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Tod einer Verrückten

Tod einer Verrückten

Titel: Tod einer Verrückten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magdalen Nabb
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legte auf und zog sich hastig an .
    »Wohin gehst du?« Seine Frau war beunruhigt .
    »Ich muß raus. Mach dir keine Sorgen. «
    Als er in sein Büro eilte, um das Pistolenhalfter zu holen, stand Bruno vollständig angezogen da; er hatte Di Nuccio geweckt, der, verschlafen vor sich hin fluchend, aus dem Schlafsaal herunterkam .
    »Sie können nicht allein gehen, Maresciallo«, sagte Bruno ernst, als wäre nicht er der Achtzehnjährige, sondern der Maresciallo. »Ich hielt es für richtig, auch Di Nuccio aufzuwecken. «
    »Hmm. Gehen wir. «
    Unberechenbar wie immer, aber der Junge hatte recht. Sie nahmen den Mannschaftswagen .
    »Bieg in eine Seitenstraße ein, bevor wir zu dem Platz kommen«, ordnete der Maresciallo an .
    Das letzte kurze Stück legten sie zu Fuß zurück, und da es sich kaum vermeiden ließ, daß ihre Schritte auf dem Pflaster hallten, mußten sie langsamer gehen, je näher sie zu Clementinas Haus kamen .
    Wer immer am Gerüst hinaufgeklettert war, hielt sich noch in der Wohnung auf. Man sah den schwachen Schein einer Taschenlampe über das Fenster streichen und verschwinden. Aus dem Schatten tauchte Francos massige Gestalt auf .
    »Er ist noch oben«, flüsterte er .
    »Gehen Sie wieder ins Haus. «
    »Aber, Maresciallo … «
    »Gehen Sie ins Haus, und seien Sie leise.« Der Zusatz war unnötig, da sich Franco so lautlos zurückzog wie eine Raubkatze im Dschungel .
    »Soll ich hinaufklettern?« flüsterte Bruno .
    »Nein.« Der Maresciallo wollte auf gar keinen Fall, daß einem Rekruten etwas zustieß. Aber was sollte er tun? Dem Staatsanwalt verdankte er es, daß er keinen Wohnungsschlüssel mehr hatte, und obwohl sie den Mann problemlos fassen konnten, wenn sie hier unten im Dunkeln abwarteten, wollte er um jeden Preis wissen, was er da oben machte, wo es nichts zu stehlen gab und die wenigen Beweisstücke bereits sichergestellt waren. Er selbst war wohl kaum die ideale Person, um sich auf das Gerüst zu schwingen. Bevor er einen Entschluß fassen konnte, ging die Haustür auf. Er fuhr herum und packte den Arm, der zum Vorschein kam .
    »Ich bin es.« Das Gesicht des jungen Rossi erschien, kreidebleich. »Da oben ist jemand. Ich habe gerade Ihre Nummer angerufen, aber da hieß es … «
    »Seien Sie still. Gehen Sie wieder in Ihre Wohnung hinauf und bleiben Sie dort – und machen Sie keinen Lärm auf der Treppe. «
    Rossi hatte Filzpantoffeln an und verschwand ebenso lautlos wie Franco; die Haustür ließ er offen. Der Maresciallo befürchtete allmählich, daß früher oder später ein leises Geräusch alle Nachbarn auf den Plan rufen könnte, die sich wieder alle unter Clementinas Fenster versammeln und es dem Mann erleichtern würden, im Gewühl zu verschwinden. Als sollten sich seine Befürchtungen bestätigen, ging in Pippos Wohnung im Haus gegenüber ein Licht an .
    Er bedeutete den beiden jungen Männern, leise zu sein und sich nicht zu bewegen, und konnte nur hoffen, daß sie im Schatten des Gerüsts nicht zu sehen waren. Sie beobachteten das erleuchtete Fenster, an dem jedoch kein Kopf auftauchte. Jemand hustete heftig, dann lief Wasser, und das Licht ging wieder aus .
    Der Maresciallo berührte Di Nuccio am Arm und zeigte nach oben .
    »Versuch ihn zu überraschen«, flüsterte er. »Ich möchte wissen, was er macht. «
    Sobald Di Nuccio hinaufzuklettern begann, rieselte ein Tröpfchenschauer von dem zerrissenen Sicherheitsnetz herab. Der Maresciallo sah ihm besorgt nach, da er wußte, daß es überall naß und glitschig war, aber Di Nuccio bewegte sich vorsichtig und mied die durchweichten Planken, die ihm das Hinaufklettern erleichtert hätten. Er machte nicht das leiseste Geräusch .
    Der Maresciallo konnte Brunos Enttäuschung spüren, obwohl dessen Gesicht kaum zu erkennen war. Er schickte ihn um die Ecke zur Hinterseite des Hauses, wo er für den Fall, daß ihnen der Eindringling entschlüpfte, außer Sichtweite warten sollte. Dann postierte er sich im Haus unmittelbar hinter der Eingangstür und wartete; er hoffte, daß Di Nuccio nicht in die Lage kommen würde, einen Schuß abfeuern zu müssen und die ganze Nachbarschaft zu wecken .
    Die Wartezeit erschien ihm übermäßig lang. Auf den Straßen war es so ruhig, daß er hörte, wie ein Zug pfeifend und quietschend in den Hauptbahnhof auf der anderen Seite des Flusses einfuhr. Dann nichts mehr bis auf das Geräusch seines eigenen Atems. Nach drei oder vier Minuten, die ihm wie eine halbe Stunde vorkamen, gingen oben die Lichter

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