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Tod einer Verrückten

Tod einer Verrückten

Titel: Tod einer Verrückten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magdalen Nabb
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mir gutgegangen, heute morgen …« Er lockerte einen Arm, während er den anderen fest an den Körper preßte .
    »Ich habe ganz allein hier gesessen und mich in der Brust einsam gefühlt, aber ich habe still dagesessen, ganz still dagesessen und es in meiner Brust festgehalten, denn wenn es hochsteigt in den Kopf …« Mit der freien Hand umklammerte er seine gewaltige Stirn, blickte dann auf, hatte früher als der Maresciallo die Schritte gehört .
    »Signor Mannucci kommt zurück.« Er betrachtete den Archivar mit ernstem Blick. »Heute vormittag geht es mir gut. «
    »Das hat mir die Schwester gesagt. Sie hat dich vom Fenster aus beobachtet und bemerkt, wie ruhig du heute bist. «
    »Kommt sie denn heraus und setzt sich zu mir? «
    »Das geht nicht, Angelo. Du weißt doch, daß sie sich um so viele Leute kümmern muß. Hast du nicht Lust, ein bißchen ins Haus zu gehen? «
    »Ich kann nicht. Der Gestank … der Lärm ist fürchterlich, so fürchterlich. Ich brauche Ruhe. «
    »Schon gut, alter Freund. Bleib schön hier sitzen und sei ruhig. Wir wollen jetzt wieder – wenn Sie fertig sind, Maresciallo. «
    Der Maresciallo stand auf. Er hatte bereits mehr erfahren, als er sich erhofft hatte, befürchtete aber, den armen Angelo aufzuregen .
    »Wir müssen jetzt gehen. «
    »Aber wir haben uns über Clementina unterhalten. Der Name ihrer Schwester fällt mir wieder ein, er fällt mir bestimmt wieder ein. Warten Sie … lassen Sie mich nachdenken, ich muß nachdenken. Warten Sie …« Er riß den Kopf nach unten bis auf die Knie, preßte die Fäuste an die Schläfen, verstummte plötzlich und begann, sich leicht hin und her zu wiegen .
    Mannucci berührte den Maresciallo an der Schulter. »Wir können jetzt ruhig gehen«, sagte er leise, »in diesem Zustand verharrt er jetzt zwei bis drei Stunden. «
    Der Maresciallo ließ sich wegführen. Als sie sich schon ziemlich weit entfernt hatten, schaute er zurück. Angelo saß zusammengekauert auf der Bank, genau so, wie sie ihn verlassen hatten .
    »Ich fürchte, das hat Sie ziemlich mitgenommen, Maresciallo«, sagte Mannucci mit einem neugierigen Unterton in der Stimme. »Vermutlich geht das jedem so, der nicht daran gewöhnt ist … «
    »Nein, nein«, sagte der Maresciallo etwas verlegen, als er merkte, daß Mannucci seine tränenden Augen betrachtete. Er zog sein Taschentuch hervor. »Ich bin allergisch gegen grelles Licht. Und wie es scheint, habe ich meine Sonnenbrille im Auto vergessen. «
    Aber er war überzeugt, daß Mannucci ihm kein Wort glaubte .
    »Armer Angelo. Es ging ihm viel besser, als noch ein paar weniger schwere Fälle und einige Kurzzeitpatienten hier waren. Da hatte er mehr Gesellschaft. Eine Zeitlang war ein alter Mann da, der ihm stundenlang Gesellschaft geleistet hat. Mehr braucht Angelo nicht. Wenn ihm die Angst über den Kopf wächst, wird er gewalttätig. Tagein, tagaus kämpft er gegen diese Angst an, und wenn er bis zum Zubettgehen und seiner Schlaftablette durchhält, ohne daß sie ihn überwältigt, ist er glücklich. Solange die Nonnen hier waren, haben sie dafür gesorgt, daß er nie allein gelassen wurde, aber jetzt haben wir nicht genügend Personal, und die wenigen Patienten, die noch da sind, haben Angst vor ihm. Tja, Maresciallo, und ich setze den Zeitungen und der Stadtverwaltung nach Kräften zu, aber ein Angelo ist weder für Sensationsmeldungen gut noch als Wähler. Hat er Ihnen denn weitergeholfen? «
    »Ich glaube schon, doch. Er meinte, Clementina habe nicht nur ihren Mann verloren, sondern auch ein Kind, aber von sich aus hat sie offenbar nie etwas erzählt. Außerdem hat er was von einer Schwester gesagt. Könnte es sein, daß diese Schwester Clementinas Rente abgeholt und sie ihr gebracht oder geschickt hat? «
    »Das halte ich für sehr wahrscheinlich. So läuft das bei den meisten Langzeitpatienten. Ich wünschte, es wäre noch jemand aus Clementinas Zeit hier, der Ihnen mehr erzählen könnte. Aber ich fürchte, Angelo und ich sind die einzigen, die aus dieser Zeit übriggeblieben sind. «
    Als sie das Auto des Maresciallo erreichten, sperrte dieser sofort die Tür auf, holte als erstes seine Sonnenbrille hervor und setzte sie demonstrativ auf. Erst dann sagte er: »Vielen Dank für Ihre Hilfe. «
    »Tut mir leid, daß es nicht mehr war. Ich wünschte, ich hätte Sie sofort angerufen, als dieser Mensch hier aufgekreuzt ist. Ich muß sagen, es ist schon lange her, daß wir die Polizei rufen mußten. «
    »Ist das früher

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