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Tod auf Ormond Hall

Tod auf Ormond Hall

Titel: Tod auf Ormond Hall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Alexander
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Danielles Tod machte, war sie glücklich. Selten hatte sie sich i rgendwo so willkommen gefühlt wie auf Ormond Hall.
    Sie hatte den Wald erreicht. Ein schmaler Pfad führte zwischen den Bäumen hindurch zu einer Lichtung. Eine halbhohe, mit Efeu bewachsene Mauer tauchte vor ihr auf. Ihr schmiedeeisernes Tod schien abgeschlossen zu sein, doch als sie die Klinke hinunte rdrückte, schwang es mühelos auf.
    Michelle empfand keine Angst, als sie durch die langen Gra breihen wanderte. Die meisten der Steine waren bereits so verwittert, dass es ihr schwer fiel, Namen und Daten zu erkennen. Einige stammten noch aus der Zeit vor König Edward I.
    Sie beugte sich gerade über einen Grabstein, auf dem nur ein Name und eine Jahreszahl standen, als sie ganz deutlich wieder den Duft von 'Cloe' wahrnahm. Sie fühlte, dass sie nicht mehr alleine war. Langsam richtete sie sich auf und drehte sich um. Nur zwei Meter von ihr entfernt stand Dan ielle.
    Michelle öffnete ihren Mantel und zog die Kette mit den be iden Münzhälften heraus. "Du siehst, ich trage sie", sagte sie.
    Danielle lief so leichtfüßig auf sie zu, als würde sie schweben. Sie streckte die Hand aus und umschloss die Münzhälften mit ihren Fingern. Sie war Michelle so nahe, dass die junge Frau ihren Atem hätte spüren müssen, wenn sie ein lebendiges Wesen gew esen wäre.
    'Wir sind eins.'
    Michelle schrak heftig zusammen. Danielle hatte kein Wort gesagt, aber in ihr selbst hatte ganz deutlich eine Stimme gesprochen. "Warum sind wir eins, Danielle?“, fragte sie und wollte die Hand der Erscheinung umfassen, aber sie griff durch sie hindurch.
    Danielle antwortete nicht. Sie ließ die Münzhälften los und schwebte über die Gräber zum anderen Ende des Friedhofs. Vor einem Stein aus rosafarbenen Granit blieb sie stehen. Sie legte die Hände auf den Grabstein, warf Michelle einen letzten Blick zu und verschwand von einer Sekunde zur a nderen.
    "Danielle!" In unziemlicher Hast rannte die junge Frau durch den Friedhof. "Danielle, bitte, komm z urück!"
    Sie hatte das Grab erreicht. Schweratmend blieb sie stehen.
    'Danielle Stone, geliebte Braut von Kevin Ormond', stand in Goldbuchstaben auf dem Stein. 'Möge deiner Seele Frieden beschieden sein, auf dass wir eines Tages in der Ewigkeit vereint sind.'
    In der Ewigkeit vereint! Michelle fröstelte trotz ihres Mantels. Wie sehr musste Kevin seine Verlobte geliebt haben. Sie spürte, wie Tränen in ihre Augen stiegen.
    "Miss Bryant!"
    Erschrocken drehte sich die junge Frau um. Roger Nevins kam auf sie zu. In der Hand trug er einen prächtigen Rosenstrauß. "Was tun Sie denn hier?“, entfuhr es ihr.
    "Verzeihen Sie, ich hätte Sie nicht so erschrecken dürfen", meinte der junge Verleger. "Ich bin wieder einmal in der Gegend und wollte Danielle ein paar Rosen bringen." Er trat neben Michelle und legte die Rosen auf das Grab. Minutenlang verharrte er schweigend, dann strich er mit einer fast zärtlichen Geste über den Grabstein.
    "Sie haben Danielle geliebt."
    Er nickte. "Ja, ich habe sie geliebt", gestand er und atmete tief durch. "Ihr Tod brachte mich fast an den Rand des Wahnsinns. Inzwischen bin ich darüber hinweg, aber ich werde sie nie vergessen. Danielle ..." Er lächelte ihr zu. "Ein wenig sind auch Sie wie Danielle, obwohl Sie ihr nicht gleichen. Vermutlich hat sich Kevin Ormond deshalb in Sie verliebt."
    "Meinen Sie wirklich, dass so etwas eine Frau gerne hört?“, fragte Michelle erregt. Sie wollte nicht geliebt werden, weil sie einem anderen Menschen ähnlich war, sondern um ihrer selbst willen.
    "Ich wollte Sie nicht kränken", sagte Roger. Er beugte sich wieder über das Grab und legte die Rosen etwas anders hin. Als er sich aufrichtete, bemerkte er: "Ich hörte Sie nach Danielle rufen. Ist sie Ihnen wieder erschienen?"
    Michelle nickte. "Sie hat mir selbst ihr Grab gezeigt", erwiderte sie und dann erzählte sie ihm, dass ihr Danielle zum ersten Mal im Stadthaus der Ormonds erschienen war. "Ich habe oft den Ei ndruck, als wollte sie mich warnen. Sie scheint sich Sorgen um mich zu machen." Sie griff sich an die Schläfen. "Ich verstehe nicht, was mich mit Danielle verbindet. Ich habe sie niemals kennen gelernt, zumal sie ja in Amerika aufgewachsen ist."
    "Und dennoch muss es eine Verbindung zwischen Ihnen und Danielle geben, Miss Bryant." Er lächelte ihr zu. "Wir sollten nicht hier auf dem Friedhof bleiben. Gehen wir ein Stückchen spazi eren", schlug er vor.
    "Gerne."
    Die jungen Leute wandten sich einer

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