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Tod einer Verrückten

Tod einer Verrückten

Titel: Tod einer Verrückten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magdalen Nabb
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erläutern. Er wurde mit zwei verschiedenen Stellen verbunden, bevor man ihm erklärte, am ehesten könne ihm die Polizeidirektion San Giovanni weiterhelfen, direkt in der Stadtmitte .
    »Wenn Sie nicht genau wissen, welche Direktion damals zuständig war, ist das die beste Anlaufstelle, weil sie ganz in der Nähe der Klinik Santa Maria Nuova liegt, wo solche Leute normalerweise hingebracht werden. «
    »Danke. «
    Der Beamte, der in San Giovanni ans Telefon ging, war Sizilianer, dem Tonfall nach zu schließen aus derselben Provinz wie der Maresciallo, also hätten die Voraussetzungen nicht besser sein können .
    »Sagten Sie Guarnaccia? «
    »Ja, genau. «
    »Drüben vom Palazzo Pitti? Na, das ist aber eine Überraschung! Der Sohn meines Vetters ist mit Ihren beiden zur Schule gegangen – warten Sie, sagen Sie nichts … Giovanni und … Toto! Habe ich recht? «
    »Absolut. «
    »Sie sind letztes Jahr von der Schule weg – sind sie jetzt hier bei Ihnen in Florenz? «
    »Ja, endlich, aber im Augenblick sind sie unten bei meiner Schwester, in Ferien. «
    »Meine kleine Tochter auch, und meine Frau ebenfalls. Macht wirklich keinen Spaß, im August zu arbeiten. Hören Sie sich bloß diesen Donner an! Da versteht man kaum sein eigenes Wort. Aber der Regen ist eine Wohltat. «
    »Und ob. «
    »Na dann, was kann ich für Sie tun? «
    »Ich bin auf der Suche nach einem Unterbringungsbeschluß. Freilich kann ich nur vermuten, daß er bei Ihnen ausgestellt wurde, weil Ihre Dienststelle in der Nähe von Santa Maria Nuova liegt.« Er erläuterte die Situation so knapp wie möglich .
    »In welchem Jahr war das, sagten Sie? «
    »1967 – wenigstens wurde die Frau in dem Jahr nach San Salvi gebracht. «
    »Also gut, ich muß ins Archiv gehen, wo man mir sagen wird, daß zu wenig Personal da ist, aber überlassen Sie das nur mir. Wenn die Bescheinigung da ist, finde ich sie. «
    »Vielen Dank. «
    »Ich rufe Sie an, sobald ich sie habe – und sollte sich herausstellen, daß sie nicht hier ist, überlassen Sie mir die Sache trotzdem. Mit ein paar Anrufen müßte das zu schaffen sein, und es ist besser, wenn ich die mache. Sie wissen schon, was ich meine … «
    »Aber sicher. Ich weiß gar nicht, wie ich Ihnen danken soll. «
    »Keine Ursache. «
    Bestens, sagte der Maresciallo zu sich, als er auflegte, und diesmal mit gutem Grund. Ob es daran lag, daß beide aus demselben Ort stammten, oder daran, daß der Wetterumschwung auch seinem Gesprächspartner Auftrieb gegeben hatte, vielleicht kam auch beides zusammen – jedenfalls, hätte es nicht reibungsloser laufen können .
    Di Nuccio klopfte wieder an und kam mit einem großen Umschlag herein .
    »Das ist gerade aus dem Büro des Oberstaatsanwalts gekommen. «
    »Danke. «
    Der Umschlag enthielt eine Kopie des Obduktionsberichts. Es war ein Wunder, daß der Staatsanwalt die Freundlichkeit besaß, sie ihm zu schicken, statt sie von ihm abholen zu lassen. Zweifellos hatte er für einige Zeit genug vom Maresciallo – oder sollte auch ihn der kühlende Regen etwas milder gestimmt haben ?
    Der Maresciallo machte den Umschlag auf und begann zu lesen .
    Nach einer halben Stunde war er nur um eine Information klüger: Clementina hatte einen Schlag auf den Hinterkopf erhalten, einen äußerst effektiven Schlag, bei dem kein Blut geflossen war und der sie wahrscheinlich hatte betäuben sollen, bevor ihr Kopf in den Gasherd geschoben wurde, der sie aber getötet hatte. In ihren Lungen befand sich kein Kohlenmonoxyd. Aber schließlich war die Gasflasche fast leer gewesen. Der Kerl hatte zuviel Muskeln und zuwenig Hirn für diese Aufgabe, dachte der Maresciallo. Daß Clementina ein Kind geboren hatte, wußte er bereits, wenn auch nur von Angelo. Sonst gab es nichts, was ihn interessiert hätte. Ihr Gesundheitszustand war ziemlich gut gewesen, und sie war in den frühen Morgenstunden gestorben, nach Schätzung des Pathologen zwischen drei und fünf Uhr. Das war alles. Selbst wenn ihm der Pathologe eine Analyse sämtlicher Körperzellen der Toten geliefert hätte, hätte der Maresciallo daraus nicht erfahren, was er wissen wollte. Er stand auf und trat ans Fenster. Auf dem Weg, der vom Garten zu dem Kiesplatz weiter unten führte, hatte sich ein strudelndes Bächlein gebildet, von dem der heftige Regen aufspritzte. Irgendwann einmal war Clementina eine junge Ehefrau gewesen und hatte ein Kind aufgezogen. Was mochte ihrem Mann und diesem Kind zugestoßen sein, daß sie zehn Jahre in einer

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