Tod einer Göttin (Vera-Lichte-Krimi) (German Edition)
nach Beerdigungen?
In besseren Kreisen, wenn man keinen Butterkuchen aß.
„Haben Sie irgendeine Ahnung, wo wir die Opernlibretti und Drehbücher finden werden, die Sie vermissen?“
„Ich vermisse sie nicht“, sagte Peter Leschinski. Er war nicht wirklich hilfreich.
Vorbei die stolze Trauer, dachte Pit. Warum fiel ihm Jana Tempel ein dabei? Klang es nicht wie ein Filmtitel von ihr?
Oder wie eine Nachlese der Beerdigungsfeierlichkeiten für Altgraf? Trank man nicht Sherry zum Königinpastetchen?
„Zu wem standen Sie in Kontakt?“, fragte Pit.
Er stellte sich Kummer vor, der einen Sherry gereicht bekam.
„Zu keinem. Sie kamen auf mich zu.“
„Sie sprachen nur von Kaleschke.“
„Das war doch ein ganzer Trupp, den Maria mit sich schleppte“, sagte Leschinski. „Sie ist ihn nie losgeworden. Ihr Leben lang nicht.“
„Sie alle hatten Zugang zu der Wohnung?“
„Nur Kaleschke besitzt einen Schlüssel. Den kann man nicht einfach nachmachen. Die Sicherungskarte habe ich.“
Pit bezweifelte, dass alle Schlüsseldienste so korrekt waren.
„Ist ja nicht schwierig, einen Schlüssel weiterzureichen. Ich schließe nicht aus, dass jeder von ihnen kommen konnte.“
„Das stört Sie nicht? Schließlich ist es Ihre Wohnung.“
„Eine testamentarische Auflage“, wiederholte Leschinski und klang zunehmend gereizt. „Ich habe mich arrangiert damit. Kaleschke kündigte einen Besuch an. In den zwei Jahren seit Marias Tod kam das vielleicht dreimal vor. Dann blieb ich außerhäusig. Was während meiner Reisen geschah, weiß ich nicht. Sie haben nie Spuren hinterlassen. Leichen im Schrank sind allerdings gegen die Spielregeln.“
„Seit wann sind Sie wieder in Hamburg?“
„Seit acht Tagen“, sagte Peter Leschinski.
„Sie sehen Ihre Wohnung versiegelt und melden sich nicht bei der Polizei?“
Leschinski hob die Schultern. „Ich hatte eine lange Reise hinter mir, da musste ich erst einmal geistig ankommen.“
„Wo haben Sie diese acht Tage verbracht?“
„Bei einer guten alten Freundin.“
„Alte Freundschaft? Oder alte Dame?“
„Ich habe mit gleichaltrigen oder gar jüngeren Frauen nie etwas anfangen können.“
Die lassen sich auch nicht so leicht beerben, dachte Pit.
Vermutlich finanzierte Leschinski sein Leben auf die Weise.
„Maria Loew war dreiunddreißig Jahre älter als Sie.“
„Seien Sie kein Spießer“, sagte Leschinski.
„Ich muss Sie bitten, zu bleiben, bis wir geklärt haben, wann genau Sie auf hoher See waren.“
Pit hätte diesem herablassenden Herrn gern einen Strick gedreht, doch er fürchtete, dass sich das Alibi bestätigen würde. „Gehörte Altgraf auch zu Marias Trupp?“, fragte er.
„Nicht, dass ich wüsste.“
„Er wird Ihnen doch näher gestanden haben, wenn Sie auf seine Beerdigung gehen.“
Vielleicht hatte er sich an Jana Tempel heranschmeißen wollen. Der ganz große Reibach für diesen Erbschleicher.
„Maria hat ihm kurz vor ihrem Tod einen Teil seines Archivs abgekauft. Es ging Altgraf damals schon schlecht.“
Noch mehr Fotos von Jana Tempel?
„Porträts?“, fragte Pit.
„Landschaften. Städte. Fotografien, die auf einer frühen Italienreise gemacht wurden. In den fünfziger Jahren. Ich werde gelegentlich ein Buch daraus machen.“
„Richtig. Sie sind Reiseschriftsteller.“
Leschinski lächelte. Huldvoll, dachte Pit. Hoffentlich kam Kummer bald. Lange hielt er den Kerl nicht mehr aus.
„Die Italienbilder, wo bewahren Sie die auf?“
Leschinski sah diesmal ehrlich überrascht aus. „Im Schrank“, sagte er, „da wo die Textbücher sind.“
Pit stand auf. Er hatte nicht vor, das Lied vom Loch im Eimer länger zu singen. Irgendwie kamen sie immer wieder zu der gleichen Stelle. Das Loch war nicht zu stopfen.
Er trat aus dem Zimmer, zog die Tür hinter sich zu und holte das Handy hervor. Kummer herbeizitieren. Der hatte jetzt zur Genüge das glanzvolle Leben genossen.
Wer von diesem Trupp hatte denn nun eine Kiste im Keller stehen? Textbücher. Italienfotos. Ein von der lieben Maruska geschriebenes Theaterstück.
Da bestünde doch ein dringender Tatverdacht gegen den, der diese lieben Erinnerungen lagerte.
Das sollte für einen Durchsuchungsbefehl reichen.
Am besten bei Kaleschke anfangen.
Hatte sie nicht alles glanzvoll gespielt? Oder war wirklich Trauer in ihr, als sie Fritz zu Grabe trug? Gar nicht selten gewesen in ihrem Leben, dass sie die eigenen Gefühle kaum von den gespielten zu unterscheiden wusste.
Jana Tempel
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