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Tod einer Verrückten

Tod einer Verrückten

Titel: Tod einer Verrückten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magdalen Nabb
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aller Eile zusammengeschrieben hat, damit sie noch am selben Abend in Druck gehen konnte. «
    »Verzeihen Sie, aber warum haben Sie bei der Zeitung angerufen? «
    »Um Publicity zu bekommen. Das hört sich für Sie bestimmt merkwürdig an, aber ich nehme jede Gelegenheit wahr, um zu erreichen, daß diese Einrichtung in der Zeitung oder im Fernsehen erwähnt wird, denn, glauben Sie mir, lange können wir nicht mehr weitermachen – tut mir leid … noch eines meiner Steckenpferde. Ich werde mir Mühe geben, beim Thema zu bleiben. Es genügt, wenn ich sage, daß der Journalist sehr entgegenkommend war. Obwohl er seine Geschichte schon zur Hälfte fertig hatte, konnte ich ihn überreden, eine neue Version zu schreiben, in der eindringlich auf die mißliche Lage der psychisch Kranken und unsere unhaltbare Situation hingewiesen wurde. ›Kein Problem‹, meinte er. ›Um ehrlich zu sein, mir ist es scheißegal, was in dem Artikel steht, solange wir nur die Zeitung vollkriegen. Überlassen Sie das getrost mir.‹ Natürlich weiß ich aus Erfahrung, daß im Sommer, wenn nicht viel los ist, die Chancen besser stehen, und deshalb habe ich mich auch sofort ins Zeug gelegt. Und als dieser Mensch mit dem schriftlichen Antrag wegen des Krankenblatts aufgekreuzt ist, wußte ich längst, daß die Frau tot ist. «
    »Glauben Sie, daß das Ding gefälscht war? «
    »Nicht unbedingt. Datiert war es vor ihrem Tod. Natürlich beweist das gar nichts, aber ich habe Anna Clementina Franci gekannt, und ich kannte ihre Unterschrift – sie war hier schon Patientin, als ich herkam –, also habe ich als erstes in ihrer Akte nachgesehen und die Unterschriften verglichen. Ich bin freilich kein Graphologe, aber für mich hat sie nicht echt ausgesehen, obwohl sie so ähnlich war, daß sie mich überzeugt hätte, wenn die Frau nicht tot gewesen wäre. «
    »Sie hatten ihre Unterschrift? «
    »Auf den Überweisungspapieren – das erkläre ich Ihnen gleich. «
    War dieser Mann immer so energiegeladen und enthusiastisch, oder lag das an der außergewöhnlichen Situation? Seinen ›Steckenpferden‹ nach zu urteilen ersteres, dachte der Maresciallo. Er wirkte ziemlich unbeeinträchtigt von dieser trostlosen Umgebung, die einen Menschen mit weniger Schwung zur Verzweiflung getrieben hätte .
    »Also, das nächste, was ich gemacht habe, weil ich aus irgendeinem Grund trotz des plausiblen Datums und der Unterschrift nicht überzeugt war … «
    »Warum eigentlich nicht? «
    »Na ja, von Rechts wegen hätte ich ihm ja eine Fotokopie geben können, aber da die Frau tot war, konnte er wohl kaum die Absicht haben, sie ihr auszuhändigen. Und falls sie den Antrag selbst geschrieben hatte, aus welchem Grund? Ich meine, wenn sie vorhatte, sich umzubringen … Natürlich weiß man das nie, aber ich hatte den Eindruck, daß er derjenige war, der die Akte haben wollte. Ich habe mir überlegt, falls ich mich umbringen würde, nachdem ich jahrelang hier Patient war, würde meine Familie vielleicht nicht wollen, daß es bekannt wird. Aber in Clementinas Fall war das Unheil bereits geschehen. Daß jemand ihr Krankenblatt wollte, ergab keinen Sinn. Hätten Sie das nicht auch merkwürdig gefunden? Also habe ich beschlossen, der Sache auf den Grund zu gehen, denn irgendwas war da faul. Gewieft, wie ich bin, habe ich dem Mann erklärt, es sei kein Problem, den Antrag weiterzuleiten und eine Kopie des Krankenblatts zu machen, und er könne heute vormittag vorbeikommen und sie sich abholen. «
    »Aber er ist nicht gekommen, stimmt’s? «
    »Er hat sich nicht blicken lassen. Also habe ich Sie angerufen, nur um auf Nummer Sicher zu gehen. «
    »Da bin ich sehr froh.« Hatte der Staatsanwalt vielleicht doch recht, wenn er es für besser hielt, die Wahrheit publik zu machen? Immerhin hatte der Archivar schnell reagiert und war auf der Hut gewesen, doch wenn er gewußt hätte, daß es um Mord ging, hätte er den Mann vielleicht hinhalten und sofort die Carabinieri rufen können … Aber wie stellte er sich das vor? Wer immer der Bursche sein mochte, er hätte nicht die Chuzpe gehabt, sich hier blicken zu lassen, wenn er nicht überzeugt gewesen wäre, daß seine Selbstmord-Masche funktioniert hatte. Ich lasse allmählich nach, dachte der Maresciallo und ärgerte sich über sich selbst. Wenn ich keinen klaren Kopf behalte, bringen mich dieser ungeduldige Staatsanwalt und die elende Hitze noch soweit, daß ich alles vermassle .
    »Ich habe ihm sogar einen Termin für neun Uhr

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