Tod Auf Der Warteliste
erwarte Ergebnisse. Meine Leute vor Ort haben gesagt, die Geschäfte liefen schlechter als erwartet. Stimmt das? An was liegt es?«
»Leider hat sich die Zusammenarbeit zwischen den slowenischen und den italienischen Grenzbehörden seit einiger Zeit stabilisiert. Die Wege über den Karst sind besser bewacht als je. Selbst die deutschen Grenzschützer sind dagewesen, um das Modell der gemeinsamen Grenzpatrouillen zu studieren. Und die Kroaten wollen in die EU und strengen sich auch etwas mehr an.«
»Papperlapapp.«
»Zweitens ist die Sonderabteilung von Staatsanwalt Scoglio nach wie vor hinter dir her.«
»Wann warst du das letzte Mal bei ihm?«
»Vor ein paar Tagen. Es war nichts zu erfahren. Immer das gleiche.«
»Vielleicht sollten wir unser Angebot an den Mann ganz einfach verdoppeln.«
»Das ist keiner, den man für Geld bekommt. Er hat kein anderes Ziel, als dich einzulochen. Das zieht er durch bis zu seinem Tod.«
»Da kann ich ihm gerne behilflich sein.« Petrovac lehnte sich in seinem Sessel zurück, legte die Arme auf die Lehnen und schlug die Beine übereinander. Die gelbliche Hauspantoffel aus Schlangenleder, die an seinem Fuß wippte, glänzte im Licht.
»Seine Bewachung wurde sofort verstärkt, als bekannt wurde, daß du frei bist.«
»Was ist mit der Klinik? Haben die akzeptiert?«
»Ich schlage vor, daß du das mit der Morena selbst besprichst. Es ist komplizierter geworden. Die Sache mit Lestizza ist ein schwerer Rückschlag. Man weiß bis heute nicht, wer dahintersteckt, aber ich habe aus dem Umfeld Scoglios erfahren, daß man auch dich als Drahtzieher in Erwägung zieht. Das sorgt in der Klinik nicht für Heiterkeit.«
Petrovac fuhr auf und schlug mit der Hand auf den Tisch. »Sag diesen Pfeifen, daß sie zumachen können, wenn sie nicht gehorchen.«
»So einfach ist das nicht.« Auch Romani hob die Stimme. »Du hast viel Geld investiert, Petrovac. Zuviel, als daß du es einfach abschreiben kannst. Die Klinik wirft mehr ab, als jedes andere Anlageobjekt. Vergiß nicht, wieviel Leute du dort schon durchgeschleust hast!«
»Wie geht es Drakič?«
»Ich warte noch auf Nachricht.«
»Wenn die nur den geringsten Fehler machen, bezahlen sie bitter. Der Eingriff muß erstklassig sein. Er mußte ohnehin schon viel zu lange warten. Ich bin ihm einiges schuldig.«
Allmählich beruhigte sich Petrovac wieder. Nach dem Mittagessen zog er sich zu einem Nickerchen zurück und befahl Romani, auf ihn zu warten. Der Anwalt saß den ganzen Nachmittag alleine im Salon herum. Die Sprache der Zeitschriften, die herumlagen, verstand er nicht. Er langweilte sich, bis der Anruf aus der Klinik kam und er erfuhr, daß die Polizei die Räume Lestizzas durchsuchte. Als er hörte, daß sie sauber waren, gab er die Anweisung, die Arbeit der Beamten nicht zu stören und sie in Ruhe zu lassen. Dann stand er auf, packte seine Unterlagen ein, schloß den Aktenkoffer und ging hinaus.
»Sag Petrovac, daß ich zurückfahre. Ein Notfall«, sagte er zu einem der bewaffneten Männer vor dem Haus.
Es war längst dunkel, als Romani nach vierstündiger Fahrt die Klinik betrat. Es war schon lange her, daß in Adalgisa Morenas Büro am Freitag abend nach zwanzig Uhr noch Licht brannte. Nervös standen sie um den Anwalt herum. Es herrschte dicke Luft.
»Ganz ruhig«, sagte Romani, nachdem Adalgisa ihm empört von dem erneuten Besuch Laurentis berichtet hatte. Sie befürchtete, daß er in den nächsten Tagen wiederkam und den Betrieb in der Klinik heftig störte. Wenn er erst einmal anfing, die Patienten zu befragen, spräche sich das draußen verdammt schnell herum. Von den Drohungen des Journalisten konnte sie ohne wüste Beschimpfungen erst recht nicht erzählen.
»Die Polizei wird so leicht keinen Durchsuchungsbefehl für die Zimmer bekommen, und die Patientenkartei ist geschützt, es sei denn, die Ermittlungen richten sich direkt gegen jemand von euch in Verbindung mit den Patienten. Aber das ist nicht der Fall«, beschwichtigte Romani. »Die Sache mit dem Journalisten ist einfacher. Es braucht nur einen Hinweis an die Behörde.«
Sie schauten ihn fragend an.
»Ich werde ihm Laurenti auf den Hals hetzen. Und der wird sich noch wundern, wieviel er auf einmal zu tun bekommt.«
»Du bist ein überheblicher Trottel, Romani. Es war ein Fehler, diese beiden Idioten auf ihn anzusetzen.« Adalgisa Morena sprach leise, aber ihre Worte durchschnitten die Luft im Raum wie ein Florett. »Wenn du ihn in Ruhe gelassen
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