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Tod einer Verrückten

Tod einer Verrückten

Titel: Tod einer Verrückten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magdalen Nabb
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weil er überzeugt war, es schon einmal gesehen zu haben .
    Sie erreichten den Palazzo Pitti und gingen unter den Arkaden auf der linken Seite zur Kaserne, als Teresa noch einen Vorstoß machte .
    »Was ist mit dem Artikel? Hast du einen Blick darauf geworfen? «
    »Nein. Wie denn? Ich rufe morgen Galli an. «
    Sie ließ einen ihrer demonstrativen Seufzer los und sagte: »Es ist genau so, wie deine Mutter immer gesagt hat …« Während sie die Treppe hinaufgingen, kramte er die Schlüssel hervor .
    »Als Kind warst du schon genau so. Sie hat mir einmal erzählt … «
    Vor dem beruhigenden Hintergrund dieser vertrauten Ansprache grub er weiter in seinem Gedächtnis. Wo hatte er dieses Foto nur schon mal gesehen ?
    5
    »Das ist kein Geheimnis, es war in unserem Archiv – wenn Sie heute nachmittag noch mal anrufen wollen, müßte Galli dasein. Er ist unterwegs wegen einer Geschichte, aber gegen drei ist er bestimmt zurück. «
    »Das ist nicht nötig, wenn Sie mir Auskunft geben können. «
    »Ich bezweifle, daß ich Ihnen eine große Hilfe sein kann. Galli hat mir neulich abends alles erzählt – ich wohne in derselben Straße wie Clementina, ein Stück weiter unten, und an dem bewußten Abend war er gerade auf dem Weg zu mir. Unser Abendessen war beim Teufel, aber Galli bekam einen Knüller – natürlich hat er mich erst am nächsten Tag eingeweiht, der Hundling, aber so ist das eben im Journalismus. «
    »Ist doch kein dicker Knüller, ein Selbstmord. «
    »Im August? Soll das ein Witz sein? Ich habe mich gestern zwei Spalten lang über die mißliche Lage von ausgesetzten Tieren ausgelassen! Sie wissen schon … die Leute legen sich ein Haustier zu, und kaum kommen die Ferien, wissen sie nicht, wohin damit. Sie setzen die armen Dinger einfach vor die Tür, und die irren dann durch die Straßen. Jedenfalls, Galli hat seinen Knüller nach Kräften ausgeschlachtet und sogar im Archiv nachgeschaut, ob wir was über die Frau haben; und dabei hat er dieses Foto entdeckt und es als Füller reingeknallt. Wenn Sie es schon mal gesehen haben, liegt das daran, daß wir vor zwei Jahren im Sommer dasselbe Problem hatten – viel Platz und zuwenig Material – und eine Artikelserie gebracht haben – das war im Juli, wenn ich mich recht erinnere, nicht im August .
    ›Florentiner Gestalten‹ hat sie geheißen. Da ging es um stadtbekannte Typen, um die bunten Hunde in den einzelnen Stadtvierteln, lauter so Leute. Jeder von uns hat ein oder zwei kurze Berichte über jemanden aus seinem Bezirk geschrieben. Ich habe drei gemacht, denn San Frediano ist voll von solchen Gestalten. Ein Artikel handelte von dem alten Blumenverkäufer, der früher an der Ecke der Piazza Santo Spirito gestanden hat – inzwischen ist er tot, von einem Bus überfahren –, und einer von Torquato, der dort auf dem Markt ein bißchen Gemüse verkauft und die Leute mit seinem frechen Mundwerk unterhält. Den gibt es noch, wissen Sie, wen ich meine? «
    »Ja. Als ich gestern vorbeigekommen bin, war er auch da. «
    »Genau, und dann habe ich über Clementina berichtet, eigentlich nur aus Jux und weil ich wußte, daß es ihr Spaß machen würde, sich fotografieren zu lassen. Sie stand gern im Mittelpunkt. «
    »Das habe ich gehört. Hat es ihr denn Spaß gemacht? «
    »Und ob! Der ganze Platz war in hellem Aufruhr. Die anderen haben sich die Bäuche gehalten vor Lachen, als sie für uns posiert hat, und sie wollte gar nicht mehr aufhören, so daß wir am Ende doppelt so viele Fotos hatten wie nötig. Aber das, das in die Zeitung kam, ist gar nicht schlecht, oder? Sie müssen zugeben, daß sie fotogen ist – war, sollte ich lieber sagen. «
    »Hat sie auch einen Abzug bekommen? «
    »Ich weiß nicht, ob sie einen bestellt hat oder nicht – man muß sie eigens bestellen und bezahlen. Unsere Fotografen arbeiten in eigener Regie, obwohl sie im selben Gebäude sitzen, und wenn jemand einen Abzug von einem Foto haben will, muß er ein Formular ausfüllen und dafür bezahlen. Ich nehme eher an, daß sich unsere Clementina das Foto aus der Zeitung aufgehoben hat. «
    »Das nehme ich auch an. Sonst wissen Sie nichts über sie, wo Sie doch ganz in ihrer Nähe wohnen? «
    »Eigentlich nicht, außer daß jetzt, nachdem sie nicht mehr bei uns ist, die Nächte viel ruhiger sind. Sie hat bis in die Puppen herumgeplärrt und Theater gemacht. Sie sollten lieber die Leute befragen, die schon länger hier wohnen. Ich war erst ein paar Monate hier, als ich den Artikel über

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