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Tod den Unsterblichen

Tod den Unsterblichen

Titel: Tod den Unsterblichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Pohl
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schaute: Babys. In den Krippen der Frauenschlafsäle, in den Spielzimmern neben den Räumen der Master – Babys. Es schien so geplant zu sein; Sitte und Gesetz bestimmten die Tatsache, daß möglichst viele Erwachsene viel Zeit mit der Ausübung des Aktes verbrachten, durch den Babys entstanden. Warum? Was für ein Trend produzierte so viele Babys?
    Es ging nicht nur um Sex – es ging um Babys. Sex war unter Bedingungen, die Babys völlig ausschlossen, absolut möglich und genußreich; die Wissenschaft hatte schon vor Jahrhunderten dafür gesorgt. Aber die Empfängnisverhütung war – nun ja, falsch. Und deshalb erhöhte diese unkomplizierte und ohne Hilfen zu meisternde Prozedur der Babyerzeugung auf der ganzen Welt während der Zeit, in der die Erde einmal um die Sonne kreiste, die Weltbevölkerung jedesmal um volle zwei Prozent.
    Zwei Prozent im Jahr!
    Es gab jetzt etwas über zwölf Milliarden Lebende. Die Volkszählung im nächsten Jahr würde 250 Millionen mehr aufweisen.
    Und warum?
    Was machte Babys so beliebt?
    So verrückt es auch klang, die Schlußfolgerung drängte sich Master Cornut von selbst auf: Es war so geplant.
    Von wem, fragte er sich und bereitete sich auf eine lange Nacht vor, um diesen Gedanken bis zum Ende zu verfolgen …
    Doch es sollte nicht heute nacht sein, denn als er aufsah, erblickte er sein eigenes Schlafzimmer. Seine Füße hatten eine klarere Antwort als er auf die Frage gefunden: Babys?
    Er stand wieder vor dem Eingang des Mathe-Turms, in dem die Frau, Locille, auf ihn wartete.
    Der Haken war das Bett.
    Sie hatte ihr eigenes Bett ins Zimmer mitgebracht, denn so war es gang und gäbe; aber natürlich stand sein Bett schon dort, ein viel breiteres, so daß …
    In welchem Bett würde sie wohl liegen?
    Er holte tief Luft, nickte blind der nicht sehenden elektronischen Nachtaufsicht zu und öffnete die Tür seines Zimmers.
    Eine schrille Alarmglocke zerriß die Stille.
    Master Cornut blieb stehen und starrte verdutzt um sich, während der Student aus Fleisch und Blut, der Flurwache hatte, auf den Lärm hin besorgt um die Ecke lugte; und die Glocke klingelte weiter. Dann erkannte er, daß sie mit der Tür verbunden war; es war sein von ihm selbst montierter automatischer Wecker. Aber heute abend hatte er ihn nicht angeschlossen – das wußte er genau.
    Er ging schnell ins Zimmer, warf dem Studenten noch einen finsteren Blick zu und schloß die Tür. Das Klingeln verstummte.
    Locille richtete sich im Bett auf – seinem Bett.
    Ihr Haar hing weich um ihren Kopf, und ihre Augen waren niedergeschlagen, aber wach. Sie hatte nicht geschlafen. Sie sagte: »Du bist sicher müde. Soll ich dir etwas zu essen holen?«
    Er sagte mit bebender, strenger Stimme: »Locille, warum hast du an der Tür den Alarm eingeschaltet?«
    Sie sah ihn an. »Damit ich geweckt würde, wenn du hereinkämst. Die Alarmglocke war da, ich brauchte sie nur anzuschalten.«
    »Und warum?«
    »Weil ich es so gern wollte«, sagte sie. Und sie gähnte, recht hübsch, und entschuldigte sich mit einem Lächeln; dann drehte sie sich um und strich die Bettdecke glatt. Cornut, der sie von hinten so musterte, wie er sie noch nie von vorne gemustert hatte, stellte zwei unglaubliche Tatsachen fest:
    Erstens, daß dieses Mädchen Locille schön war. Sie hatte sehr wenig an, nur ein zweiteiliges Nachthemd, und ihre Figur war über jeden Zweifel erhaben; außerdem hatte sie kein erkennbares Make-up, und ihr Gesicht war über jeden Zweifel erhaben. Einfach schön. Erstaunlich, sagte sich Cornut, der sich seiner inneren Erregung bewußt war, erstaunlich, aber ich begehre dieses Mädchen sehr.
    Und das führte ihn zu der zweiten Tatsache, die noch unglaublicher war.
    Cornut hatte sie so ausgesucht wie ein Käufer diesen Braten und nicht jenen. Cornut hatte ihr gesagt, was sie zu tun habe; Cornut hatte es, soweit er konnte, darauf angelegt, jede eventuell vorhandene Begierde und spontane Freude methodisch und planmäßig zu vernichten. Es war sein besonderes Glück, daß er darin versagt hatte.
    Er sah sie an und erkannte das, womit er nie gerechnet hatte. Es war ihm nie in den Sinn gekommen, daß sie ihn begehren könnte.
     
    Klopf, klopf.
    Das Mädchen rüttelte ihn wach – hellwach. »Was ist denn?« fuhr Cornut die Tür an. Neben ihm zog Locille ein Gesicht, ein süßes, ein spöttisch-arrogantes Gesicht, das eine zärtliche Karikatur seines eigenen war, so daß er, als der Morgenproktor die Tür einen Spalt öffnete und

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