Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tod einer Strohpuppe: Kriminalroman

Tod einer Strohpuppe: Kriminalroman

Titel: Tod einer Strohpuppe: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Lennon
Vom Netzwerk:
portugiesischen Polizei in Verbindung, um mehr über Billy
     Breakman zu erfahren: wo er sich aufhält, was er so treibt. Moresby, sprechen Sie bitte mit Ihrem Informanten und versuchen
     Sie dann, diese beiden Männer, Charter und Denton, ausfindig zu machen. Fletcher, ich möchte mich noch kurz mit Ihnen unterhalten.«
     
    Tony Olland rief nicht an.
    Im Schein der Vormittagssonne marschierte Sal zu seiner Haustür. Das kleine Reihenhaus gehörte zu einer Siedlung, die in den
     dreißiger Jahren für Landarbeiter errichtet worden war, und lag hinter einem Drahtzaun am Rande eines unzugänglichen Sumpfes.
     Der Subaru stand nicht vor der Tür, nur ein paar alte Ölflecken waren zu sehen. Nachdem Sal mehrmals laut geklopft hatte,
     öffnete sich die Tür des Nachbarhauses und eine Frau trat auf die Vortreppe.
    »Olland ist weg.«
    »Tony ist weg? Wohin denn?«
    »Hat ’nen Onkel in Spalding, ’nen Vetter in Lowestoft. Die Holländer machen sich überall breit.« Sie stieß Rauch aus der Nase.
     »Das hintere Fenster ist nie richtig zu.«
    Tony war ein Informant, weshalb seine Nachbarn wiederum Informationen über ihn preisgaben. Sal bekam das Fenster mühelos auf
     und schlüpfte in eine schmuddelige Küche, wo ein Frühstücksteller unabgewaschen auf dem Tisch stand. Tony war in aller Eile
     aufgebrochen: Schubladen und Kleiderschrank waren halb leer. Auf einem Bücherbord standen verschiedene Bände über britische
     Maler. Einer lag aufgeschlagen auf der Anrichte, die Seite mit einer Apfelweinflasche beschwert. Das Bild zeigte ein aus einem
     Apfelbaum heraustretendes nacktes Mädchen mit runden Brüsten, das einen muskulösen jungenMann von hinten umschlang. Edward Burne-Jones:
Der Baum des Verzeihens.
    Eine nette Idee, aber Sal hatte das Gefühl, dass sie Tony das
nicht
verzeihen würde.
    Im Badezimmer waren weder Rasiermesser noch Rasierschaum. Der einzige Hinweis auf den Hintergrund von Tonys plötzlicher Abreise
     bestand in ein paar rötlichblonden Barthärchen, die im Waschbecken klebten.
    Gestern Abend hatte Tony Erkundigungen für sie eingezogen. Die Antwort hatte ihm solche Angst eingejagt, dass er sich den
     Bart abrasiert und die Biege gemacht hatte. Sal wusste nicht, was genau er erfahren hatte – aber höchstwahrscheinlich hatte
     es mit dem Wort
Russe
zu tun.
     
    Er hatte keine Geschwister. Im Kinderzimmer war so viel Platz, dass er dort die Flugzeuge aufhängen konnte, die er mit seinem
     Vater gebastelt hatte. Auf allen Flügelspitzen prangte der rote Stern. Die Skizze Großbritanniens mit den Städten, die sein
     Vater besuchen würde, hängte er an die Wand.
    Draußen fiel immer noch Schnee, unruhig schimmernd im Licht der Gleisanlage. Er lag im Bett, betrachtete die Karte und fragte
     sich, wie es in England wohl sein mochte. Es sei dort nicht so kalt wie in Stawropol, hatte sein Vater gesagt. Dort lebten
     die Leute in kleineren Häusern, nicht in Wohnblocks, aber sie hätten Bauernhöfe und brauchten gute Traktoren.
    Iwan machte die Augen zu, um sich all das vorzustellen. Er hörte das Rattern der Züge draußen auf den Gleisen, das Zischen
     des Wassers in den Rohren und jemanden, der in der Wohnung unter ihm sang. Was für einen Wagen sein Vater wohl mieten würde?
     Er stellte sich vor, wie sein Vater in der milden britischen Luft durch die Felder fuhr, um den Bauern zu helfen, all den
     vielen Menschen, die aus ihren Häusern liefen, um ihn willkommen zu heißen und ihm die Hand zu schütteln.
    Er schlug die Augen auf und blickte auf die erste Station der Karte. Mit ausgestrecktem Finger fuhr er über die Buchstaben. 
К έ мбр
ид
ж .
Die erste Stadt hieß Cambridge.
     
    »Ja, Ma’am?«
    »Kaffee?«
    »Polizeikaffee? Auf keinen Fall.«
    Webley drehte sich vom Fenster weg und zu ihm um. Er spürte, wie ihr Blick ihn fixierte und das Lächeln aus ihren Augen wich.
    »Sie stecken viel Zeit und Energie in diese Sache in Thinbeach. Bei Ihnen gibt es immer einen Grund für so was. Irgendetwas
     beunruhigt Sie, habe ich recht?«
    »Ich bin Jake Skerrits Eltern begegnet.«
    »Sie sind schon vielen Eltern, die ihre Kinder verloren haben, begegnet.«
    »Und es tut jedes Mal weh. Aber das hier war das Schlimmste.«
    »Warum, Fletcher?«
    Er zögerte. »Der Vater sagte:
Ich dachte, er würde ewig leben.
Es war schrecklich, wie er das sagte. Wie er das von seinem Sohn sagte.«
    Sie sah ihn eine Weile an und bemerkte dann: »In dem alten Buch der klugen Polizistensprüche, was steht da

Weitere Kostenlose Bücher