Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tod einer Verrückten

Tod einer Verrückten

Titel: Tod einer Verrückten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magdalen Nabb
Vom Netzwerk:
sogar dem Maresciallo gegenüber hin; seine Frau blieb stehen .
    »Sie muß wirklich eine Nervensäge gewesen sein, bei all dem Lärm, den sie gemacht hat. «
    »Clementina? Na ja, tagsüber war es nicht so schlimm, aber nachts hat sie sich oft ziemlich wüst aufgeführt. Wir haben nie etwas zu ihr gesagt, weil das die Sache nur noch schlimmer gemacht hätte. Wenn sie so aufgekratzt war, wurde sie sehr streitsüchtig.« Rossi warf seiner Frau einen kurzen, bedeutungsvollen Blick zu, worauf sie sich auf die Armlehne seines Sessels setzte und zu lächeln versuchte .
    »Ich wüßte zu gern«, begann der Maresciallo behutsam, »ob sie in letzter Zeit irgendwelche Besuche bekommen hat. Alles in allem war sie ja doch eine fröhliche Person, auch wenn sie nicht ganz richtig im Kopf war. Da stellt sich natürlich die Frage, ob jemand oder etwas sie so aus der Fassung gebracht oder ihr solche Angst eingejagt hat, daß sie sich das Leben genommen hat. Verstehen Sie, worauf ich hinauswill? «
    »Ja …«, sagte Rossi, »vermutlich haben Sie recht. Sie war wirklich immer fröhlich. «
    »Sie wissen nicht zufällig, ob ihr in letzter Zeit jemand zu schaffen gemacht hat? «
    »Nein.« Die Antwort kam zu rasch, und Rossi wurde rot. Seine Frau ebenfalls. Sie waren schlechte Lügner, was sie dem Maresciallo nur sympathisch machte, da sie es offenbar nicht gewohnt waren zu lügen. Eigentlich bereitete ihm dieser Gedanke kein Vergnügen, weil ihm die beiden jedes Wort abnahmen und er ihnen faustdicke Lügen auftischte, wenn er von Selbstmord sprach und so tat, als wüßte er nichts von Clementinas Besucher. Er war ein besserer Lügner als sie. Wohl eine Berufskrankheit .
    »Denken Sie genau nach«, beharrte er, »vielleicht fällt Ihnen doch etwas ein, was Ihrem Gedächtnis entschlüpft ist. Ich wäre Ihnen wirklich sehr dankbar. Wissen Sie, im Verlauf meiner Ermittlungen, allerdings nicht hier im Bezirk« – er würde doch seinen wertvollsten Spion nicht auffliegen lassen –, »bin ich auf einen Mann gestoßen, der Clementina kennt und behauptet, er sei vor ein paar Wochen hergekommen. Seinen Namen möchte ich lieber nicht nennen, und natürlich haben wir auch keinen Beweis, daß er irgend etwas getan oder gesagt hat, was Clementina beunruhigt hätte, aber sicher haben Sie Verständnis dafür, daß wir alles überprüfen müssen. «
    Beide nickten, die Augen auf ihn geheftet, als hätte er sie hypnotisiert .
    »Dieser Mann«, fuhr er fort, »ist ziemlich dick, nicht groß, aber korpulent, und er hinkt … Die Sache ist die, er hat gesagt, er hätte die Signora gesehen« – dabei fixierte er Signora Rossi mit seinen großen, vorstehenden Augen .
    »Und das hat mich auf die Idee gebracht, daß ich vielleicht doch Glück haben könnte und Sie sich an ihn erinnern. «
    Schweigen trat ein. Sie wußten, daß sie in der Falle saßen, und er war überzeugt, daß sie als erste reden würde, weil sie viel aufgewühlter war als ihr Mann .
    Was als nächstes geschah, kam so unerwartet, daß der Maresciallo erschrocken und bestürzt aufsprang .
    Statt etwas zu sagen, brach die junge Frau in Tränen aus, ließ den Kopf auf die Knie sinken und umfaßte ihn mit beiden Händen, während sie von heftigen Schluchzern geschüttelt wurde. Beide Männer beugten sich über sie. Als ihr Mann ihr die Hand aufs Haar legte, riß sie den Kopf hoch und schrie: »Sag es ihm! Um Himmels willen, sag es ihm! Es ist mir egal, ich habe es endgültig satt. Dann wohnen wir eben bei meiner Mutter oder was weiß ich! Sag es ihm … «
    Schluchzend sank sie wieder in sich zusammen .
    Rossi nahm sie an den Schultern und zog sie hoch. Sie hielt den Kopf gesenkt und bedeckte jetzt mit den Händen ihre Brust .
    »Ruh dich ein bißchen aus«, sagte ihr Mann leise, »und versuch dich zu beruhigen. Überlaß alles weitere mir.« Sie schüttelte ihn ab und verließ, noch immer weinend, das Zimmer .
    Die beiden Männer setzten sich wieder .
    »Wo ist das Baby?« fragte der Maresciallo .
    »Bei meiner Schwiegermutter – den wahren Grund haben wir ihr nicht gesagt, weil sie ein schwaches Herz hat und sich nicht aufregen darf … «
    »Wo um Himmels willen war das Baby, als ich das letzte Mal hier war? Es war weder hier noch in dem Zimmer, in dem ich telefoniert habe. «
    »Ich habe es in der Tragetasche ins Bad gestellt, bevor wir Sie hereingelassen haben. «
    »Deshalb hat es so lange gedauert. «
    »Wir mußten auch noch andere Kleinigkeiten wegräumen. Aber wie sind Sie darauf

Weitere Kostenlose Bücher