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Tod einer Verrückten

Tod einer Verrückten

Titel: Tod einer Verrückten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magdalen Nabb
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anzurufen? Dieser Junge … Wie oft hatte er das gesagt und dabei den Kopf geschüttelt ?
    »Er ist unberechenbar … genau das ist er … «
    Er konnte sich nicht genau erinnern, wie lange es her war, seit er zum letzten Mal angerufen hatte. Doch sicher über eine Stunde? In einer Stunde konnte alles passieren. Oder nichts. Keine Veränderung. Manchmal lagen Leute jahrelang im Koma. Aber es hatte nicht ausdrücklich geheißen, daß Bruno im Koma lag, es hatte geheißen, er sei bewußtlos, und das war nicht dasselbe. Er kannte sich nicht gut genug mit solchen Dingen aus, um die richtigen Fragen zu stellen, und hatte sich einfach abspeisen lassen. Immerhin konnten sie ihn nicht daran hindern anzurufen, auch wenn es ihnen lästig war .
    Aber da klingelte das Telefon unter seiner Hand. Um ein Haar hätte er den Staatsanwalt vergessen. Aber je eher er das hinter sich brachte, um so besser .
    »Guarnaccia? «
    »Am Apparat,, «
    »Guten Morgen. Ich habe Neuigkeiten für Sie – hoffentlich denken Sie jetzt nicht, ich habe zu lange dafür gebraucht. «
    Das war mit Sicherheit nicht der Staatsanwalt, aber der Maresciallo brauchte ein paar Sekunden, bis ihm klar war, daß es sich um Spicuzza von der Polizeidirektion San Giovanni handelte. Brunos Unfall hatte alle Gedanken an seine Recherchen verdrängt. Zum Glück plauderte Spicuzza weiter, zufrieden mit dem Ergebnis seiner Nachforschungen, so daß dem Maresciallo Zeit blieb, seine Gedanken zu sammeln .
    »Die schlechte Nachricht zuerst – falls man das so nennen kann. Ich konnte nichts über ein Verbrechen finden, das möglicherweise mit dem Mann und dem Kind dieser Frau zu tun hat … Übrigens habe ich in der Morgenzeitung gesehen, daß man die Katze aus dem Sack gelassen hat. «
    Der Maresciallo hatte es natürlich nicht gesehen. Wenn er bloß nicht so langsam wäre! Er mußte zugeben, daß der Staatsanwalt mit seinem Urteil gar nicht so unrecht hatte .
    »Jedenfalls«, fuhr Spicuzza fort, »habe ich in der Richtung nichts für Sie, aber ich habe den Unterbringungsbeschluß. Er wurde am 28. Dezember 1966 hier ausgestellt. «
    »Dann haben Sie also ihre damalige Adresse? «
    »Ja, sie hat in Santa Croce gewohnt – keine Sorge, eine Fotokopie ist per Bote an Sie unterwegs. Sie müßten sie jeden Augenblick bekommen. Aber da ist noch etwas … «
    »WartenSie–stehtdabei,werdiesen Unterbringungsbeschluß beantragt hat? «
    »Die Krankenhausverwaltung, fürchte ich. Hilft Ihnen nicht viel weiter, was? Sieht aus, als sei sie bereits im Krankenhaus gewesen, als sie verrückt geworden ist. Es war sogar eine Notiz an das Dokument geheftet – nur ein handgeschriebener Zettel, auf dem steht, daß die Patientin trotz des Unterbringungsbeschlusses vorerst auf ihrer Station in Santa Maria Nuova bleiben soll, bis sich ihr körperlicher Zustand soweit gebessert hat, daß man sie innerhalb des Hauses zur Beobachtung in die psychiatrische Abteilung verlegen kann. «
    »Ihr körperlicher Zustand? «
    »Ja, genau. Und diese Notiz trägt die unleserliche Unterschrift eines hinzugezogenen Dermatologen. Es war nicht ganz einfach, den Text zu entziffern, aber das steht drauf. Haben Sie die Leiche gesehen? Hatte sie irgendwelche Brandwunden oder Hautverpflanzungen? Ich habe ja schon gesagt, daß es ein Unfall gewesen sein könnte, wenn Sie sich erinnern. «
    »SiehattekeinesichtbarenNarben,undim Obduktionsbericht steht auch nichts dergleichen. «
    »Vielleicht kann Ihnen das Krankenhaus weiterhelfen. «
    »Stimmt, obwohl es zwanzig Jahre her ist. Aber im Augenblick interessiere ich mich mehr für die Adresse. Jedenfalls vielen Dank, daß Sie mir so geholfen haben. «
    »Gern geschehen. Weiß der Himmel, hier ist ohnehin nichts los. Heute morgen haben wir einen Taschendieb geschnappt – im Dom, ausgerechnet! Der Höhepunkt der Woche. Hat alle Kirchen und Museen abgegrast, die von Touristen besucht werden. Offenbar ein kulturell interessierter Typ. «
    »Ach, der Taschendieb. «
    »Im Palazzo Pitti war er auch, oder? So ein Trottel – er hat sich als Urlauber verkleidet, mit Kamera und Reiseführer, beides natürlich geklaut, aber diesen Drei-Tage-Sonnenbrand und den weggetretenen Blick, den man von einer Überdosis Museen bekommt, kann man nicht simulieren. Sobald wir wußten, daß er wieder in Aktion war, hat es nicht lange gedauert, ihn ausfindig zu machen und auf frischer Tat zu ertappen. «
    »Mein Kompliment«, sagte der Maresciallo, »und nochmals vielen Dank. «
    Di Nuccio klopfte

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