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Tod eines Fremden

Titel: Tod eines Fremden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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die Sprünge, »vor fast sechzehn Jahren in Liverpool? Die darin verwickelte Gesellschaft war Baltimore und Söhne. Da wurde ein Gutachten gefälscht, die Gitternetzmarkierungen verändert …«
    Fowler stand wieder auf.
    »Setzen Sie sich, Mr. Fowler!«, verlangte der Richter. Er sah Rathbone fest an. »Ich nehme an, Sie haben Fakten, Sir Oliver? Passen Sie auf, dass Sie niemanden verleumden.«
    »Es ist alles amtlich belegt, Euer Ehren«, versicherte ihm Rathbone. »Ein Mann namens Arrol Dundas wurde auf Grund dieses Verbrechens verurteilt. Leider wurde er im Gefängnis krank und starb. Die Einzelheiten des Verbrechens waren jedoch zur Zeit der Gerichtsverhandlung publik gemacht worden.«
    »Verstehe. Über die Bedeutung für den gegenwärtigen Fall kann man leicht mutmaßen, dennoch verlangen wir Beweise.«
    »Ja, Euer Ehren. Ich werde beweisen, dass Baltimore und Söhne darüber Akten geführt hat, sodass die älteren Mitarbeiter der Firma Kenntnis davon hatten, obwohl sie damals nichts damit zu tun hatten, ja nicht einmal die Schule abgeschlossen hatten.«
    »Sehr interessant. Sorgen Sie dafür, dass es auch für Mr. Dalgarnos Unschuld von Bedeutung ist.«
    »Ja, Euer Ehren.« Rathbone entlockte Whitney noch weitere Einzelheiten und entließ ihn dann. Fowler wollte ihn anscheinend noch etwas fragen, machte aber einen Rückzieher, und Whitney trat aus dem Zeugenstand.
    An Monks angespanntem, weißem Gesicht und seinem verwirrten Gesichtsausdruck konnte Hester erkennen, dass auch er nicht durchschaute, was Rathbone vorhatte. Er runzelte die Stirn und starrte den Gerichtsschreiber an, der fleißig mit der linken Hand Protokoll schrieb, da seine Rechte bandagiert war.
    Dann rief Rathbone einen Bürogehilfen von Baltimore und Söhne auf, der bestätigte, dass Belege der zuvor erwähnten Geschäfte zur Verfügung gestellt werden könnten – nicht so leicht, aber wenn man gründlich danach suchte, könnte man sie schon herbeischaffen.
    »Und der Fall ging an die Öffentlichkeit?«, fragte Rathbone zum Schluss.
    »O ja, Sir.«
    Fowler versuchte einzuwenden, diese Information läge zu sehr im Dunkeln, und es sei unwahrscheinlich, dass Dalgarno darauf aufmerksam geworden war.
    »Das könnte ich nicht behaupten, Sir«, sagte der Angestellte nüchtern. »Es ist anzunehmen, dass solche Dinge bekannt sind, Sir, wenn auch nur als Musterbeispiel für das, was man nicht tun sollte.«
    Fowler zog sich zurück. »Ich kann nur wiederholen, Euer Ehren, dass Unfähigkeit nicht mit Unschuld gleichzusetzen ist!«, sagte er barsch. »Die Staatsanwaltschaft sagt nicht, dass der Angeklagte den Betrug geschickt eingefädelt hat, sondern nur, dass er betrogen hat!«
    Rathbone machte sehr große Augen. »Wenn die Staatsanwaltschaft wünscht, Euer Ehren, kann ich eine Reihe von Zeugen aufrufen, die darlegen, dass Mr. Dalgarno ein ehrgeiziger und äußerst fähiger junger Mann war, dass er sich von einer relativ unbedeutenden Position bis zum Partner hochgearbeitet hat …«
    Der Richter hielt die Hand hoch. »Das haben Sie bereits getan, Sir Oliver. Wir haben verstanden, dass die Natur des Betrugs, den man ihm vorwirft, sehr viel weniger ausgeklügelt ist als das frühere Beispiel, für das Mr. Dundas verurteilt wurde. Das Einzige, was für uns hier von Bedeutung ist, ist die Tatsache, dass der frühere Fall Mr. Dalgarno sehr wohl bekannt gewesen sein dürfte, und man fragt sich, warum er ihm, falls er wirklich betrügen wollte, nicht nacheiferte. Bislang haben Sie Ihre Aufgabe noch nicht erfüllt. Fassen Sie sich kurz!«
    »Ja, Euer Ehren.« Rathbone rief den Vorarbeiter der Trupps, die an der Strecke nach Derby gearbeitet hatten, noch einmal auf und entlockte ihm umfassendere Einzelheiten über die Durchstiche und Sprengungen, die notwendig waren, um die Schienen durch einen Hügel zu legen, und über die Arbeit und die Kosten für den Bau eines Viadukts. Er hätte genauso gut Jarvis Baltimore fragen können, aber der Streckenarbeiter kannte sich nicht nur mit den Einzelheiten besser aus, er war nachweislich unparteiisch.
    Der Richter machte sich nicht die Mühe, sein absolutes Desinteresse zu verbergen.
    Sie vertagten sich bis nach dem Mittagessen. Monk sagte Hester, sie solle mit Margaret gehen, er werde später zu ihnen stoßen. Sie gehorchte widerwillig, und er schob sich durch die Menge in die entgegengesetzte Richtung, bis er vor dem Gerichtsschreiber stand.
    »Entschuldigen Sie bitte«, sagte er, und obwohl er versuchte, nicht

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