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Tod einer Verrückten

Tod einer Verrückten

Titel: Tod einer Verrückten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magdalen Nabb
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Der Maresciallo fühlte sich so erleichtert, als hätte jener erste Knall in seinem Kopf stattgefunden. Ein dicker, fetter Regentropfen klatschte auf seine Hand, aber er ließ sich Zeit. Sein Kopfweh, so lange durch das Aspirin gedämpft, verflog schlagartig, und als er unter der großen, schmiedeeisernen Laterne durchging, die von dem steinernen Torbogen herabhing, sah er voller Freude, daß noch mehr fette Regentropfen auf den Kies vor ihm klatschten und die Blätter der Lorbeerbüsche nach unten bogen. Er stieg die Treppe so rasch hinauf wie seit Monaten nicht mehr .
    »Gerade noch rechtzeitig, Maresciallo«, sagte Di Nuccio, der den Kopf aus dem Wachraum streckte .
    »Rechtzeitig wofür? Ist was passiert? «
    »Es fängt an zu regnen! «
    »Ja.« Der Maresciallo zog sein khakifarbenes Jackett aus und ging in sein Büro, um es aufzuhängen. Ein zweiter Donnerschlag ließ die Fenster erbeben, und nun begann es richtig zu schütten. Er setzte sich an seinen Schreibtisch und schaute zufrieden hinaus. Grundsätzlich mochte er Regenwetter so wenig wie eine Katze, aber heute freute er sich darüber. Je heftiger es regnete, um so mehr freute er sich. Zwar hätte ihn nichts dazu bewegen können, hinauszugehen und sich durchnässen zu lassen, aber er genoß die Vorstellung, daß die ganze heiße, schmuddelige Stadt saubergewaschen wurde von dem Regenguß, der die roten Ziegeldächer aufweichte, durch die Rinnsteine gurgelte und an den Marmorstatuen herablief. Er konnte den Regen auf das Dach des Mannschaftswagens trommeln hören, der unter seinem Fenster stand, und auf seinen eigenen kleinen Fiat, der nicht anspringen wollte. Alle paar Sekunden erhellte ein grünlicher Blitz den Raum .
    »Gut …«, murmelte er, »sehr gut …«, ohne daß er damit etwas Bestimmtes meinte. Das Telefon klingelte, und er nahm ab .
    »Guarnaccia. «
    »Salva. «
    »Ach, du bist es. «
    »Da du zum Mittagessen nicht heimgekommen bist … «
    »Tut mir leid, ich hatte keine Gelegenheit, dich anzurufen. Ich war beim Stellvertretenden Staatsanwalt. «
    »Solange nur alles in Ordnung ist. Du bist doch nicht etwa vom Regen überrascht worden? «
    »Nein. «
    »Na, Gott sei Dank. Was für ein Gewitter! Ich werde mich heute nachmittag nicht vom Fleck rühren. Ich wollte die Wintersachen von den Kindern herausholen und durchsehen. «
    »Jetzt schon? «
    »Bei dem Wetter hat man das Gefühl, man muß was tun. Und wenn sie erst zurück sind und die Schule wieder anfängt, bleibt mir keine Minute Zeit mehr. «
    Er spürte, daß es ihr genauso erging wie ihm und daß sie ebenso erleichtert war, weil das Wetter endlich umgeschlagen hatte, auch wenn sie sich darüber beklagte .
    »Dann bis später. «
    »Du mußt doch nicht noch mal weg? «
    »Nein, nein. «
    Er legte nicht auf, sondern drückte nur kurz auf die Gabel und suchte auf seinem Block die Nummer des Polizeipräsidiums, der questura. Kaum hatte er sie gefunden, klopfte es, und Di Nuccio schaute zur Tür herein .
    »Ich habe mit Mario gesprochen … Störe ich Sie? «
    »Nein. Dann erzähl mal. «
    »Da gibt es nicht viel zu erzählen. Es ist mehr oder weniger so, wie Sie vermutet haben. Die Bar macht um elf zu, manchmal sogar früher, und danach fangen die Stammgäste zu zocken an .
    Am Freitag- und Samstagabend spielen sie auch Bingo, dann sind die Frauen dabei. Vor Jahren wurde dem mal ein Riegel vorgeschoben, aber natürlich ist es bald wieder losgegangen; und inzwischen funkt niemand mehr dazwischen, weil es nicht um viel Geld geht, nur die Leute aus der Umgebung mit von der Partie sind und der Besitzer der Bar nichts daran verdient. «
    »Und wie lange wird gespielt? «
    »Je nachdem. Unter der Woche kaum länger als bis eins, aber am Freitag und Samstag bleiben die Männer manchmal bis halb vier oder vier. «
    »Ist von draußen was zu sehen? «
    »Gar nichts, nur dann, wenn alle gehen. «
    »Bestimmt steht jemand Schmiere. Gut. Vielen Dank. Ach, bevor ich es vergesse, Clementina Franci hatte eine Schwester, zumindest sieht es so aus. Geh morgen zum Einwohnermeldeamt und sieh nach, ob du ihre Adresse ausfindig machen kannst. «
    Vom Regen bekam er endlich einen klaren Kopf! Als Di Nuccio die Tür hinter sich geschlossen hatte, wählte er die Nummer der questura. Das war eine heikle Angelegenheit, weil sich die Leute von der Polizei wohl kaum für ihre Rivalen anstrengen würden .
    »Polizeipräsidium. Guten Tag. «
    Also, auf in den Kampf, dachte der Maresciallo und begann sein Anliegen zu

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