt, geht bei Ihnen eine Bombe hoch.«
Ramses hatte lange darüber nachgedacht, ob es lohnte, jetzt noch die Sache selbst in die Hand zu nehmen. Am Sonntag würde sein Artikel erscheinen, es war alles vorbereitet. Doch dann kam er zu dem Schluß, die Direktorin von »La Salvia« unter Druck zu setzen, denn inzwischen war er davon überzeugt, daß es ein Fehler gewesen war, die Männer am Vormittag abzuliefern. Ihre Dummheit war sein großer Vorteil gewesen. Die Gefahr, daß man im
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