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Tod einer Verrückten

Tod einer Verrückten

Titel: Tod einer Verrückten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magdalen Nabb
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Teil ein wenig ungehobelt, aber trotzdem … Die Besitzer des Lebensmittelladens haben erzählt, daß sie normalerweise in den letzten zwei Augustwochen zumachen, aber diesmal müssen sie die Fassade richten lassen, und das kostet ein Vermögen – das Haus gehört ihnen, und sie wohnen in der Wohnung über dem Laden –, und deshalb können sie sich in diesem Jahr keinen Urlaub leisten. «
    »Du hast dich ja ausgiebig unterhalten! «
    »Warum auch nicht? Wenn die Kinder wieder da sind, ist das was anderes, aber jetzt habe ich so wenig zu tun. Ich muß zugeben, daß es mir Spaß gemacht hat, es hat mich an zu Hause erinnert, wo ich alle Leute gekannt habe … «
    »Das sollte keine Kritik sein.« Zweifellos fühlte sie sich manchmal ein bißchen einsam. In einer Stadt zu wohnen, in der man nicht zu Hause war, noch dazu in einer Kaserne, war keine ideale Voraussetzung, um Freunde zu gewinnen, und außerdem war sie an die jahrelange ständige Gesellschaft seiner Schwester Nunziata gewöhnt. »Ich bin froh, daß du eine nette Gegend zum Einkaufen entdeckt hast. Warum hast du mir das nicht früher erzählt? «
    »Ich dachte, du hättest dich wegen deinem Veilchen und … wegen der ganzen Geschichte geärgert. Du hast nicht wieder davon gesprochen, also habe ich es auch nicht erwähnt. «
    In Wirklichkeit hatte er geglaubt, sie sei verärgert, und auch jetzt wagte es keiner von beiden, das Thema ihrer ersten und letzten Fahrstunde anzuschneiden .
    »Jedenfalls, jetzt wo dein Auge schon viel besser ist … und nachdem ich sehe, wie gut dir das Kaninchen schmeckt … Der Metzger ist wirklich sehr gut. Vielleicht kaufe ich auch in Zukunft dort ein. «
    »Was ist mit dieser verrückten Frau? Kauft die auch dort ein? «
    »Sie verbringt praktisch den ganzen Vormittag im Laden, gibt aber sehr wenig Geld aus. Bestimmt ist sie arm. Es ist überhaupt ein armes Viertel, aber ich habe den Eindruck, sie muß wirklich schlimm dran sein. An den meisten Tagen sitzt sie einfach nur da, auf dem einzigen Stuhl, und redet mit allen, die hereinkommen, oder beschimpft sie. Ich muß schon sagen, ihre Sprache … Aber ab und zu kauft sie sich auch eine Wurst oder eine Frikadelle oder sogar ein kleines Steak. Egal, was sie kauft, anscheinend verlangt er immer tausend Lire dafür, und oft bittet sie ihn dann um ein Ei, wie ein Kind, das ein Bonbon erbettelt. «
    »Und gibt er ihr eines? «
    »Ja, und er wickelt es in ein Stück Zeitungspapier ein. Im Lebensmittelgeschäft habe ich sie auch gesehen, wie sie eine Scheibe Mortadella gekauft hat, hauchdünn wie ein Papiertaschentuch, und ein kleines Endstück von einem Laib Brot, kaum genug für eine Maus. Sie hat auch immer dasselbe Kleid an, und ich möchte nur wissen, wann sie es wäscht, weil sie nie schmutzig aussieht. Möchtest du einen Pfirsich? «
    »Ich weiß nicht … ja. «
    »Oder ein Stück Wassermelone? Da ist noch was von gestern im Kühlschrank. «
    »Nein, lieber einen Pfirsich. «
    »Das Eigenartigste an ihr ist, daß sie die ganze Zeit kehrt und putzt. «
    »Das tun viele Frauen. «
    »Nein, warte! Nicht ihre Wohnung, das meine ich nicht. Sie putzt überall, oder zumindest ihre gesamte Umgebung. Sie kehrt die ganze Straße – eigentlich ist es ein Platz, weißt du, obwohl er nur wie eine verbreiterte Straße aussieht –, und ich habe gesehen, wie sie auf Knien Papierschnipsel aufklaubt, alle einzeln, und dann das Pflaster und selbst die Autos, die dort geparkt sind, mit einem Lumpen abwischt. Sie leert sogar den Abfallkorb an der Bushaltestelle und tut eine saubere Plastiktüte hinein. «
    »Erspart der Straßenreinigung einen Mann. «
    »Genau! Und wehe, sie erwischt jemanden dabei, daß er irgendwelchen Abfall oder ein abgebranntes Streichholz fallen läßt. Dann geht sie mit ihrem Handfeger auf ihn los. Die Männer, die immer draußen vor der Bar herumhängen, schikanieren sie ganz fürchterlich. Sie werfen hinter ihrem Rücken Sachen aufs Pflaster, nur um sie zu ärgern und zu sehen, wie weit sie sie treiben können. Es ist wirklich eine Schande. «
    »Das habe ich gesehen. Wenn ich mich recht erinnere, haben sie auch so getan, als würden sie ihr Avancen machen. «
    »Genau, und sie nimmt das für bare Münze, aber dann wird sie wieder ganz rabiat, wenn sie andauernd Papierschnipsel fallen lassen. Aber schuld sind die Männer, denn schließlich ist sie nicht ganz richtig im Kopf, die Arme. Erwachsene Männer, die sich aufführen wie kleine Jungen! Und die Kinder piesacken

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