Tod einer jungen Frau
stürzte hinaus und Kopf voran gegen die Steinmauer .« Er nahm einen großen Schluck. »Ihr Schädel war zertrümmert .«
»Und Evan hat seither
Gewissensbisse ?«
»Ganz recht .« Er schüttelte resigniert den Kopf. »Das äußert sich in verschiedener Weise, wie
zum Beispiel jetzt, da er plötzlich überzeugt ist, jemand wolle ihn umbringen.
Es war nicht seine Schuld, daß Janie starb, aber er fühlt sich schuldig und
möchte irgendwie dafür bestraft werden .«
»Sie meinen, mehr steckt nicht
dahinter? Nur sein eigener Schuldkomplex ?« fragte ich,
wobei mir nicht entging, daß Larrys Version sich beträchtlich von der Evans
unterschied.
»Ich sehe die Sache jedenfalls
so, Rick .« Seine Stimme klang schrecklich aufrichtig.
»Aber ich wäre sehr interessiert zu hören, was Sie davon halten .«
»Evan fielen nur zwei Leute
ein, die ihn vielleicht umbringen wollen«, sagte ich. »Ed Durand und Averil Dorcas . Ich habe mit
beiden heute gesprochen und keiner von beiden kam mir wie ein potentieller
Mörder vor .«
»Sie haben mit Durand
gesprochen ?« Sein festgefrorenes Lächeln bekam etwas
Angestrengtes. »Ich wette, der Bastard hat Ihnen eine großartige Schilderung
von mir gegeben .«
»Über alle Maßen.« Ich grinste
ihm verständnisinnig zu, und seine Augen wurden vor unterdrückter Wut noch
kälter. »So wie er das Ganze hinstellte, hatte er Evan gezwungen, auf diese von
ihm unerwünschte Heirat einzugehen, und Sie, als seinen Manager, dazu, nichts
dagegen zu unternehmen. Sonst hätte er Evans Karriere zerstört, indem er die Sache
mit Janies Schwangerschaft publik gemacht hätte. Dies hinwiederum haben Sie
gegen ihn benutzt und dafür gesorgt, daß ihm seine Agentur den Teppich unter
den Füßen weggezogen hat — stimmt’s ?«
»So ungefähr, Rick.« Seine
Stimme klang unverhüllt verächtlich. »Und Ed Durand ist ein lausiger Verlierer!
Habe ich vielleicht geweint, als er Evan in diese miserable, unter Umständen
ruinös wirkende Ehe hineingelotst hatte ?«
»Vielleicht hat er geweint,
weil er einen doppelten Verlust erlitten hat ?« sagte
ich. »Er hat nicht nur praktisch seinen Job eingebüßt, er hat auch seine kleine
Schwester verloren .«
»Unfälle kommen nun mal vor .« Er zuckte gereizt die Schultern. »Ed hat schließlich
lange genug Zeit gehabt, das einzusehen .«
»Möglicherweise gibt er auch
sich selbst die Schuld. Soviel ich gehört habe, hat ihn seine jüngere Schwester
angebetet und alles getan, was er wollte. Wenn er wollte, daß sie sich zu
seinem, Eds, eigenen Vorteil an Evan heranmachte, dann hätten ihre Gefühle
nicht die allergeringste Rolle gespielt .«
»Sie haben richtig gehört«,
sagte er und nickte. »Und die kleine Schwester war auch nicht auf den Kopf
gefallen! Sie wußte durchaus, wie man sich im Nahkampf verhält, o ja .«
»Sie mochten sie wohl nie
leiden, Larry ?«
»Sie kehrte immer ihren Charme
nach außen, wenn ich da war, weil sie wußte, wieviel Evan von mir hielt, und sie wollte sich, wenn es sich um ihn drehte, nicht
falsch verhalten. Aber ich spürte genau, was unter ihrem freundlich strahlenden
Lächeln lag, und manchmal konnte ich ihr berechnendes kleines Gehirn förmlich
wie eine Additionsmaschine ticken hören .«
»Wie dem auch sei«, sagte ich
vorsichtig, »Sie halten es doch wohl auch nicht für wahrscheinlich, daß
entweder Durand oder Averil Dorcas im Ernst daran denken, Evan umzubringen? Es ist doch vermutlich nicht mehr als
ein Schuldkomplex bei ihm ?«
Er lächelte nachsichtig. »Was
sonst?«
»Und Ihnen fällt niemand ein,
der einen triftigen Grund haben könnte, ihn umzubringen ?« bohrte ich weiter. »Niemand«, sagte er rundheraus.
Ich trank mein Glas leer und
stellte es hin. »Dann bin ich eigentlich überflüssig ?«
»Es tut mir leid, daß Sie Ihre
Zeit vergeuden mußten, Rick. Da ich Ihren Ruf kenne, bin ich überzeugt, daß Sie
sich jederzeit einem anderen Auftrag zuwenden können .« Sein starres Lächeln breitete sich zu einem glänzenden Sonnenstrahl aus. »Sie
schicken uns einfach eine Rechnung und ich verspreche Ihnen, daß Sie umgehend
einen Scheck zugeschickt bekommen .«
»Sehr großzügig von Ihnen,
Larry.«
»Das ist das wenigste, was ich
tun kann .«
»Wir sehen uns sicher einmal
wieder, Larry .«
Erneut folgte das Ritual des
Händeschüttelns.
»Ich finde die Haustür alleine .«
»Noch einmal vielen Dank, daß
Sie soviel Verständnis gezeigt haben, alter Freund.«
Ein feierlicher Unterton stahl sich in
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