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Tod den alten Göttern

Tod den alten Göttern

Titel: Tod den alten Göttern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Tremayne
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Christen sich von Rom aus ein neues Reich erobern wollen, so wie es vorzeiten die Römer taten.
     Sie glaubt, dass die Christen alle alten Sitten und Bräuche unterdrücken, wie die Römer sich alles unterwarfen und jeden zwangen,
     sich ihrer Lebensart und Herrschaft zu beugen.«
    »Und deswegen kämpft sie?«
    »Genau deswegen!«
    »Aber die Botschaft Christi verheißt doch Frieden«, setzte Eadulf dagegen.
    Beorhtric lachte schallend los, als habe er eben einen guten Witz gehört. »Frieden denen, die unter den Stiefel Roms geraten?
     Die wirklichen Herrscher Roms kennen keinen Frieden. Während sie die Völker erobern, predigen sie den Besiegten, es sei eine
     Tugend, arm im Geiste zu sein. Auf diese Weise haben sie leichtes Spiel, sie zu unterjochen, denn wenn Menschen arm im Geiste
     sind, können die Stolzen und Hochfahrenden sie beherrschen. O ja, Eadulf, ich weiß einiges über die Religion, zu der du dich
     bekennst. ›Selig sind, die da geistlich arm sind, denn das Himmelreich ist ihr.‹ So heißt es doch, nicht wahr?
    Und was gibt es da sonst noch Schönes?«, reizte er Eadulf. »›So jemand mit dir rechten will und deinen Rock nehmen, |323| dem lass auch den Mantel. Wer dich bittet, dem gib; und wer dir das Deine nimmt, da fordere es nicht wieder.‹ Und was ist,
     wenn dich jemand tätlich angreift? Ach ja: ›Wer dich schlägt auf einen Backen, dem biete den anderen auch dar, auf dass er
     dir noch einen Streich versetze!‹«
    Beorhtric schüttelte sich vor Lachen. »Das ist eine Religion, wie sie Sklavenhalter ihre Sklaven lehren, um sie gefügig zu
     machen.«
    Wohl war Eadulf nicht zumute, denn Beorhtric rührte da an etwas, das auch er stets als einen Schwachpunkt der neuen Weltanschauung
     empfand. Er und Fidelma hatten so manches Mal über derartige Fragen debattiert, denn beide fanden, es sei der bessere Weg,
     sich dem Unrecht zu widersetzen, sich auf sein moralisches Recht zu berufen und seine Selbstständigkeit zu wahren. Doch ihre
     Auffassung stand mit Sicherheit im Gegensatz zu der Lehre von der Armut im Geiste, die Gott wohlgefällig sein sollte.
    »Und für welche Tugenden steht dieser Crom?«, wollte Eadulf wissen. »Ich habe gehört, dieser Götze sei eine Abirrung vom alten
     in Éireann befolgten Glauben. Seine Priester verlangen Menschenopfer, um ihre Gelüste zu befriedigen.«
    Beorhtric schnitt eine Grimasse, als wäre das eine belanglose Nebensache. »Crom? Das ist eine Gottheit für die Leute in diesem
     Land. Ich habe Wodan niemals abgeschworen. Und wenn Wodan sich Crom zunutze macht, um den Neuen Glauben auszurotten, dann
     soll es mir recht sein. Crom verlangt nur, dass man ihm seine Gegner als Opfer darbringt. Was er jedoch mit Nachdruck verlangt,
     ist, dass die Menschen sich gegen die Christen erheben, die dabei sind, sie hinterhältig zu knechten. Er befiehlt, dass wir
     die Schwemme römischer Hinterlist zurück ins Meer fegen, so wie die alten Römer früher vertrieben wurden.«
    |324| Bekümmert schüttelte Eadulf den Kopf, als er sah, wie sich Beorhtrics Züge fanatisch verzerrten. »Und zu dem Zweck habt ihr
     euch hier versammelt?«
    »Wir stehen ein für eine große Sache. Es geht darum, das Volk von der neuen Knechtschaft zu befreien. Traurig, dass unsere
     sächsischen Brüder sich haben betören lassen, diese heimtückischen Ansichten zu übernehmen. Sobald wir hier gesiegt haben,
     setzen wir mit unserer Heerschar über in unser Heimatland, führen unser Volk zurück zu den alten Sitten und bereinigen den
     Schaden, der inzwischen angerichtet wurde.«
    »Wohin wollt ihr die Menschen zurückführen?«, fragte Eadulf. »War das Leben so gut, als wir den Göttern opferten und den Menschen
     keinerlei Hoffnung blieb, sie nichts hatten als die völlige Leere, die auf den Tod folgt?«
    »Wir hatten die Wahl, mit der Waffe in der Hand und dem Namen ›Wodan‹ auf den Lippen zu sterben«, entgegnete Beorhtric begeistert,
     »auf dass wir in der Halle der Helden ein zweites Leben führen konnten.«
    »Und wie viele durften auf solch einen Tod hoffen, einen sinnlosen Tod?«
    Einen Moment blitzte es in Beorhtrics Augen. Dann sagte er bedächtig: »Du versuchst Zeit zu gewinnen, Eadulf. Ich gebe dir
     eine letzte Gelegenheit. Schließ dich uns an, jetzt! Sage uns, wo sich Fidelma von Cashel aufhält. Sage uns, was sich in Tara
     tut und ob jemand gegen uns zu Felde ziehen will. Wenn du das machst, wirst du leben und die Welt vor dir haben. Weigerst
     du dich, wirst du

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