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Tod einer Verrückten

Tod einer Verrückten

Titel: Tod einer Verrückten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magdalen Nabb
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oder vielmehr dem Koch –, vorliebnehmen .
    Verdrossen stellte er fest, daß die Temperatur bereits gestiegen war und ihm die ersten Schweißtropfen den Rücken hinunterperlten. Warum zum Teufel mußte so etwas im August passieren ?
    »Sie wissen doch, wie das im August ist«, sagte die Stimme am anderen Ende der Leitung bedauernd .
    »Aber sicher«, antwortete der Maresciallo, der seinen Ärger nur mit Mühe im Zaum halten konnte. »Ich bin in derselben Situation, weil die meisten meiner Leute in Urlaub sind, aber … «
    »Dann haben Sie sicher Verständnis. Ich kann im Augenblick nicht sagen, wie lange sich das hinauszögert, aber da sind noch drei andere Obduktionen, die Vorrang haben … «
    »Das ist mir klar, das haben Sie mir bei meinem letzten Anruf gesagt, aber ich brauche unbedingt möglichst viele Einzelheiten, bevor durchsickert, daß es kein Selbstmord war. Sonst wäre es nicht so dringend. «
    »Offen gestanden, ich habe bereits mit dem Staatsanwalt über diesen Fall gesprochen, aber wie es scheint, mißt er der Sache nicht so viel Bedeutung bei wie sie. «
    So also stand es. Ein Staatsanwalt, der weder eine Hilfe noch eine Zierde war, einer von denen, die einem dann gewaltig aufs Dach stiegen, wenn etwas schieflief .
    »Haben Sie denn mit ihm darüber gesprochen?« fuhr der Gerichtsmediziner fort .
    »Nein … «
    »Tja, vielleicht wäre es das Beste, wenn Sie es wirklich für so dringend halten. Wenn es Ihnen gelingt, ihn zu überzeugen, könnte er ja bei uns Druck machen. Sie wissen selber, daß ich da nicht viel tun kann. «
    »Sieht ganz so aus. «
    »Falls Sie mit dem Arzt sprechen wollen, der am Tatort war … «
    »Das ist nicht nötig. Ich war selbst dort. Das ist es nicht, was ich wissen will. «
    Aber was wollte er eigentlich wissen? fragte er sich, als er auflegte. Das Wichtigste wußte er: daß sich Clementina nicht mit Gas umgebracht hatte .
    »Ich will wissen, wer sie ist«, beantwortete er laut seine eigene Frage. Er hätte auch gern gewußt, ob sie jemals Kinder gehabt hatte. Die Sache mit den Fotos ging ihm nicht aus dem Kopf, obwohl er das heute morgen in seinem Bericht für den Staatsanwalt natürlich nicht erwähnt hatte. Hatte es überhaupt einen Sinn, sich hinter ihn zu stecken, damit er wegen der Obduktion Dampf machte? Ein Versuch konnte nichts schaden. Vielleicht hatte er den Bericht inzwischen gelesen. Der Maresciallo wischte sich die Stirn ab und griff zum Telefon. Der Staatsanwalt hatte seinen Bericht noch nicht gelesen. Nach Auskunft des Protokollführers, der den Anruf entgegennahm, lag er noch ungeöffnet auf seinem Schreibtisch. Er sei im Augenblick im Gericht, würde sich aber damit beschäftigen, sobald er Zeit habe. »Er hat ungeheuer viel zu tun, und jetzt im August … «
    Bei dieser Hitze kam es vor allem darauf an, nicht die Beherrschung zu verlieren. War man erst einmal aus der Haut gefahren, fühlte man sich den Rest des Tages elend. Um sich vom Staatsanwalt und der Obduktion abzulenken, fuhr der Maresciallo mit dem Zeigefinger verbissen an der Liste mit den Punkten entlang, die er sich für heute vorgenommen hatte, schlug die Telefonnummer von Italmoda nach und wählte. Doch kaum begann es zu klingeln, packte ihn der Zorn auf das Büro des Staatsanwalts und alle seine Mitarbeiter, ganz besonders auf diesen Stellvertretenden Staatsanwalt, der die Untersuchung nicht etwa leitete, sondern darauf hockenblieb und nur gelegentlich das Gewicht verlagerte, um sie zu behindern, wenn sie ohne sein Zutun gute Fortschritte machte. Dabei war andauernd davon die Rede, daß die Staatsanwälte ihre kostbare Selbständigkeit verteidigen müßten. Doch tatsächlich hätten sie etwas anderes gebraucht: erheblich weniger Selbständigkeit und einen externen Wachhund, der sie in Schach hielt. Sie waren nichts weiter als ein Haufen Primadonnen, keineswegs erhaben über so kindische Manöver wie das, in bestimmten Fällen die Polizei zuzuziehen, um die Carabinieri zu ärgern und vice versa. »Das hält sie auf Trab«, hatte der Maresciallo doch tatsächlich einen von ihnen sagen hören. Na gut, wenn dieser Herr eine Szene haben wollte, bitte – nein, nichts da! Er würde ganz ruhig bleiben. Zum Teufel mit dem Mann – und zum Teufel mit dessen Mitarbeitern, die sich nicht mal die Mühe machten, ans Telefon zu gehen! Wirklich eine feine Art, eine Dienststelle zu leiten. Kein Wunder, daß das Land vor die Hunde ging .
    Am anderen Ende der Leitung klingelte es unablässig, und der

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