Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tod auf Ormond Hall

Tod auf Ormond Hall

Titel: Tod auf Ormond Hall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Alexander
Vom Netzwerk:
kleinen Kapelle zu, die sich mitten im Wald auf einem Hügel erhob. Sie war zur Erinnerung an Fürst Llewellin Ende des dreizehnten Jahrhunderts errichtet worden. Roger erzählte seiner Begleiterin, dass der Fürst in der Schlacht bei Carmarthen gefallen war. "Sein Bruder David wurde in Shrewsbury hingerichtet. Damit war der Traum eines freien Wales ausgeträumt, das Land endgültig ein Teil Englands geworden."
    "Ich weiß aus der Chronik der Ormonds, dass die Burg von aufgebrachten walisischen Bauern niedergebrannt wurde, weil man vermutete, dass sich in ihr einer der Männer aufhielt, die D avid verraten hatten", sagte Michelle. "Dabei kam einer von Kevins Vorfahren ums Leben. Sein Sohn heiratete später eine Tochter des toten Fürsten und schuf so eine Brücke zwischen Engländern und Walisern."
    Roger Nevins öffnete die Tür der Kapelle. Sie traten in den halbdunklen Kirchenraum. Er ging zum Altar und zündete für sich und Michelle Kerzen an.
    "Ich habe Ihnen noch nicht alles erzählt", sagte Michelle. Sie nahm ihre Kette ab und reichte sie ihm.
    "Woher haben Sie die Münzen?“, fragte er aufgeregt und hielt die Kette gegen das Licht.
    "Eine gehört mir seit meiner Kindheit. Die andere fand ich eines Morgens auf meinem Nachttisch", erwiderte Michelle. "Fällt Ihnen auf, dass die beiden Hälften haargenau zusammenpassen?"
    Der Verleger nickte. "Ich habe die eine Hälfte sehr oft bei D anielle gesehen. Einmal fragte ich sie, wer sie ihr geschenkt hätte und sie antwortete mir, dass sie ihr seit ihrer Kindheit gehören würde. Sie wusste es nicht mehr genau, aber sie war sich sicher, dass ihre Mutter sie ihr geschenkt hat."
    Wenn Roger Nevins die halbe Münze bei Danielle gesehen hatte, dann sicher auch Kevin. Er hatte sie also belogen, als er behauptet hatte, nichts darüber zu wissen. Michelle spürte einen tiefen Schmerz. Warum konnte Kevin nicht aufrichtig zu ihr sein? Zumindest nachdem sie von Danielle erfahren hatte, hätte er offen mit ihr sprechen mü ssen.
    Roger gab ihr die beiden Münzhälften zurück. "Erzählen Sie mir von Ihrer Kindheit", bat er. "Es muss zwischen Ihnen und Danielle einen gemeinsamen Nenner geben."
    "Ich bin auch davon überzeugt, aber es ist unmöglich." Michelle sprach von ihren Eltern und deren Wunsch, sie trotz ihres aufreibenden Berufes immer bei sich zu haben. "Danielles Eltern sind gestorben und sie ist bei fremden Menschen aufgewachsen, aber das trifft nicht auf mich zu." Sie legte sich wieder die Kette um den Hals.
    "Warten Sie, ich helfe Ihnen." Er schloss die Kette in ihrem Na cken. Seine Finger berührten dabei sanft ihre Haut. "Wo sind
    Sie geboren?“, fragte er. "Danielle kam in Canterbury zur Welt."
    "Canterbury", wiederholte Michelle entgeistert. "Da bin auch ich geboren worden."
    "Noch etwas, dass Sie und Danielle gemeinsam haben. Hätten Sie etwas dagegen, wenn ich ein wenig nachforsche?" Er lachte. "Ich bin ein sehr neugieriger Mensch. Habe ich erst einmal eine Spur gefunden, dann folge ich ihr wie ein Blu thund."
    "Nein, ich habe nichts dagegen", erwiderte die junge Frau. Sie stand auf. "Ich sollte nach Ormond Hall zurückkehren, sonst macht man sich noch Sorgen um mich. Draußen dunkelt es b ereits."
    "Ich bringe Sie zurück", bot Roger an. "Hoffentlich bekommen Sie keinen Ärger."
    "Dazu gibt es keinen Grund", meinte die junge Frau. "Ich bin noch immer Herr meiner selbst."
    "Bravo!" Roger Nevins schlug ihr leicht auf die Schulter. "Bieten Sie Ihrem Verlobten die Stirn."
    Michelle hob ärgerlich die Augenbrauen. "Sie scheinen zu vergessen, dass ich Mister Ormond liebe", sagte sie schärfer als beabsichtigt. Sie war noch immer wütend auf Kevin und ahnte, dass Roger Nevins es spürte. "Ich finde meinen Weg auch alleine", fügte sie hinzu.
    "Ich wollte Ihnen nicht zu nahe treten, Miss Bryant", entschu ldigte sich der junge Mann. "Und nun nehmen Sie bitte Vernunft an. Sie kennen sich hier nicht aus. Schauen Sie zum Himmel hinauf. Sehen Sie die Wolken. Innerhalb von einer halben Stunde kann es stockdunkel werden. Es würde Ihnen sicher keinen Spaß machen, hier hilflos herumzuirren."
    "Schon gut, Mister Nevins", gab Michelle nach. "Sie dürfen mich nach Hause bringen." Ein letztes Mal blickte zu den beiden Kerzen, die vor dem Altar brannten. Sie erschienen ihr wie ein Symbol der Freundschaft, die sich zwischen ihr und Roger Nevins anbahnte. "Gehen wir." Entschlossen wandte sie sich dem Portal zu.
    12.
    Innerhalb von Minuten wurde es schlagartig dunkel. Sturm kam

Weitere Kostenlose Bücher