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Tod einer Verrückten

Tod einer Verrückten

Titel: Tod einer Verrückten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magdalen Nabb
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«
    »Vom Gehalt eines Zeichners? Wir haben keine einzige Lira übrig. Wir dachten an meine Schwiegermutter, aber wegen ihres schwachen Herzens hatten wir Angst, ihr den wahren Grund zu sagen, und hätten uns irgendeine Ausrede einfallen lassen müssen – vorausgesetzt, daß sie uns überhaupt hätte helfen können. Am Ende blieb uns keine andere Wahl, als der Frau vom Mieterschutzbund alles zu erzählen. «
    »Und was hat sie gesagt? «
    »Zuerst hat sie gesagt, es sei schade, daß wir keinen Beweis hätten für das, was vorgefallen sei, da sich der Wohnungsinhaber damit ins Unrecht gesetzt hätte und sie uns hätte helfen können. Natürlich gab es keinen Beweis, sondern nur unser Wort. Dann hat sie vorgeschlagen, in unserem Namen bei der Hausverwaltung anzurufen, ohne sich zu erkennen zu geben. Vielleicht würde sich da ja jemand verplappern, und dann hätte sie das bezeugen können. «
    »Aber dort war man zu schlau dafür? «
    »Ganz und gar nicht. Sie hat einfach Signor Bianchi verlangt, angeblich weil sie Geld für ihn habe und einen Termin vereinbaren wolle, um es ihm ins Büro zu bringen. Ihren Namen nannte sie nicht, erwähnte aber beiläufig die Adresse, also unsere, so daß man daraus schließen konnte, daß Linda anrief. Die Frau am Telefon sagte nur: ›Hier gibt es keinen Signor Bianchi. Sie müssen die falsche Nummer haben.‹ Aber sie ließ sich nicht abwimmeln, sondern meinte, vielleicht hätte sie den Namen falsch verstanden, doch die Frau sagte, außer ihr und einer anderen Frau arbeite hier nur noch der Inhaber der Hausverwaltung, und das sei eine Frau .
    ›Und er hat behauptet, daß er von uns kommt?‹ fragte sie .
    ›Würden sie einen Augenblick warten? Ich glaube, das sollte ich meiner Chefin sagen.‹ Am Ende kam die Chefin ans Telefon, und nachdem sie die ganze Geschichte gehört hatte, war sie so wütend, daß sie die Polizei anrufen wollte, was sie dann doch nicht getan hat. «
    »Hm«, sagte der Maresciallo, »das hört sich an, als sei unser Freund Bianchi auf eigene Faust hiergewesen. Schon möglich, daß man gut davon leben kann, Leuten in Ihrer Situation Geld aus der Nase zu ziehen. Dazu braucht man nur die entsprechenden Informationen. «
    »Aber woher sollte er die haben? Woher hat er gewußt, daß uns die Zwangsräumung droht? «
    »Das weiß ich nicht. Vielleicht arbeitet er irgendwo, wo er von bevorstehenden Anhörungen erfährt. So schwierig ist das bestimmt nicht. Sie wissen nicht zufällig, was er zu Clementina gesagt hat? «
    »Nein. Linda hat versucht … Warten Sie, ich frage sie. «
    Er ging kurz hinaus und holte seine Frau aus dem Schlafzimmer, in das sie sich zurückgezogen hatte. Jetzt hatte sie ein anderes Kleid an. »Ist schon gut«, sagte er zu ihr, »ich habe dem Maresciallo alles erzählt. Mach dir keine Sorgen. Es geht ihm nur um Clementina. «
    Sie saßen dicht nebeneinander, und er hielt ihre Hand .
    »Viel kann ich Ihnen wirklich nicht sagen«, meinte Linda Rossi, »aber ich weiß, daß er oben war, weil ich gesehen habe, wie er anschließend die Treppe hinaufgegangen ist. Ich habe hinter der Tür gewartet, bis ich ihn hinuntergehen gehört habe – ich glaube, erst da ist mir aufgefallen, daß er hinkt. Er hat einen Fuß nachgezogen. Als er fort war, bin ich hinaufgegangen und habe an Clementinas Tür geklopft. Als sie aufmachte, war sie so gut wie splitternackt. Es war kurz nach dem Mittagessen, und sie hat ihre Siesta oft in einer alten Kittelschürze gehalten, die vorn keine Knöpfe mehr hatte. An warmen, trockenen Tagen hat sie sogar ihr Kleid kurz durchgewaschen, damit es für den Abend sauber war. Und spätabends hat sie es dann noch einmal gewaschen. Sie galt allgemein als völlig übergeschnappt, aber das stimmt nicht – ja, freilich hatte sie diesen Fimmel, den ganzen Platz zu kehren und sauberzumachen, und bei Einbruch der Dunkelheit wurde es noch schlimmer, und es stimmt auch, daß sie gern mit den Männern geflirtet hat. Aber die meisten Leute haben sie nur von ihrer schlechtesten Seite erlebt, also wenn sie draußen war und herumgeplärrt und Theater gemacht hat. Aber wissen Sie, die übrige Zeit benahm sie sich zum Teil ganz normal und hat ein ganz geregeltes Leben geführt. Sie war bettelarm. «
    »Ich weiß«, sagte der Maresciallo, »ich war in ihrer Wohnung. «
    »Dann ist Ihnen wahrscheinlich aufgefallen, daß sie keine Heizung hatte, nicht mal ein kleines Öfchen. «
    Es war ihm nicht aufgefallen. Es war so heiß gewesen … »Im

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