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Tod einer Verrückten

Tod einer Verrückten

Titel: Tod einer Verrückten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magdalen Nabb
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und immer so fröhlich. «
    »Jetzt hat er sich aufs Kochen verlegt. Ich möchte bloß wissen, was als nächstes drankommt. «
    »Warum denn nicht? Er ist wirklich ein netter Kerl. «
    »Niemand behauptet, daß er nicht nett ist, aber warum zum Kuckuck … «
    Wie üblich blieb der Satz unvollendet in der Luft hängen .
    Als sie weitergingen, hielt seine Frau es für unbedenklich zu sagen: »Das mit der Zeitung tut mir leid. «
    »Hmm. «
    »Und das Foto von ihr war wirklich gut. «
    »Was?« Er blieb wie angewurzelt stehen und starrte sie an .
    »Ich sagte, das Foto von ihr war gut. Das in der Zeitung. Hat ihr sehr ähnlich gesehen, der armen Haut. «
    »Komm mit! «
    »Warum hast du es denn so eilig? «
    Die breite Straße zwischen Brücke und Dom war hell erleuchtet, und die Touristen, die nach dem Abendessen aus ihren Hotels kamen, um zu bummeln, erfüllten die Luft mit einer intensiven Mischung aus Parfüm und After-Sun-Lotion. Der Maresciallo und seine Frau wären um ein Haar mit einem schwergewichtigen, elegant gekleideten Paar zusammengestoßen, das ihnen nachstarrte .
    »Entschuldigen Sie …«, murmelte der Maresciallo, als sie längst außer Hörweite waren .
    »Wohin gehen wir denn so eilig, Salva? «
    »In die nächste Bar. Ich möchte die Zeitung sehen. «
    Aber die Bars und Cafés in dieser Gegend waren auf Touristen eingestellt und hielten es nicht für nötig, Regionalzeitungen zu führen. Der Maresciallo blickte finster auf ein Tablett mit Getränken, die nach draußen an einen Tisch gebracht wurden, grellfarbige Drinks in überdimensionalen Gläsern, auf denen ein Stück Obst mit einem Papierfähnchen schwamm. »Lieber Himmel … «
    »Versuchen wir es lieber in einer Seitenstraße«, schlug seine Frau vor .
    In einer Sackstraße ganz in der Nähe entdeckten sie die Art von Bar, die sie suchten .
    »Haben Sie die Nazione von heute? «
    »Natürlich. Sie liegt hinten, glaube ich. Ich bringe sie Ihnen. «
    »Gut. In diesem Fall können Sie uns erst was zu trinken geben. «
    Auf dem Tresen stand ein verlockend aussehender Krug Sangria. Beide nippten an ihrem Glas, als der Barbesitzer zurückkam und bedauernd meinte: »Ich fürchte, meine Frau hat sie mit nach Hause genommen … «
    »Mach dir keine Sorgen«, sagte Teresa zwanzig Minuten später, »du brauchst doch morgen früh nur bei der Zeitung anzurufen und bekommst ein Exemplar. «
    Das stimmte. Trotzdem siegte seine Neugier. Woher hatten sie das Foto, nachdem er keines gefunden hatte? Normalerweise baten die Journalisten die Carabinieri, ihnen eines von den Fotos, die man in der Wohnung vorgefunden hatte, zur Verfügung zu stellen. Sollte dieser Galli ein Foto entdeckt haben, während er in seiner Abwesenheit da oben war, und sich damit aus dem Staub gemacht haben, würde ihm das noch leid tun !
    »Wie hat es denn ausgesehen«, wollte er von seiner Frau wissen. »War es ein neues Foto? «
    »Muß wohl, sonst hätte ich sie nicht sofort erkannt. «
    Der Spaziergang war verdorben. Er vergaß völlig, daß sie sich eigentlich irgendwo hatten hinsetzen wollen, und seine Frau mußte fast traben, um mit seinem entschlossenen Tempo Schritt zu halten .
    Trotzdem absolvierten sie, aus reiner Gewohnheit, die übliche Runde, und als sie wieder auf ihrer Flußseite waren und an dem kleinen Park vorbeikamen, in dem sie sich oft hinsetzten, um die Aussicht zu genießen, entdeckte der Maresciallo auf ›ihrer‹ Bank einen Mann in Hemdsärmeln, der beim Schein der Straßenlaterne Zeitung las. Der Maresciallo bog in den Weg ein .
    »Salva«, flüsterte seine Frau, »du wirst doch nicht …« Der Mann war etwas erstaunt, nahm es aber nicht übel .
    »Bedienen Sie sich. Ist er im allgemeinen Teil oder im Lokalteil? «
    »Vermutlich im Lokalteil. «
    Seine Frau hielt sich in einiger Entfernung, zu peinlich berührt, um hinzusehen .
    Als er zurückkam, gingen sie schweigend weiter, bis sie wütend herausplatzte: »Das sieht dir wieder ähnlich! «
    »Was? «
    »Erst schleifst du mich durch die halbe Stadt, um ein Zeitungsfoto zu ergattern, als ob das das einzige wäre, was im Leben zählt, und wenn du es endlich hast, sagst du kein Wort! «
    Er sagte noch immer nichts. Er hatte nichts zu sagen. Das Foto war mit Sicherheit jüngeren Datums und wirkte ausgesprochen professionell im Gegensatz zu den unscharfen und verschwommenen Vergrößerungen von Schnappschüssen, auf die man in solchen Fällen meist zurückgreifen mußte. Doch in erster Linie schwieg er deshalb,

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