Tod einer Göttin (Vera-Lichte-Krimi) (German Edition)
Hosentasche unserer Leiche.“
„Er stirbt also in einem Kleiderschrank und steckt vorher den Schlüssel ein.“ Pit klang unwillig.
„Er ist nicht in dem Schrank gestorben. Er wurde außerhalb des Schrankes erstickt. Die Jungs aus der Rechtsmedizin nehmen an, dass ihm ein Kissen aufgedrückt wurde.“
„Du warst inzwischen in der Wohnung?“
„Klar“, sagte Kummer.
„Und? Gibt es da Kissen, die groß genug sind, um einen erwachsenen Mann darunter ersticken zu lassen?“
„Der erwachsene Mann war eher zierlich“, sagte Kummer.
„Dein Eindruck von der Wohnung?“
„Eigentlich eine Omi-Wohnung. Englische Rosen auf allem, was Stoff und Tapete ist. Viel Schnickschnack. Dabei ist der Wohnungsinhaber ein Mann in den Vierzigern.“
„Haben wir den erreicht?“
„Nein. Er soll in Ägypten sein. Aber auf eigene Faust.“
„Dann hat er kein Alibi“, sagte Pit.
Er nahm sich vor, die Wohnung morgen früh anzuschauen. Hoffentlich kränkte das den lieben Jan Kummer nicht.
„Souvenirs aus fernen Ländern gibt es auch“, sagte Kummer, „und ein paar alte Schwarzweißfotos an der Wand. Wenn du mich fragst, sind die aus irgendeinem Stück.“
Pit sah ihn fragend an.
„Na so was von Schiller.“
„‚Die Räuber’“, schlug Pit Gernhardt vor.
„Kannst du dir ja mal selber angucken“, sagte Kummer.
Das hatte sich nun auch gelöst.
Pit nahm noch einmal den Klarsichtbeutel in die Hand.
Außer dem Schlüssel gab es zwei lose Aspirintabletten und eine Schachtel Streichhölzer vom Vier Jahreszeiten
Würden die natürlich gar nicht gerne sehen, wenn seine Leute da mit einem Foto der Leiche durchs Haus gingen.
Er würde sich mit dem Portier beraten. Sie hatten mal in einer Vermisstensache sehr gut zusammengearbeitet.
„Vielleicht können wir heute einen trinken gehen“, sagte Jan Kummer, „Cindy hat Spätdienst. Sie ist Redakteurin bei einem Klatschblatt. Da schmeißen sie schon mal das Heft um, wenn einer mit Nacktfotos aus dem englischen Königshaus kommt.“
Klatschblatt. Was regte sich da in Pits Erinnerung. War nicht Leo von Velden bei einem Klatschblatt gewesen und in viel früheren Jahren auch Vera?
„Tut mir Leid“, sagte er, „ich bin eingeladen.“
Jan Kummer hob die Schultern. „Klar“, sagte er, „kommt ja auch plötzlich die Idee.“
Pit spürte auch plötzlich Sympathie für den jungen Kollegen.
Er sollte milder sein. Altersmilde. Wenn er an die Kalbshaxe dachte, die Nick heute für Vera und ihn auf den Tisch stellte, schien ihm das kein großes Problem zu sein.
Das Kind war nicht da gewesen. Die Haushälterin schien ihr kaum kooperativ, obwohl Gustav diese Anni ihr gegenüber als Goldstück bezeichnet hatte.
Jana Tempel tippte auf Eifersucht. Sie hatte genügend Erfahrung damit. Frauen liebten sie nicht unbedingt.
Dass das Kind und dieser Nick nichts erreichten. Keine einzige Erfolgsmeldung. Sollten alle tot sein, die sie mit den kleinen Kuverts bedenken wollte?
Wer hatte dann die unglückliche Frau in den Weinbergen getötet? Und wer den guten Fritz?
Sie hätte den beiden längst von Fritz Altgraf erzählen sollen.
Durfte sie ihnen Vorwürfe machen, wenn sie selbst nicht mit offenen Karten spielte?
Hätte sie immer mit offenen Karten gespielt, sie wäre längst nicht mehr am Leben. Die Zeiten waren oft genug so, dass nur Trug und Täuschung das Überleben sicherten.
Jana Tempel stand in dem größeren Zimmer ihrer Suite und schaute über die Alster. Die kleine Alster, hatte Gustav dieses Viereck von einem See genannt. Die Lombardsbrücke an der einen Seite, dann der Ballindamm, der Jungfernstieg und der Neue Jungfernstieg, an dem das Vier Jahreszeiten lag.
Schlittschuhläufer waren auf dem Eis. Dabei zeigte ihre kleine Baume et Mercier schon elf Uhr an. Jana Tempel spürte eine ungeheure Sehnsucht danach, jung zu sein.
War nicht alles viel zu schnell vorübergegangen?
Erst das Glück, dann zum Glück auch das Leid. Wie kam sie jetzt auf diese Zeile aus einem der Kriegsschlager? Sie hatte kaum Gelegenheit gehabt, Schlager zu hören. Und doch waren ihr noch viele im Kopf. Und wenn der ganze Schnee verbrennt, die Asche bleibt uns doch.
Die Alster glitzerte. Schnee würde es kaum geben. Die letzten zwei Tage waren sehr klar gewesen.
Jana Tempel wandte sich dem kleinen damastgedeckten Tisch zu, den der Zimmerkeller eben hinein geschoben hatte.
Ihr war an diesem Abend nicht nach Gesellschaft gewesen.
Eine Suppe. Ein kleines Stück Ente. Eine Flasche dieses
Weitere Kostenlose Bücher