Tod Auf Der Warteliste
erfreuliche Bilanz aus. Mich wundert nur, warum die noch nicht an der Börse sind.«
»Haben Sie die Terminkalender und die Patientenkartei überprüft?«
»Sie brauchen mir meinen Job nicht zu erklären. Wenn ein Unternehmen ein Konto in der Schweiz führt, zahlt der Patient den Betrag vorher dort ein. Das erfahren wir nie. Man läßt sich heute keine Kontoauszüge mehr schicken. Ein bißchen Internet-Banking genügt.«
»Nehmen Sie die Sache ernst, Tozzi.«
»Die Verträge kann ich Ihnen problemlos liefern. Daran soll es nicht scheitern. Aber sonst...« Tozzi zeigte sich nicht besonders interessiert.
»Verdammt noch mal, die Quelle ist sicher«, protestierte Laurenti. »Sie müßen etwas tun! Die Sache ist ziemlich ernst. Man versucht sogar, mich auszuschalten. Am besten wäre es, Sie würden mich gleich mit überprüfen.«
Tozzi lachte, doch Laurenti fuhr unbeirrt fort.
»Ich scherze nicht! Muß ich erst einen schriftlichen Antrag auf kollegiale Zusammenarbeit einreichen, oder geht es auch so?«
»Was ist los? Haben Sie etwas unterschlagen? Ihre Einkommensteuer wird automatisch eingezogen, da gibt es nichts zu prüfen.«
»Seit ich an der Sache mit der Klinik dran bin, wirft man mir Knüppel zwischen die Beine. Es gibt plötzlich Leute, die behaupten, daß wir uns das Haus an der Küste nicht leisten können. Ich bin korrupt, Tozzi. Sie können einen Kollegen ans Messer liefern. Decken Sie die Sache auf!«
Der Finanzpolizist schüttelte mürrisch den Kopf. »Schwachsinn! Reine Zeitverschwendung.«
»Dann zeige ich mich selbst an. Verdacht auf Steuerhinterziehung.«
Tozzi versuchte nicht zu lachen. »Niemand renoviert ein Haus und zahlt nicht mindestens einen Teil davon schwarz. Steuerfrei. Niemand, Laurenti. Wenn wir dies prüfen müssen, dann ziehen Sie auch andere mit hinein. Denken Sie an die Handwerker, oder an jene, die das Baumaterial geliefert haben. Ihre Umzugsfirma ebenfalls. Es ist eine lange Kette und eine hundertprozentige Methode, Freunde zu Feinden zu machen.«
»Zumindest sind dann die Akten aus dem Verkehr. Man muß den Ermittlern das Leben ja nicht einfacher machen, als es ist.«
Tozzi schüttelte stur den Kopf. »Wenn Sie Galvano noch etwas unterderhand zugeschossen haben, dann ist er dran. Bedenken Sie es gut.«
»Das ist mir egal.«
Der Hund schlief seelenruhig auf der Rückbank des Alfa Romeo und hob nicht einmal den Kopf, als Laurenti einstieg. Ein weiterer Besuch stand auf seinem persönlichen Nachrüstungsprogramm, bevor er sich im Büro zurückmelden würde. Er wollte Rossana Di Matteo aufsuchen, die Chefin des Lokalteils des »Piccolo«.
Normalerweise zog Laurenti die Treppen vor, doch in Anbetracht des Zustands seines Begleiters wartete er auf den Aufzug. Um zum Büro seiner alten Freundin zu gelangen, mußte er den offenen Raum durchqueren, in dem die Redakteure der Tageszeitung einen halbhohen Raumteilern vor ihren Computern saßen. Laurenti winkte kurz dem Polizeireporter zu und ging schnurstracks in Rossanas Büro.
»Lange her, daß du mich hier besuchst.« Sie küßte ihn auf die Wangen und legte einen Arm um seine Schultern. »Was machen die Vorbereitungen zur Party am Sonntag?«
»Ich hätte große Lust, das Fest abzusagen, Rossana. Ich ersticke in Arbeit. Aber für Freunde findet sich natürlich immer eine Lücke.«
Vor vielen Jahren waren sie sich einmal gefährlich nahegekommen, und nur die Vernunft Rossanas hatte verhindert, daß er damals Laura mit ihr betrog. Seit Živa Ravno vor knapp zwei Jahren aufgetaucht war, gehörte auch Rossana zu den eifersüchtigen Frauen um ihn herum, obwohl doch eigentlich niemand etwas wissen konnte. Oder wußten es alle und nur er nicht, daß sie wußten?
»Es gibt ein paar Probleme mit Rechtsanwalt Romani. Er ist der Anwalt der Klinik auf dem Karst und versucht mich auszuschalten. Man munkelt, daß nicht alle Geschäfte dort oben sauber sind, und spricht von Schwarzgeldern, Geldwäsche und so weiter. Aber ich habe noch etwas gehört, was dich interessieren müßte. Deswegen bin ich hier. Angeblich hat sich Michael Jackson für Samstag angemeldet. Nasenprothese oder so was.«
»Was?« Rossana stieß einen so spitzen Schrei aus, daß der Hund zu bellen anfing. »Das glaube ich nicht!«
»Ich auch nicht. Denn sonst wären wir längst davon informiert und müßten nach all den Staatsbesuchen auch noch ein Sicherheitsaufgebot für die Klinik stellen, damit sie nicht von den Fans gestürmt wird.«
»Was ist, wenn die
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