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Tod den alten Göttern

Tod den alten Göttern

Titel: Tod den alten Göttern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Tremayne
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hatte, der Gang würde auf eine
     tiefere Ebene abfallen. Der Gedanke kam ihm im richtigen Moment, denn er hatte sich so auf die sich tiefer herabsenkende Decke
     konzentriert, dass er die Stufe fast nicht bemerkt hätte. Er hörte Fidelma hinter sich und rief ihr eine Warnung zu.
    Als er vorsichtig die steile Stufe hinabzusteigen suchte, bemerkte er auf einem Stein daneben einen Kerzenstummel. Den musste
     Bischof Luachan wohl auf seinem Erkundungsgang zurückgelassen haben. Mit Hilfe der Öllampe zündete er die Kerze an, damit
     auch Fidelma leichter ins Dunkle unten spähen konnte. Dann kletterte er in den unteren Gang, was besser ging, als er dachte,
     wenngleich es dort ziemlich eng war. Der Tunnel, in dem er sich jetzt bewegte, hatte eine leichte Neigung nach oben und öffnete
     sich in eine merkwürdige Kammer mit Wänden aus Stein. Wie Bruder Céin beschrieben hatte, hatte sie die Form eines Bienenstocks,
     lief konisch zu, und er konnte mühelos darin stehen. Kurz darauf tauchte auch Fidelma auf.
    Sie schauten sich um. Das flackernde Licht der Öllampe ließ die Schatten auf den Wänden tanzen. In die Wände waren seltsame
     Zeichen geritzt, spiralförmige Linien und nicht zu identifizierende Symbole.
    »Das ist ein Ort aus Vorzeiten«, flüsterte Fidelma.
    »Wozu mag er gedient haben, wenn es nicht eine Vorratskammer für eine nahe gelegene Siedlung war?«, überlegte Eadulf laut
     und sah sich staunend um.
    Fidelma war zu einem Fleck gegangen, wo Steine so geschichtet waren, dass sie ein kastenförmiges Behältnis bildeten. |268| Daneben lag ein großer flacher Stein, und sie erkannte, dass er gut als Abdeckung hätte benutzt werden können. Sie hatte alte
     Gräber in ähnlicher Form gesehen, aber das hier war für menschliche Überreste entschieden zu klein.
    »Wahrscheinlich hat Bischof Luachan hier drin die Silberscheibe gefunden«, sagte sie.
    Eadulf hielt die Lampe hoch und beäugte das steinerne Behältnis genauer.
    »Glaubst du, wir sind hier in einem alten Heidentempel?«, fragte er voller Unbehagen. Als junger Mann war er zum Neuen Glauben
     übergetreten, aber im Innersten seiner Seele spürte er immer noch die Macht der alten Götter und Göttinnen seines Volks.
    »Sicher war es eine heilige Stätte. Sie muss nicht unbedingt Menschen zur Andacht gedient haben. Sind dir die Reliefs in den
     Steinen aufgefallen?«
    Natürlich waren auch ihm die merkwürdigen Bildnisse an den Wänden ringsherum nicht entgangen. Das waren keine Schatten, sondern
     tiefe Einritzungen in den Fels, merkwürdige Gesichter und Symbole.
    »Haben die was zu bedeuten?«, fragte er mit leichtem Schaudern.
    »Jemandem, der die Zeichen der alten Religion versteht, sagen sie bestimmt etwas.« Sie wies auf den flachen Stein, der ursprünglich
     auf dem Steinkasten gelegen haben musste und den sie als Schrein für die runde Scheibe deutete. »Siehst du die Eingravierung
     auf dem Schrein hier? Was das darstellen soll, weiß ich – es ist das Zeichen des alten Sonnengottes, das Symbol für Wissen
     und Weisheit.«
    Eadulf sah genauer hin. Vom Mittelpunkt gingen drei Arme oder Beine aus, die jeweils in einem kleinen Schwanz endeten, was
     dem ganzen Gebilde einen gewissen Schwung verlieh.
    |269| »Glaubst du, dass Bischof Luachan deshalb dachte, er hätte das alte Schicksalsrad gefunden, von dem Bruder Céin sprach?«
    »Jedenfalls wäre es eine logische Schlussfolgerung«, meinte sie. »Ich habe dieses Motiv viele Male auf alten Münzen gesehen
     und auch auf einer der alten Kronen von Hochkönigen.«
    Von Weitem vernahmen sie Bruder Céins Stimme wie ein schwaches Echo. Vermutlich wurde er unruhig, weil sie so lange hier unten
     verweilten.
    Fidelma blickte sich ein letztes Mal um. »Mehr können wir aus alledem hier nicht lernen«, stellte sie fest.
    »Haben wir denn überhaupt etwas lernen können?«
    Er erntete einen tadelnden Blick. »Zu lernen gibt es immer etwas, denn alles im Leben ist miteinander verbunden. Das weißt
     du genauso gut wie ich. Eine Untersuchung ist wie ein Bildteppich, ein Faden hier, ein Faden dort, so manches Mal laufen die
     Fäden nicht zusammen, und man muss an den Ausgangspunkt zurück, manchmal laufen sie zusammen, und du kannst weitermachen.«
    »Glaubst du tatsächlich, dass hier das Motiv für den Mord an Sechnussach zu suchen ist?« Eadulf hatte seine Zweifel.
    »Noch ist es zu früh, das zu sagen. Wir wissen bisher nur, dass Bischof Luachan hier einen Fund machte. Den trug er zu

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