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Tod einer Verrückten

Tod einer Verrückten

Titel: Tod einer Verrückten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magdalen Nabb
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treffen mußte .
    »Gehen wir. Wir können morgen früh wiederkommen. «
    »Es ist schon morgen früh. «
    Seite an Seite gingen sie den Flur entlang. Als sie durch die Tür des Warteraums traten, wurden ihre übermüdeten Augen von den Sonnenstrahlen geblendet, und der Maresciallo blieb stehen, um seine Sonnenbrille aufzusetzen .
    »Ich rufe uns ein Taxi. «
    Auf dem Rückweg zum Palazzo Pitti waren sie zu erschöpft und deprimiert, um zu reden. Beide hatten die Köpfe zurückgelegt und die Augen geschlossen, so daß der Fahrer, als er anhielt, rief: »Wir sind da!«, weil er dachte, sie schliefen .
    »Leg dich sofort ins Bett«, sagte der Maresciallo, als sie oben auf dem Treppenabsatz angelangt waren und er die Tür aufschloß. »Und bleib den ganzen Tag liegen. «
    »Aber sonst ist kaum jemand … «
    »Leg dich ins Bett. «
    Er selbst hatte nicht vor, noch ins Bett zu gehen. Für die kurze Zeit lohnte es sich nicht. Vorerst hatte er nur einen Wunsch, nämlich in die Küche zu gehen und sich eine ordentliche Tasse Kaffee zu machen, um den Geschmack des schwachen, bitteren Krankenhausgebräus hinunterzuspülen, vielleicht auch den Nachgeschmack des Krankenhauses. Er öffnete das Küchenfenster und die Fensterläden und setzte so leise wie möglich den Espresso auf. Trotzdem erschien wenig später seine Frau im Nachthemd unter der Tür, mit zerzausten Haaren und verschlafenem, blassem Gesicht .
    »Ich wollte dich nicht aufwecken. «
    »Ich habe nicht richtig geschlafen. Seit du wegmußtest, bin ich jede Stunde aufgewacht. Was ist passiert?« Sie holte zwei Tassen aus dem Schrank. »Du siehst fürchterlich aus. «
    »Bruno ist verletzt. «
    »Bruno … o nein! «
    »Ich erzähl dir gleich alles, aber laß mich erst meinen Kaffee trinken. «
    »Sag mir wenigstens, ob es ernst ist. «
    »Ja. Ich glaube schon. «
    »Und seine Eltern? «
    »Di Nuccio sagt, sie sind irgendwo im Ausland in Urlaub. «
    Der Espresso begann zu blubbern und erfüllte die Luft mit seinem Duft, und draußen auf dem Gras zwitscherten die Vögel, so daß es einfach undenkbar schien, daß etwas Tragisches geschehen war .
    »Erzähl mir, was passiert ist, Salva. «
    Er erzählte. Sie saßen nicht am Tisch, sondern standen neben der Spüle, schauten durchs offene Fenster hinaus und tranken ihren Espresso. Die helle, heiße Sonne schien wohltuend auf das müde Gesicht des Maresciallo, auch wenn seine Augen zu tränen begannen .
    Als er seinen Bericht beendet hatte, sagte seine Frau: »Du solltest versuchen, noch ein bißchen zu schlafen. «
    »Nein, nein. Inzwischen … ich denke, in einer Stunde rufe ich im Krankenhaus an. «
    »Gibt es keine Möglichkeit, seine Eltern ausfindig zu machen? «
    »Sie sind außer Landes. Ich habe keine Ahnung, wo, und bevor Bruno nicht wieder zu sich kommt … «
    »Hat er noch andere Verletzungen außer am Kopf? «
    »Keine Ahnung.« Warum hatte er nicht gefragt? Er hätte darauf bestehen sollen, mit dem diensthabenden Arzt zu reden, statt sich von einer übelgelaunten Schwester einschüchtern zu lassen. Wenn er anrief, würde er darauf bestehen, Genaueres zu erfahren .
    Doch als er anrief, war der Arzt, der Nachtdienst gehabt hatte, nicht mehr im Haus. Man teilte ihm mit, Bruno liege auf der Intensivstation, und sein Zustand sei unverändert. Er sei nach wie vor bewußtlos .
    Irgendwie mußte der Maresciallo den Tag hinter sich bringen. Wenigstensnahmseinbenommener,tranceähnlicher Zustand, der auf Schlafmangel zurückzuführen war, der Aussicht, sich mit dem Staatsanwalt auseinandersetzen zu müssen, etwas von ihrem Schrecken. Natürlich war dieser von der Kommandantur längst informiert worden, nachdem man den hinkenden Mann abgeholt hatte. Vielleicht befand er sich bereits auf dem Weg dorthin, um ihn in der Zelle zu befragen .
    Der Maresciallo beschloß, die Dinge ihren Lauf nehmen zu lassen und abzuwarten, bis ihn der Staatsanwalt anrief; in der Zwischenzeit schrieb er seinen Bericht. Er setzte sich an seinen Schreibtisch und warf ab und zu einen Blick auf das Telefon .
    Punkt neun Uhr klingelte es. So früh? Er atmete ein paarmal tief durch, bevor er den Hörer abnahm .
    »Ist da der Maresciallo? «
    »Am Apparat. «
    »Ich sollte Sie nicht so früh stören, aber … «
    »Wer ist da? «
    »Linda Rossi. «
    »Ach so. Guten Morgen. «
    »Guten Morgen. Ich hoffe, es ist nicht zu … Wie geht es dem armen Jungen? «
    »Leider nicht besonders gut. Er ist noch immer bewußtlos. Was kann ich für Sie tun? «
    »Ich

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