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Tod eines Fremden

Titel: Tod eines Fremden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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Gedanken dem Papier anvertraut und ein vollkommen Fremder würde sie lesen.
    Er fand den Brief von Emma fast am Ende des Buches. Er war in der gleichen gedrängten, geneigten Handschrift geschrieben wie der, den er verbrannt hatte. Er war sehr viel unspezifischer, enthielt nur Worte allgemeiner Zuneigung, als sei er eine Antwort auf einen Brief von Katrina, der keiner Wiederholung bedurfte, um seinerseits verstanden zu werden.
    Er las ihn zweimal, dann faltete er ihn wieder zusammen, legte ihn in das Tagebuch und schob dieses vorsichtig in seine Tasche. Offensichtlich hatte Runcorn es nicht gefunden, also würde er es auch nicht vermissen. Er konnte es später lesen und sehen, ob irgendetwas zu Emma führte.
    Keine halbe Stunde nachdem er die Wohnung betreten hatte, stand er wieder auf der Straße, sagte dem Polizisten, er hätte bedauerlicherweise nichts gefunden, und dann wünschte er ihm einen guten Tag und ging mit raschen Schritten auf die große Verkehrsstraße zu.
    Die Spätausgabe wurde an diesem Abend von einer Nachricht beherrscht: M ICHAEL D ALGARNO WEGEN DES BRUTALEN M OR DES AN K ATRINA H ARCUS VERHAFTET . Z WEITE T RAGÖDIE FÜR B ALTIMORE UND S ÖHNE .
    Runcorn musste glauben, dass er genug hatte, um vor Gericht zu gehen. Himmel, hoffentlich hatte er Recht!
    Aber Runcorn war sich alles andere als sicher. Monk wusste es in dem Augenblick, als er ihn am nächsten Morgen zu Gesicht bekam, auch wenn er es leugnete. Sie waren in Runcorns Büro, der ganze Tisch war mit Unterlagen bedeckt, und das Sonnenlicht, das durchs Fenster fiel, malte helle Muster auf den Fußboden.
    »Natürlich reicht es!«, antwortete Runcorn. »Er hat die Investoren von Baltimore und Söhne beim Kauf von Land betrogen, und Katrina Harcus wusste es. Sie sagte es ihm auf den Kopf zu und bat ihn, damit aufzuhören. Er hatte zwei Gründe, ihren Tod zu wünschen.« Er hielt zwei Finger in die Luft. »Damit sie wegen des Betrugs schwieg, für den sie womöglich einen Beweis hatte, den er dann vernichtete. Das hat sie Ihnen so gut wie gesagt. Und er hatte jetzt die Chance, Livia Baltimore zu heiraten, die in Kürze eine reiche Frau sein wird.« Er sah Monk herausfordernd an. »Ob er etwas mit Nolan Baltimores Tod zu tun hatte oder nicht, werden wir wohl nie erfahren. Möglich wäre es.« Er holte Luft und hielt einen weiteren Finger hoch. »Hinzu kommt, dass er nicht beweisen kann, wo er zum Zeitpunkt ihres Todes war. Er behauptet, er sei zu Hause gewesen, aber es gibt niemanden, der das bezeugen kann.«
    »Was ist mit dem Umhang?«, fragte Monk und wünschte im selben Augenblick, er hätte nichts gesagt. Es erinnerte Runcorn sicher auch an den Knopf, und er hatte sich noch nicht seiner Jacke entledigt oder die Gelegenheit gefunden, einen Ersatzknopf zu besorgen, falls er das überhaupt wagte.
    Runcorn seufzte gereizt. »Keine Spur davon«, sagte er. »Kann niemanden finden, der ihn in einem Umhang oder etwas Ähnlichem gesehen hat. Er hatte ein Cape für die Oper.« Sein Tonfall deutete an, was er davon hielt. »Aber das hat er noch.«
    Monk war enttäuscht.
    »Auch mit dem Knopf nichts«, fuhr Runcorn fort. »An keinem seiner Mäntel und Jacken fehlt einer, und sein Diener sagt, es sei alles da.«
    »Dann hängt alles daran, ob es einen Betrug gibt«, meinte Monk. Er sagte es ungern, aber es war die Wahrheit. »Und das können wir nicht beweisen.«
    »Das Land!«, sagte Runcorn trotzig und schob das Kinn vor. »Sie haben doch erzählt, es gäbe dort Kaninchen, Sie hätten sie mit eigenen Augen gesehen. Könnte denn ein Hügel, in den eine Kolonne von Streckenarbeitern keinen Tunnel gesprengt kriegt, so einfach von Kaninchen durchbuddelt werden, Donnerwetter noch mal?«
    »Natürlich nicht. Zumindest hoffe ich das«, sagte Monk sarkastisch. »Aber selbst wenn es deswegen ein wenig mehr Gewinn gab, dann nicht, weil Dalgarno der Besitzer des Landes war, über das die Strecke nach der Umleitung führte.«
    »Warum haben sie es dann getan, wenn es keinen Gewinn abwarf?«, wollte Runcorn wissen.
    Monk war geduldig. »Ich habe nicht gesagt, dass es keinen Gewinn gab, nur, dass er nicht deswegen gemacht wurde, weil Dalgarno dieses Stück Land besaß. Es war nicht seines und auch nicht das der Baltimores. Vielleicht ging es um Schmiergeld. Jemand hat gut dafür bezahlt, dass die Strecke nicht über sein Land führte, aber dafür haben wir keinerlei Beweise, und ich glaube auch nicht, dass Katrina welche hatte. Zumindest hat sie mir nichts davon

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