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Tod einer Verrückten

Tod einer Verrückten

Titel: Tod einer Verrückten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magdalen Nabb
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kannst sagen, was du willst, ich mag den Jungen. Er ist immer so fröhlich und steckt so voller Lebensfreude. «
    »Ich habe ja nicht gesagt, daß ich ihn nicht mag«, brummte der Maresciallo, »er geht mir nur auf die Nerven, das ist alles. «
    »In ein paar Monaten ist er wieder weg. Ich hole den Kuchen. «
    Das Gewitter war seit einiger Zeit vorüber, hatte den Himmel freigefegt und einem strahlenden Sonnenuntergang Platz gemacht, der die ganze Wohnung mit leuchtender Röte erfüllte wie mit künstlichem Licht .
    »Heute nacht schlafen wir bestimmt besser«, meinte Teresa, als sie das Abendessen abräumte. »Dieses Gewitter hat die Luft wunderbar gereinigt. «
    Sie konnten zwar leichter einschlafen als seit langem, aber der Maresciallo war trotzdem unruhig und fand sich irgendwann in einer recht unangenehmen Situation wieder, ohne recht zu wissen, warum. Mit Bestimmtheit wußte er nur, daß er nicht ans Telefon gehen wollte, weil er wußte, daß am anderen Ende der Staatsanwalt war und vor Wut kochte. Das Schlimmste war, daß er die volle Wucht seines Zorns mitbekam, auch ohne den Hörer abzunehmen .
    »Haben Sie sich ihre Kleider angesehen? Schauen Sie sie an. Mann, schauen Sie sie an! «
    Und der Maresciallo ging Clementinas armseligen Kleiderschrank noch einmal durch und stellte zu seinem Entsetzen fest, daß sämtliche Knöpfe hellblau waren. Zudem fehlte noch immer ein Knopf an ihrem einzigen Baumwollkleid, und als er es aufhob, flüsterte ihm Linda Rossi ins Ohr: »Sehen Sie? Ich hab’s Ihnen gesagt. «
    Wie konnte er die hellblauen Knöpfe zuvor nur übersehen haben? Dabei war er der Meinung gewesen, er hätte alles sehr genau unter die Lupe genommen. Vor lauter Scham über seine Dummheit begann er zu schwitzen, und der Arzt schaute ihn betrübt an und sagte: »Wir dürfen die Leiche nicht wegbringen. «
    Der Maresciallo geriet noch mehr ins Schwitzen. Daß die Leiche die ganze Zeit in der Wohnung hatte bleiben müssen, nur weil er die Knöpfe nicht bemerkt hatte … noch dazu bei dieser Hitze, auch wenn es ein Gewitter gegeben hatte … »So schläft sie besser«, sagte seine Frau .
    Clementina lag in ihrem Bett. Er war erleichtert, daß sie nur schlief und nicht tot war. Jetzt kam es darauf an, sie am Leben zu erhalten, wenn er nicht riskieren wollte, seinen Job zu verlieren .
    Das Telefon klingelte weiter, also hatte Clementina doch ein Telefon in ihrer Wohnung, aber er wollte erst rangehen, nachdem sämtliche Kleiderkartons weggebracht worden waren .
    »Würden Sie die anderen Knöpfe an ihr Kleid nähen? Ich muß hier bei ihr bleiben, sonst stirbt sie. Sie hat furchtbare Angst.« Flehentlich wandte er sich an Linda Rossi und die junge Deutsche, aber sie verstanden ihn nicht. Die junge Frau weinte weiter, und Linda Rossi starrte ihn nur an und sagte: »Warum gehen Sie nicht ans Telefon? «
    »Ich kann nicht. «
    »Das Telefon«, wiederholte sie hartnäckig und packte ihn am Arm .
    »Ich kann nicht! «
    »Salva! «
    Er schlug die Augen auf und war schlagartig hellwach .
    »Das Telefon, Salva. Soll ich rangehen?« Seine Frau hatte bereits die Nachttischlampe angeknipst .
    »Nein, nein.« Er griff nach dem Hörer, hob ab und warf einen Blick auf den Wecker. Es war Viertel vor drei .
    8
    »Guarnaccia.« Er war noch so in seinem Traum gefangen, daß er ebenso überrascht wie erleichtert war, als er am anderen Ende der Leitung Brunos Stimme hörte und nicht die des Staatsanwalts .
    »Da ist ein Anruf für Sie, Maresciallo. Von einem gewissen Franco, und er behauptet, es sei dringend – er sagt, Sie hätten ihm diese Nummer gegeben und gesagt, er soll … «
    »Stell ihn durch. «
    »Maresciallo? Ich bin es. Es wäre gut, wenn Sie sofort herkommen könnten.« Die Stimme des dicken Barmanns war trotz aller Dringlichkeit sanft und ruhig wie immer .
    »Was ist passiert? «
    »Ein Mann versucht in Clementinas Wohnung einzusteigen – wahrscheinlich ist er inzwischen drin. Ich habe gesehen, wie er am Gerüst hinaufgeklettert ist, und nachdem jemand dagewesen ist und die Siegel entfernt hat … «
    »Ich komme sofort. «
    »Was soll ich tun? «
    »Lassen Sie sich nicht blicken und halten Sie die Augen offen. «
    »Gut. Und wenn er verschwinden will, hindere ich ihn daran.« Welchen Zweck hätte es gehabt zu sagen, daß der Mann womöglich gefährlich war? Franco hatte sich seit Jahren auf seine Weise um alles hier gekümmert, und jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt, um sich mit ihm anzulegen. Der Maresciallo

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