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Tod den alten Göttern

Tod den alten Göttern

Titel: Tod den alten Göttern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Tremayne
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sprechen.«
    Bruder Céin machte ein noch bedenklicheres Gesicht und gab einen Stoßseufzer von sich.
    »Ich nehme nicht in Anspruch, auf alles eine Antwort zu wissen, Lady. Doch habe ich Kenntnis von Dingen, die hilfreich sein
     könnte.« Er schaute durchs Fenster zum Himmel. »Noch haben wir etwas Tageslicht. Wenn du dich ausreichend erfrischt fühlst,
     würde ich dir etwas zeigen wollen, aber wir müssten ein Stückchen laufen.«
    Sie zauderte kurz und blickte zu Eadulf.
    »Kommt«, wurden sie von Bruder Céin gedrängt. »Ich führ euch dorthin. Eure Krieger können uns begleiten, die Waffen nehmen
     sie besser mit.« Er stand auf und langte nach der Öllampe auf dem Tisch. Eadulf und Fidelma sahen sich verwundert an, denn
     es war ja noch hell draußen. Gemeinsam verließen sie das Refektorium, gingen durch das Gelände, vorbei an den Holzgebäuden,
     und folgten dann etwa eine viertel Meile einem Weg durch dichten Wald in südöstlicher Richtung.
    »Haltet hier Wacht«, wies Céin die beiden Krieger an und ließ den Blick prüfend über das Unterholz gleiten. Auf einem |260| schmalen Pfad, der durch das Dickicht führte, ging er voran und blieb an einer kleinen Lichtung stehen. Dort schob er zu ihrer
     Überraschung ein paar lose Zweige zur Seite und legte so eine dunkle Öffnung frei. Fidelma und Eadulf sahen sofort, dass es
     sich um eine künstlich angelegte und nicht um eine natürliche Höhle handelte.
    Bruder Céin beleuchtete den Einstieg zu ihren Füßen mit der Öllampe. »Vor ein paar Wochen fand der Bischof das hier rein zufällig«,
     erklärte er mit einem Anflug von Lächeln. »Zu sammen mit Bruder Diomasach hatte er dort drüben einen eigenartigen Steinhügel entdeckt.« Er wies auf eine Erhebung hinter ihnen.
     »Er war überwachsen und fiel dadurch nicht weiter auf. Als sie ihn näher in Augenschein nahmen, wäre Luachan fast in das Loch
     gestürzt. Sie hatten den Hügel nur bemerkt, weil ein Hirsch offensichtlich sein Geweih daran gerieben und dabei den Bewuchs
     drum herum aufgerissen hatte. So erzählte es mir jedenfalls Bischof Luachan später. Er und Bruder Diomasach waren ursprünglich
     die Einzigen, die von der Entdeckung wussten.«
    »Was ist das, ein
uaimh
?«, fragte Eadulf und starrte in die Öffnung.
    »Man könnte es dafür halten, Bruder Eadulf«, erwiderte Céin. »Das hier führt in einen Stollen, der sich über zwei Ebenen erstreckt
     und in eine bienenstockähnliche Kammer mündet. Man bewegt sich von hier aus nordwärts und muss vorsichtig sein, denn der Boden
     senkt sich zur unteren Ebene hin.«
    »Stammt der Gang aus alten Zeiten?«, wollte Fidelma wissen.
    »Sein richtiges Alter zu bestimmen ist schwierig. Nach Aussage des Bischofs war auch der Gang völlig zugewachsen. Die Decke
     der ersten Ebene besteht aus großen, flachen Steinplatten. |261| Ähnliche große Platten befinden sich auf der zweiten Ebene. Der Fußboden ist aus Lehm, der über die Jahrhunderte hart geworden
     ist. Die Kammer am Ende des Gangs hat Bruchsteinmauern und ein Kragsteindach mit zwei flachen Stoßeinfassungen. Der Raum hat
     einen Durchmesser von zehn Fuß. Bemerkenswert daran ist, dass die Kammer keinerlei Luftschächte aufweist, die ja nötig wären,
     wollte man sie für Lebensmittelvorräte nutzen – als
uaimh
, wie du vermutetest – oder auch als Zufluchtsort in Notsituationen.«
    »Du hast alles so genau beschrieben, dass man es sich gut vorstellen kann«, meinte Fidelma. »Aber was hat es zu bedeuten?
     Hast du auch dafür eine Erklärung?«
    »Ich kann das alles nur deshalb so gut beschreiben, weil Bischof Luachan von der alten Anlage und ihrer Bauweise ungeheuer
     beeindruckt war. Besonders die Kammer hatte es ihm angetan, denn man wusste bisher nichts von einer Besiedlung aus Zeiten,
     ehe wir uns hier niederließen. Gerade wegen der unberührten Natur entschieden wir uns, auf diesem Fleck unsere Einsiedelei
     zu erbauen. Nach der Meinung von Bischof Luachan musste die Anlage aus uralten Zeiten stammen.«
    »Zu welchem Zeitpunkt hat dich Bischof Luachan ins Vertrauen gezogen?«
    »Erst nachdem wir den Leichnam von Bruder Diomasach gefunden hatten.«
    Fidelma dämmerte es, weshalb der behäbige Verwalter ihnen das Relikt aus alten Zeiten zeigte.
    »Du bist der Auffassung, Bischof Luachan sah einen Zusammenhang zwischen der Entdeckung hier und Bruder Diomasachs Tod?«
    »Ja. In der Kammer dort unten machten er und Bruder Diomasach nämlich noch eine andere Entdeckung. Habt ihr

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