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Tod einer Göttin (Vera-Lichte-Krimi) (German Edition)

Tod einer Göttin (Vera-Lichte-Krimi) (German Edition)

Titel: Tod einer Göttin (Vera-Lichte-Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carmen Korn
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Winter zu verkleiden.“
    Engelenburg sah seinen Sohn leicht missbilligend an. Jockel saß da im seidenen Kimono. Seit er aus Java zurückgekehrt war, hatte sein Jüngster unkonventionelle Vorstellungen von Kleidung entwickelt.
    „Eine Scheibe Vollkornbrot darfst du nehmen.“
    Der alte Engelenburg knurrte. Warum noch den herrlichen Stuten kaufen? Die Gewohnheit hatte ihn eben beim Bäcker dazu verleitet. Vorbei. Vorbei.
    „Wann willst du denn deine Studien wieder aufnehmen?“, fragte er und griff zum Vollkornbrot. Butter und Konfitüre, dann schmeckte das bestimmt.
    Der gestrenge Jockel schüttelte den Kopf und deutete auf die Schale mit Quark, den er mit Schnittlauch angemacht hatte. Engelenburg hätte nichts erzählen dürfen von den gestrigen Ängsten, als er dachte, schlapp zu machen.
    „Zum Sommersemester kehre ich zurück“, sagte Jockel.
    „Dann hast du noch freie Zeit.“
    „Was wirst du vorschlagen, wie ich sie ausfülle?“
    Engelenburg biss in das Quarkbrot. Schmeckte gut.
    Er kaute lange, bevor er Jockel antwortete. War er verlegen?
    „Schau dir doch die norddeutsche Landschaft mal an. Jetzt, wo der Frühling kommt. Du kriegst auch mein Auto.“
    Jockel sah seinen Vater nachdenklich an. „Norddeutsche Landschaft“, sagte er, „in der bin ich aufgewachsen.“
    „Husum ist hübsch. Hat mich immer an Delft erinnert.“
    „Lieber Vater“, sagte Jockel, „spuck es aus.“
    „Du könntest Vera mitnehmen und in einem Dorf in der Nähe von Husum absetzen. Da hat sie einen Freund.“
    In einem guten Bankier steckte doch auch eine Kuppelmutter.
    „Gibt es da keine Zugverbindung?“
    Engelenburg fand, dass Jockel zu kühl klänge. War doch eine wunderbare Idee, die er da ausgebrütet hatte.
    „Sohn“, sagte er, „ich will das Ganze ein wenig anschieben. Vera wird eine gute Gelegenheit sicher am Schopfe packen.“
    Jockel schob den Stuhl zurück und streckte die langen Beine aus. „Ein Dorf in der Nähe von Husum“, sagte er, „liefen da im letzten Herbst nicht Fäden zusammen?“
    „Das tut nun nichts zur Sache“, sagte Engelenburg, „das hier ist eine Liebesangelegenheit.“
    „Ich hoffe, Vera sieht das genau so wie du.“
    „Wir werden sie fragen“, sagte Jan van Engelenburg. Er fühlte sich schon wieder heiter. „Vielleicht hat sie am Nachmittag ein Stündchen Zeit, zu uns zu kommen.“
    „Zu Kakao und Kuchen“, sagte Jockel.
    „Zu grünem Tee und Gurkenscheiben“, sagte sein Vater und schob eine Hand in den Gürtel. „Ich habe das Gefühl, schon schlanker geworden zu sein.“
    Er hatte mit den Jungen gebetet. Den beiden Brüdern aus Krakau gab das Trost. Tomek. Henryk. Der eine dreizehn Jahre alt. Der andere zwölf. Beide hatten sie vorgegeben, älter zu sein, harte Arbeit leisten zu können.
    Stan Block glaubte nicht an Gott, seit seiner Kindheit nicht mehr, doch er hatte mit den beiden gebetet. Am Abend, wenn sie alle aus den Fabriken heimkehrten.
    Heimkehren. Was hatte er da für verlogene Wörter im Kopf.
    Block schüttelte sich und der portugiesische Händler blickte besorgt zur Kaffeetheke hinüber. Waren die Pastelas nicht gut, die er dem kleinen alten Herrn serviert hatte?
    Heimkehren in halbausgebrannte Lagerhäuser.
    In der Spaldingstraße.
    Die Frauen waren kurze Zeit in der Großen Elbstraße untergebracht gewesen. Dann in der Fruchtallee.
    Die Männer nächtigten im Maizenahaus.
    Gebetet hatte er mit den Jungen. Wenigstens das.
    „Hier hat nicht Gott das Sagen, sondern der Führer.“
    Dass ihm die Stimme des SS-Mannes noch im Ohr war, der die Gebete unter Verbot stellte. Schlimmste Strafen androhte.
    Block entschied einen kleinen Rosé zu bestellen.
    Nur einen kleinen. Nicht versacken.
    Halb neun. Gleich würde er ein Taxi kommen lassen, um ins Vier Jahreszeiten zu fahren.
    Derselbe SS-Mann, der das Heinerle-Lied so liebte.
    Stan Block gab dem Wirt ein Zeichen, das Glas noch mal zu füllen. Es war wirklich ein kleines Glas. Für Frühstücker.
    Er wollte gerade um die Bestellung des Taxis bitten, als ihm einfiel, das Dossier Jantosch vergessen zu haben.
    Er hatte Janka eine Gegenleistung versprochen.
    Vermutlich schlief sie ohnehin noch, und der Portier würde sich weigern, sie zu stören. Ein dritter kleiner Rosé.
    Er stand auf, um zu zahlen. Ein großes Trinkgeld legte er hin aus der kleinen Scham heraus, früh morgens getrunken zu haben. Dem Portugiesen schien das völlig egal zu sein.
    Block trat aus dem Laden und befand die Luft lau und beschloss, den

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