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Tod den Unsterblichen

Tod den Unsterblichen

Titel: Tod den Unsterblichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Pohl
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sagte: »Na schön, ich werde ihn nicht schlagen. Reden Sie weiter.«
    »Was uns unterscheidet, ist unser Alter, mein lieber Junge.« Sie kicherte schrill. »Ich bin zum Beispiel zweihundertdreiundachtzig Jahre alt.«
     
    Nach einer Weile gaben sie ihm etwas zu essen und ließen ihn in Ruhe.
    Obwohl ihm jede Zelle weh tat, war er kaum gezeichnet; es gab einen Grund für die Polsterung des Schlägers. Und das hatte auch eine Bedeutung, dachte Cornut schmerzhaft. Wenn sie nicht vorhatten, ihn zu zeichnen, dann wußten sie, daß er wieder von anderen gesehen würde. Das hieß, daß sie ihn wenigstens nicht auf der Stelle töten und seine Leiche ins Meer werfen würden.
    Zweihundertdreiundachtzig Jahre alt.
    Und dabei war sie noch nicht einmal die älteste der vier; nur Jillson war jünger, ein etwa hundertjähriger Knabe. Der Senator wurde geboren, als Amerika noch eine britische Kolonie war. St Cyr wurde im Frankreich de Gaulles geboren.
    Wenn er Einsicht in das Geheimarchiv erhalten hätte, so hätte er den Schlüssel zu allem gehabt; die Anomalie bei der Anwendung des Wolgrenschen Gesetzes war keineswegs Wolgrens Fehler. Die Daten hätten gezeigt, daß manche Leute unfähig waren zu sterben. Tausende von Jahren war das statistisch unbedeutend gewesen, aber der Prozentsatz war in den letzten zwei oder drei Jahrhunderten gestiegen und gestiegen – seit Lister, seit Pasteur, seit Fleming. Sie waren unsterblich – nicht weil sie keine Krankheiten bekommen oder keiner Wunde erliegen konnten, sondern einfach weil sie nicht auf eine andere Art starben.
    Und durch die Fortschritte der präventiven Medizin hatten sie allmählich ihre Macht gefestigt. Sie besaßen eigentlich nicht viel. Sie waren weder klüger als die übrige Menschheit noch stärker. Sogar ihre Telepathie war offenbar nur insofern einmalig, als die kurzlebigen Menschen keine Zeit hatten, sie zu entwickeln; sie hing von komplizierten, sich nur langsam bildenden Nervenverbindungen ab; sie war ein Zeichen der Reife, wie die Pubertät oder der Bartwuchs. Alles, was sie mächtig machte, war nur ein Geschenk der Zeit. Sie hatten Geld. (Aber wer konnte, bei ein oder zwei Jahrhunderten Zinseszinsen, nicht so reich sein, wie er wollte?) Sie bildeten eine geschlossene Interessengemeinschaft – was nur vernünftig war. Sie hatten viele Kriege gefördert, denn gab es einen größeren Segen für die Medizin als einen Krieg? Sie hatten zahllose Stiftungen finanziert, denn die Chirurgie der Kurzlebigen trug dazu bei, auch ihr eigenes unendlich viel wertvolleres Leben zu erhalten. Und sie empfanden nur Verachtung für die Kurzlebigen, die sie ernährten, ihnen dienten und ihnen das Leben ermöglichten.
    Sie mußten eine geschlossene Gesellschaft sein. Sogar ein Unsterblicher hat Freunde nötig, und die gewöhnlichen Menschen konnten ihnen kaum mehr als Wochenendgäste sein.
    Verachtung … und Angst. Es gab, sagten sie ihm, die Cornuts, die einen rudimentären telepathischen Sinn hatten und nicht am Leben bleiben durften, um ihn zu entwickeln. Man suggeriere Selbstmord, und der Kurzlebige stirbt; so leicht war das. Der schlafende Verstand kann aus einer sich schließenden Tür, einem fernen Lastwagenauspuff einen Traum aufbauen. Der halberwachte Verstand kann diesen Traum in die Tat umsetzen …
    Er hörte ein schrilles Lachen, und die Tür öffnete sich. Jillson kam als erster strahlend herein. »Nein!« schrie Cornut instinktiv und hob die Arme schützend vor dem Schläger.
     

 
14.
     
    Locille saß neben ihrer Mutter in der Caféteria des Krankenhauses, dankbar dafür, daß sie endlich einen Sitzplatz gefunden hatten. In dem Krankenhaus auf dem Texas herrschte Hochbetrieb, besorgte Besucher nahmen jeden Zentimeter im Warteraum, in dem Vestibül vor dem Empfang, ja sogar auf der Sonnenterrasse in Anspruch, die über den wütenden Wogen hing und tagsüber der Bequemlichkeit der Patienten diente. Es war schon sehr spät, und die Caféteria sollte eigentlich geschlossen sein; aber das Krankenhaus hatte sie wieder öffnen lassen, damit die Wartenden wenigstens Kaffee bekommen konnten. Ihre Mutter sagte etwas, aber Locille nickte nur. Sie hatte es nicht gehört. Es war nicht leicht, bei dem dröhnenden Sirren der gespannten Kabel etwas zu hören. Und außerdem hatte sie meistens an Cornut gedacht.
    Der Nachtproktor hatte am Telefon nichts Neues zu berichten gewußt; Cornut war noch nicht zurückgekehrt.
    »Er hat so gut gegessen«, sagte ihre Mutter plötzlich. Locille

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