Tod auf Ormond Hall
auf. Die Bäume bogen sich fast bis zum Boden. Dann setzte Regen ein. Schmerzhaft peitschte er in Michelles Gesicht. Sie war froh, Roger Nevins an ihrer Seite zu haben. Ohne seine Hilfe hätte sie den Rückweg nicht gefunden. Nie zuvor hatte sie so ein U nwetter erlebt. Immer wieder jagten Blitze über den Himmel, schienen ganz in der Nähe einzuschlagen. Sie fror entsetzlich und wünschte sich nichts sehnlichster, als im Salon von Ormond Hall vor dem brennenden Kamin zu sitzen.
"Geht es noch?“, fragte Roger. Er blieb für einen Augenblick stehen und strich sich die Nässe aus dem Gesicht. Die dunkelblo nden Haaren lagen wie eine Kappe um seinen Kopf.
"Mit mir ist alles in Ordnung", keuchte Michelle. "Ist es noch weit? Ich habe jedes Zeitgefühl verloren." Müde stolperte sie n eben ihm her.
"Nein, wir sind gleich da." Roger wies nach vorne, wo hinter den Bäumen der Turm auftauchte.
"Dann wäre es besser, Sie lassen mich den letzten Rest des Weges alleine gehen", schlug Michelle vor. "Ich möchte nicht, dass Sie Ärger bekommen. Wir ..."
"Zu spät", bemerkte ihr Begleiter. "Man hat uns bereits en tdeckt." Er wies auf die Lichter, die sich die Anhöhe abwärts auf sie zu bewegten. "Das dürfte Ihr Verlobter sein. Er wird Sie mit seinen Leuten suchen."
Ein Lichtstrahl erfasste sie. "Michelle!" Kevins Stimme übe rtönte das Tosen des Sturmes. Er rannte auf sie zu. Seine Taschenlampe schwenkte zu Roger. Abrupt blieb er stehen. "Was tun Sie auf meinem Grund und Boden?“, schrie er den Verleger an.
"Ohne Herrn Nevins wäre ich verloren gewesen, Kevin", sagte Michelle.
"Machen Sie, dass Sie von meinem Land kommen." Kevins Gesicht verzerrte sich zur Fratze. "Wenn ich Sie noch einmal ..."
"Halten Sie die Luft an", fiel ihm Roger ins Wort und wandte sich an Michelle: "Alles Gute, Miss Bryant." Er nickte ihr zu und ging durch den Sturm d avon.
Michelle eilte ihm nach. "Wo wollen Sie denn hin?“, fragte sie, als sie ihn eingeholt hatte. "Kommen Sie mit nach Ormond Hall und warten Sie dort den Sturm ab."
"Michelle!" Kevins Stimme überschlug sich fast.
"Mein Wagen steht knapp zwanzig Minuten von hier an der Landstraße", erwiderte Roger. "Machen Sie sich um mich keine Gedanken." Er strich sich die nassen Haare aus der Stirn. "Gehen Sie lieber zurück. Außerdem sind Sie völlig durchfroren. Sie kö nnen sich den Tod holen."
"Michelle!"
"Gut, wie Sie meinen", sagte Michelle zögernd. "Kommen Sie gut nach Hause."
"Das werde ich." Roger berührte ihre Wange. "Auf Wieders ehen." Eilig ging er davon.
Die junge Frau kehrte zu ihrem Verlobten zurück. Sie bemer kte, dass Kevin seine Begleiter weggeschickt hatte. Sie war mit ihm völlig alleine. Es machte ihr Angst, obwohl sie nicht wusste warum. Sie drehte sich nach Roger um, doch der Verleger war bereits zwischen den Bäumen verschwunden.
Kevin Ormond packte ihren Arm. "Los komm!“, befahl er. "Wir unterhalten uns später über dein unmögliches Verha lten."
"Du tust mir weh." Sie wehrte seine Hand ab. "Du hast nicht den geringsten Grund, so wütend zu sein."
"Und ob ich den habe!“, stieß er hervor. Das Licht seiner Taschenlampe huschte durch die Dunkelheit. Der Regen hatte den Boden aufgeweicht. Michelle begann zu rutschen. Er ergriff ihre Hand und zog sie die Anhöhe hinauf.
Vor ihnen tauchten die Lichter von Ormond Hall auf. Stumm ging Michelle neben Kevin auf das Haus zu. Sie hatten es kaum erreicht, als sich das Portal öffnete und Edda White heraustrat. Sie legte eine Decke um die Schultern der jungen Frau. "Sie werden völlig durchfroren sein, Miss Bryant", meinte sie halb vorwurf svoll. "Wir haben uns solche Sorgen gemacht."
"Danke , Mistreß White." Michelle hielt fröstelnd die Decke über ihrer Brust zusammen. Sie nahm an, dass sie einen wirklich lieblichen Anblick bot. Ihre Schuhe quietschten bei jedem Schritt. Der Mantel schlappte ihr klatschnass um die Beine und die Haare lagen ihr in schweren Strähnen auf den Schultern.
Kevin trocknete sich mit dem Handtuch ab, das ihm der Butler reichte. "Geh nach oben und zieh dich um", wies er seine Verlobte an. "In spätestens einer halben Stunde erwarte ich dich in meinem Arbeitszimmer. Jetzt werde ich erst einmal meinen Eltern sagen, dass du wieder da bist."
"Bitte, kommen Sie, Miss Bryant." Mrs. White ergriff Michelles Arm und führte die junge Frau die Treppe hinauf. "Wo waren Sie nur?“, fragte sie auf halber Höhe. "Wir dachten schon, es sei etwas passiert."
"Ich habe einen Spaziergang
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