Tod einer Göttin (Vera-Lichte-Krimi) (German Edition)
schweren Mantel in der Wohnung zu lassen. Sollte er ihn überhaupt mitnehmen in den Süden?
Er stieg die steilen Stufen hoch und steckte den Schlüssel ins Schloss der Tür. Hatte er abgeschlossen gehabt?
Es war noch das milchige Morgenlicht gewesen, als er die Wohnung verlassen hatte. Doch hell.
Die blauen Vorhänge waren nicht zugezogen gewesen.
Block trat ins Wohnzimmer. Genügten nun schon drei kleine Gläser Rosé, um seine Wahrnehmung zu trüben?
Er war sich sicher, Jantoschs Dossier auf den Tisch gelegt zu haben. Da lag es nicht. Nur ein Schal lag dort. Ein roter Schal.
Stan Block zuckte zusammen, als ihm das klar wurde.
Er drehte sich um und versuchte, alles im Zimmer gleichzeitig zu sehen. Ein Versuch, der ihm misslang.
Stan Block starb, ohne zu beten. Er glaubte nicht an Gott.
„Warum weiß ich das nicht“, sagte Pit. Er sagte es laut.
Kummer zuckte die Achseln und lutschte die AirmenBean.
Ahnte er, warum Pit Gernhardt den Laborbericht von dieser Kirschwasserflasche nicht zu sehen bekommen hatte? Nein.
Wahrscheinlich die ganz normale Schlamperei.
Hätte Pit ja auch eindringlicher nachfragen können.
Was ihn im Augenblick mehr beschäftigte, war George Clooney vor dem Mailänder Dom. Nicht nur Clooney. Auch jene Leo von Velden saß am schmiedeeisernen Tisch mit Wachstuch, hielt ein Glas in der Hand, in dem sich wohl ein Campari befand, und lachte in die Kamera.
Cindy rief Kummer stündlich an und weinte. Sie war um eine Geschichte gebracht worden, und nun kam ihre Rivalin auch noch auf einer Doppelseite zu Ruhm.
George Clooney und ich.
Pit warf einen kurzen Blick auf das Foto, um dann von laut in Brüllen überzugehen. „Wir haben weiß Gott andere Sorgen“, sagte er. Warum regte ihn das Foto auf? Um Nicks wegen?
Oder hatte das nichts mit dem blöden Klatschblatt zu tun?
Schmerzte ihn, dass er nun einen Mörder hatte, der ihm nicht als Mörder zusagte?
Er hätte es dem kleinen Herrn Kolp gern erspart.
Doch die Analyse hatte Kristian Loew als Täter erkannt, das altgewordene neurotische Kind.
Einen Kaffee lang, in kleinen Schlucken getrunken, hing Pit der Theorie nach, Altgraf und Loew hätten in Loews Laden DNA-Spuren ausgetauscht. In Trunkenheit vielleicht, doch in aller Freundschaft. Keinesfalls in tödlicher Absicht.
Leider waren die Spuren auf den Splittern der Flasche an der Alster gefunden worden. Kleinste Splitter. Äußerste Heftigkeit.
Ließ sich alles hinbiegen. Als Totschlag in emotionaler Ausnahmesituation. Doch was nutzte das einem Toten?
Half es dem kleinen Herrn Kolp?
Pit nahm sich vor, heute noch zu ihm zu gehen.
„Du glaubst nicht, wie dünn diese spanische Kronprinzessin ist“, sagte Kummer und hielt das Blatt hoch. Erst da fiel es Pit auf, dass Kummer noch immer vor seinem Schreibtisch saß.
Vermied er das eigene Telefon und die weinende Cindy?
„Also“, sagte Pit, „kommst du mit in die Kantine?“
„Klar“, sagte Kummer, „nur nicht zu dünn werden. Was sagen wir denn nun unseren Freunden von den Medien?“
„Müssen wir was sagen?“
„Willst du Altgraf in der Statistik der ungelösten Fälle führen?“
„Ein alter Zwist zwischen Herrn A. und Herrn L., der unter Alkohol leider eskalierte.“
„Ist da was von wahr?“
„Irgendwie schon“, sagte Pit Gernhardt. Er hatte endlich den Kantinenplan gefunden. „Köttbullar. Die lassen sich was einfallen, um uns Frikadellen zu verkaufen.“
Kummer stand auf und ließ das Klatschblatt auf Pits Schreibtisch liegen. „Nun fehlt uns nur noch der Mörder von Herrn L.“, sagte er. „Schade, dass Leschinskis Alibi steht.“
„Hieb- und stichfest?“
„Auf dem Schiff zwischen Alexandria und Genua.“
„Dann ist Peter Leschinski doch nur der Tröster alter Frauen und ihr Erbe in spe.“
„Denkst du, dass Altgraf gerächt werden sollte?“
Nein“, sagte Pit, „ich denke, der Mord an Loew hat nichts mit Altgraf zu tun.“ Was er noch dachte war, sich dringend wieder mit Nick und Vera zusammenzusetzen. Vielleicht halfen ihre Erkenntnisse den Fall Loew zu klären.
„Eine gute Idee“, sagte Vera.
Die kleine Kuppelei gelang. Das hatte sich Engelenburg nicht so leicht vorgestellt. Er vergaß vor lauter Freude die strenge Diät und griff nach einem Stück Käsekuchen, den Vera zu dem Teestündchen beigesteuert hatte.
War Käsekuchen nicht eindeutig ein Schlankmacher?
„Vielleicht wollen Sie sich auch mal Amrum anschauen“, sagte Vera und schenkte Jockel ein strahlendes
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