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Tod den alten Göttern

Tod den alten Göttern

Titel: Tod den alten Göttern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Tremayne
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die Lippen zusammen. »Worauf ist die Kerbe zurückzuführen?«
    »Ich hatte mit dem Kammerherrn eine Inspektion aller Schlösser vorgenommen, weil er gemeint hatte, man müsste einige austauschen.
     Dabei mussten wir die Schlüssel des Königshauses überprüfen. Am Ende der Durchsicht war ich spät dran für eine Schwertübung
     mit Irél, dem Befehlshaber der Schutzgarde, und so nahm ich die Schlüssel mit. Zusammen mit meinem Gürtel und Geldbeutel legte
     ich sie ab. Ich hatte ein neues Schwert und war mir seiner Schwungkraft nicht sicher. Ich holte also zu einem Probehieb aus
     und landete auf dem Schlüssel, die Klinge beschädigte die Bronze, verursachte die Kerbe, und der Aufprall hinterließ in der
     Klinge eine Delle.«
    »Und das war erst vor drei Wochen? Hast du inzwischen den Schlüssel irgendjemand anderem gegeben? Hast du ihn irgendwann vermisst?«
    Der junge Thronanwärter schüttelte den Kopf.
    »Das ist ja eben das Rätselhafte an der Sache. Ich habe ihn zu keiner Zeit vermisst. Um ehrlich zu sein, wenn es keinen besondern
     Grund gibt, komme ich gar nicht auf die Idee, die Schlüssel im Einzelnen zu überprüfen. Sie liegen immer in einer Schatulle
     in meinem Zimmer im Haupthaus, und wenn ich es verlasse, wird es stets verschlossen.«
    »Die Schatulle, ist die auch verschlossen?«
    |96| »Das habe ich nie für nötig gehalten.«
    »Hatten andere Personen Zugang zu deinem Zimmer?«
    »Der Kammerherr, Bruder Rogallach; er ist derjenige, der den einzigen Zweitschlüssel hat.«
    »Du hältst dich aber selbst die meiste Zeit dort auf?«
    »Ich habe meine eigene Residenz außerhalb von Tara und bin überwiegend dort.«
    Fidelma seufzte leise. »Wir werden später darauf zurückkommen müssen. Doch soviel ergibt sich schon jetzt: Unser Täter war
     augenscheinlich in der Lage, sich Zugang zum Schlafgemach des Hochkönigs zu verschaffen, weil er einen passenden Schlüssel
     hatte, einen Schlüssel, der erst in den letzten Wochen deinem nachgebildet wurde. Weiterhin konnte er ungehindert das Haupttor
     passieren, woraufhin er durch das wohl bestbefestigte Burggelände von ganz Éireann gehen und zielgerichtet zum Haus des Hochkönigs
     gelangen konnte, ohne gesehen zu werden.«
    Sie traf die Feststellung nicht ohne Sarkasmus, und Brehon Barrán erklärte beschämt: »Offensichtlich hat ihn ein Wächter am
     Haupttor eingelassen, ohne ihn ordentlich nach seinem Woher und Wohin zu fragen. Wir haben dafür Sorge getragen, dass der
     Mann bis zu deiner Befragung seiner Person nicht das Gelände verlässt. Möglicherweise hat er in geheimer Absprache mit dem
     Mörder gehandelt.«
    »Wie ist sein Name?« Die Frage kam von Eadulf.
    »Erc der Sommersprossige.«
    »Du hast gesagt, der Hochkönig war allein in seinem Schlafzimmer, als er ermordet wurde. Ist das eine gesicherte Aussage?«,
     wollte Eadulf weiterhin wissen.
    »Selbstverständlich«, erwiderte Brehon Barrán und legte die Stirn in Falten. »Du willst doch nicht unterstellen, dass …«
    »Was Eadulf meinte, ist, dass wir noch nicht ein Wort darüber |97| gehört haben, wo Sechnussachs Frau, Lady Gormflaith, in jener Nacht war«, mischte sich Fidelma rasch ein. »Ich hatte den Eindruck,
     dass Abt Colmán durchblicken ließ, dass sie sich nicht in der königlichen Residenz aufhielt.«
    »Lady Gormflaith war mit ihren Töchtern nach Cluain Ioraird gegangen, um die Nacht für die Seele ihrer Mutter betend zu verbringen«,
     erläuterte Cenn Faelad.
    »Die Abtei von Cluain Ioraird liegt auf dem Wege nach Uisnech …«, begann Brehon Barrán, und der junge Mann fiel rasch ein:
     »Ich habe Gormflaith bis zur Abtei begleitet und bin weiter nach Uisnech geritten.«
    »Und als du dann von Sechnussachs Tod hörtest, bist du vermutlich gleich zur Abtei zurückgekehrt, da sie ja auf deinem Weg
     hierher lag.«
    »Ja, das war doch selbstverständlich. Es war meine Pflicht, Lady Gormflaith vom Tod ihres Mannes zu informieren. Wir hielten
     es dann für das Beste, dass sie dort bliebe, bis man mehr über den Mörder und dessen Beweggründe wüsste. Als sich aber herausstellte,
     dass für sie und ihre Töchter keine unmittelbare Gefahr bestand, kamen sie wieder hierher.«
    »Wenn ich noch einmal zusammenfassen darf, so war keine weitere Person in Sechnussachs Schlafgemach, woraus sich ergibt, dass
     es sein Todesschrei war, der die anderen aufschreckte«, brachte Fidelma die bislang gemachten Erklärungen auf den Punkt. »Nur
     ist das ziemlich unwahrscheinlich.

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