Tod einer Göttin (Vera-Lichte-Krimi) (German Edition)
Heilige auf einen Kampf um George Clooney ein?
„Wie wirkt sich der Zickenkram auf dich aus?“, fragte Pit.
„Seit zwei Tagen lässt sie mich am langen Arm verhungern“, sagte Kummer, „keinen Sex. Nichts gekocht.“
Seit zwei Tagen. Pit seufzte. Kummer durfte nie die Wahrheit über Pits Privatleben erfahren. Er würde weinen.
„Hast du auch eine Todesanzeige bekommen?“, fragte Kummer. „Klingt, als sei ihr das Liebste genommen.“
Pit nahm den Stapel Post, der auf seinem Schreibtisch lag. Er fand das schwarzumrandete Kuvert.
Morgen Nachmittag. Ohlsdorf. Er kam aus den Trauerfeiern kaum noch raus. Die Tempel schien einen großen Verteiler für ihre Todesanzeige zu haben, wenn sogar Jan Kummer bedacht worden war. Hatte wohl Angst, allein hinter dem Sarg des treuen Freundes und Weggefährten herzulaufen.
Pit griff zum Telefon, kaum, dass Jan Kummer das Zimmer verlassen hatte. Nur nicht mit der Tür ins Haus fallen.
Mal hören, wie es gestern auf Amrum gewesen war.
Vielleicht hatte Nick Lust auf Bratkartoffeln unter Männern.
Dann ließe sich immer noch nebenbei erwähnen, dass Leo zurück war. Konnte das Nick noch etwas ausmachen?
Leidensfähig genug war er. Leider.
Stan Block fühlte sich gefangen in diesen zwei Zimmern. Kein Blick, außer dem auf andere triste Häuser. Kaum Licht.
Die Schanze hatte ihre eigene Lebensart, doch nicht in dieser Straße, die nach altem Schlachthofviertel aussah.
Er sehnte sich nach seinem kleinen südlichen Haus im Treppenviertel von Blankenese. Er war zu alt für das hier.
Doch im südlichen Haus saß Tinka und hätte jeden seiner Schritte belauert. Sie würde ohne Zögern zur Verräterin werden, wenn sie sich das große Geld davon verspräche.
Was war einmal Tinkas Reiz gewesen? Er erinnerte sich nicht. Wusste nur, dass er sie gerne los wäre.
Hatte er nicht gelesen, dass es Menschen gab, die leicht und ohne Hemmung töteten, wenn sie einmal schon diese Grenze überschritten hatten?
Ob er dazu gehörte?
Stan Block rührte in der Ovomaltine, die er sich bereitet hatte, um bei Kräften zu bleiben. Im März würde er zweiundachtzig Jahre alt werden. Auch wenn man ihm die Jahre nicht ansah, es war zu spät für diesen Feldzug.
War er nicht immer schon ihr Schlattenschames gewesen?
Warum hatte er sich in sechzig Jahren nicht befreit davon?
Doch sie wussten, dass sie ihm nur Wörter wie Loyalität und Ehre und Treue vor die Füße werfen mussten, und schon fing er an, zu winseln und Männchen zu machen.
Im Grunde waren ihre Mittel denen der Nazis nicht unähnlich. Eine sentimentale Kameradschaft, die beschworen wurde.
Wann hatte er angefangen, sie und ich zu denken?
Nicht länger wir?
Er war kein Gerechter. Sie irrten sich.
Stan Block öffnete den Kühlschrank und guckte hinein. Immer noch sechs Eier darin, eine Tupperwaredose, in der sich die Scheiben eines langweiligen Käses befanden, eine Tüte Milch, von der er einen Teil für die Ovomaltine genommen hatte. Pumpernickel. Ein Topf Margarine.
Nicht mal Trost im Essen konnte er finden.
Geschweige dann im Wein. Sie waren alle keine Genießer.
Jantosch liebte ledergebundene Bücher in Eichenschränken und seine Pfeifen. Aber sonst?
Block ging zu dem schlichten Bücherregal, das sich bog unter der Last. Der junge Mann hatte noch einen Plattenspieler.
Das schien doch neue Liebhaber zu finden.
Stan Block zögerte, als er die einzige Platte sah, die nicht eingeordnet war. Leo Fall. Der fidele Bauer.
Das konnte kein Zufall sein.
Sie wussten immer, wie sie ihn kriegten.
Und wenn es das verdammte Heinerle-Lied war.
Altgraf wurde im Anzug von Dietl beerdigt, der chemisch gereinigt worden war. Die übrige Ausstattung, die ihn im allerletzten der Augenblicke noch mal zu einem eleganten Mann machte, hatte Jana Tempel bei einem der würdigen Herrenausstatter dieser Stadt besorgen lassen.
Gustav hatte da schon gekauft.
Der Sarg war solide Eiche und hätte Leo Jantosch gefallen.
Jana Tempel hatte an nichts gespart in diesem zu späten Moment einer alten Freundschaft.
Natürlich waren die Fotografen der Zeitungen da, um die Frau mit der großen dunklen Sonnenbrille, die hinter dem Sarg herging, zu fotografieren.
Pit vermutete, dass auch sie eine Anzeige bekommen hatten.
Wem wollte Jana Tempel was beweisen?
Sie tat fast so, als sei sie Fritzels Witwe.
Vera sah großartig aus in ihrem dunklen Kostüm, das nicht mehr eine einzige von Anni zubereitete Mahlzeit erlaubte.
Tat es Pit gut, dass Hauke Behn
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