Tod Eines Engländers
einen Blick, der besagte: » Warum so frü h ? « Es bestand ein erhebliches Risiko, daß andere Mie t er noch nic h t zu Ha u se waren. Sig n or Cipriani beispielsweise war n och nicht hei m gekehrt, das wußten sie. Do c h es gab k eine Zeit, darüber na c hzudenken, ein leises Schlurfen w a r vor d e r Wohnung zu hören, d a nn eine Pause. Die vier saßen regl o s da, lauschten. Carabiniere Bacci hatte aufgehört zu beten. Warum dieses Risik o ? Sie würden e s doch nicht wagen, d a s Türschloß a uszubauen, wenn m an sie von Lift und Treppe aus direkt sehen konnt e . Bislang hatte der Eng l änder sie im m er eingelassen. W ar Cesarini heruntergekom m en? Jedenfalls n i cht im Lift, sonst hätten s i e ihn gehört … Die Wohnungstür wurde leise mit einem Schlüssel geöffnet. D a s Licht ging an, m an sah einen Schein unter der Schlafzim m ertür, dann g ing die Tür auf. Der Haupt m ann drückte auf den Lichtschalter, hielt die Pistole auf d i e Tür .
» S ignor Cesarini«, sagte er ruhig, » wir haben Sie schon erwartet . «
Cesarini rührte sich nicht. Die beiden Gestalten hinter ihm standen sek u ndenlang w i e gelähmt, dann wirbelten sie herum und stürzten davon. R u fe erschollen, wütende R ufe, m an hörte den Lärm eines heftigen Ka m pfes draußen im Durchgang. Carabiniere Bacci s t and plötzlich auf den Beinen, die Augen hellwach und sc h arf, wie ein Jagdhund. Auf ein K o pfnicken des Haupt m anns schoß er an Signor Cesarini v o rbei, um s ich an der Verfolgu n gsjagd zu beteiligen. Im Durchgang stand ein Polizei m o t orrad und draußen auf der Straße der Transpor t er des Ge m üsehändlers, davor ein Streifenwag e n. Allerdings war nur einer der Männer auf g ehalten worden. Der G e m üsehändler, ein alter Bekannter d e r Polizei und viel zu fett, um sehr weit laufen zu können, hatte, sobald sein Transporter u m stellt war, jede Gegenwe h r als sinnlos aufgegeben, do c h der Jüngere, der ihn begleitet hatte, war noch nicht vorbes t raft und deshalb wild entschlossen losgerannt; beim Sprung über d a s Motorrad hatte er sich das Schien b ein gestoßen und vor S c h m erz la u t aufgeschrie n . Er war schon weit entfe r nt auf der Via Maggio, ehe die beiden Motorräder die Verfolgung a ufneh m en konnten .
Der Ma n n war klein und dünn und li e f wie ein H a se, dicht an den Häuserwänden e n tlang, m e ist im Schatten v erborge n , den großen eisernen Klam m ern, den verschlungenen Fenstergittern und d e n b a rocken Si m sen ausweichend, die a n jedem Haus hervorstan d en und ihn hätten zu Fall bringen können. Carabiniere Bacci rannte hi n ter i h m her, behindert von seinem schweren Uniform m antel, schloß a ber trotzdem im m er m ehr auf, da der Mann wegen seines Bei n s offenb a r nicht so schnell laufen konnte. Carabiniere Bacci keuchte, und außer seinem Atem hörte er hinter sich jetzt eine Sirene aufheulen, dann ein l a utes, gleich m äßiges Dröhnen u n d wildes Hup e n. Er blieb an einem Fenstergitter stehen und blickte sich u m . Das gleich m äßige D r öhnen kam näher, ein großes ora n ge-weiß an g e m altes Straßenreinigun g sfahrzeug, das die Via Maggio entlangfuhr, seinen säubernden Wasserstrahl in alle Richtungen verspritzte und dabei die ganze Straße blockierte. Eines der Motorräder hatte versucht, auf dem Bürgersteig vorbeizukom m e n, doch der Fahrer war völlig durchnäßt und konnte vorüb e rgehend ni c hts sehen. Die Sirene des Streifenwagens h eulte wieder auf, das Straßenreinigungsfa h rzeug hielt zwar an, aber d e r Streifenwag e n konnte nicht wenden, u nd es würde unendlich lange dauern, bis er die ganze Straße im Rückwärtsgang zurückgesetzt hatte .
»Ich m uß i h n erwischen …« m u r m elte Carabiniere Bacci, drehte sich wieder um u nd lief weiter. Der Man n , der jetzt stark hu m pelte, hatte d ie Brücke erreicht. Die Ampel vor der Brücke zeigte Rot, ein Bus wartete. Nur ein paar Schritte weiter, neben der Statue des Winters, war eine Bushaltestelle, der Mann hu m pelte ihr entgegen, während er einen Blick über die Schu l ter warf .
» N e in! Nicht! …« brüllte Carabiniere Bacci vergeblich. Die Straße schien im m er länger zu werden, und er wußte, daß er nicht hätte stehenbleiben dürf e n, um sich u m zusehen .
» O Gott … nein! …« D och der Bus hatte schon angehalten, die hintere Tür geöffne t , den Mann einsteigen lassen und befand sich schon m itten auf der Brücke. Aber m als blieb Carabiniere Bacci
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