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Tod eines Fremden

Titel: Tod eines Fremden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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unhöflich zu sein, war seine Stimme schneidend.
    Der Mann hatte Mühe, höflich zu bleiben. Er war immer noch dabei, seine Notizen zu vervollständigen. Seine Handschrift war verkrampft, ungeschickt und merkwürdig nach links geneigt. Monk empfand ein seltsames Schwindelgefühl, als sei ihm der Anblick irgendwie vertraut. War er etwa auf der richtigen Spur?
    »Ja, Sir?«, fragte der Schreiber geduldig.
    »Was haben Sie mit Ihrer Hand gemacht?«, fragte ihn Monk.
    »Ich habe mich verbrannt, Sir.« Der Mann wurde ein bisschen rot. »Am Herd.«
    »Gestern haben Sie doch mit der anderen Hand geschrieben, nicht wahr?«
    »Ja, Sir. Zum Glück kann ich mit beiden Händen schreiben. Nicht so ordentlich, aber es geht.«
    »Vielen Dank«, sagte Monk und wurde von einer Woge der Erkenntnis überschwemmt. Deutlich standen ihm diese merkwürdig charakteristischen Buchstaben aus Emmas Brief vor Augen: Es waren dieselben wie in Katrinas Tagebuch, nur nach links geneigt. Und plötzlich sah er die Widmung in dem Kochbuch vor sich – Eveline Mary M. Austin – EMMA! Sie hatte Katrina geliebt, und Katrina hatte sie in ihrer Fantasie lebendig gehalten, indem sie an sie geschrieben und sogar Antwortbriefe geschrieben hatte, und zwar mit der linken Hand.
    So etwas war peinlich und exzentrisch, und obwohl er jetzt die Erklärung hatte, beunruhigte es ihn.
    Zu Beginn des Nachmittags waren in den Zuschauerbänken noch weniger Zuschauer.
    »Ich rufe Miss Livia Baltimore auf«, sagte Rathbone, was unmittelbar mit Spekulationen und Unmutsbekundungen beantwortet wurde. Livia machte ein verdutztes Gesicht, als sei sie darauf nicht vorbereitet, doch die Menge bekundete ihr Interesse. Mehrere Geschworene richteten sich auf ihren Plätzen auf, als sie den Saal durchquerte und in den Zeugenstand stieg, wobei sie sich ein wenig am Handlauf festhielt, als brauchte sie eine Stütze.
    »Bitte verzeihen Sie, dass ich Ihnen diese Tortur zumute, Miss Baltimore«, sagte Rathbone freundlich. »Wäre es vermeidbar, würde ich es nicht tun, aber das Leben eines Mannes steht auf Messers Schneide.«
    »Ich weiß«, sagte sie so leise, dass man es kaum verstand. Das leichte Rascheln im Gerichtssaal wurde lauter, als mühten sich alle, nicht ein Wort zu versäumen. »Ich will alles tun, um Ihnen beweisen zu helfen, dass Mr. Dalgarno dieses schreckliche Verbrechen nicht begangen hat.«
    »Und Ihre Zeugenaussage wird mir sehr helfen«, versicherte er ihr. »Wenn Sie mir genau die Wahrheit sagen, soweit sie Ihnen bekannt ist, absolut genau! Bitte vertrauen Sie mir, Miss Baltimore.«
    »Ja«, flüsterte sie.
    Der Richter bat sie, lauter zu sprechen, und sie wiederholte: »Ja!«
    Rathbone lächelte. »Ich vermute, Sie werden wohl Mitleid für Miss Harcus empfinden. Sie war jung, kaum vier oder fünf Jahre älter als Sie und sehr verliebt in einen charmanten, dynamischen Mann. Sie wissen bestimmt, wie sie sich fühlte, da sie die ganze Zukunft noch vor sich hatte, voller Verheißungen.«
    Sie schluckte krampfhaft und nickte.
    »Es tut mir Leid, aber Sie müssen es laut sagen.«
    »Ja«, sagte sie heiser. »Ich kann es mir sehr gut vorstellen.«
    »Waren Sie jemals verliebt, Miss Baltimore, auch wenn daraus noch nicht mehr geworden ist als ein gutes Einvernehmen?«
    Fowler hatte sich erhoben. »Euer Ehren, das ist absolut irrelevant für den Prozess und äußerst aufdringlich! Miss Baltimores persönliche Gefühle haben hier nichts verloren und sollten respektiert werden …«
    Der Richter wedelte ungeduldig mit der Hand. »Ja, ja, Mr. Fowler. Sir Oliver, sagen Sie, worauf wollen Sie hinaus? Sonst untersage ich Ihnen diese weitläufige Abschweifung.«
    »Euer Ehren.« Rathbone schaute zu Livia hinauf. »Miss Baltimore, hat Mr. Dalgarno Ihnen den Hof gemacht? Bitte seien Sie nicht bescheiden oder taktvoll zum Schaden der Wahrheit. Vertrauen Sie mir. Und zwingen Sie mich nicht, andere Zeugen zu bitten, Ihre Aussage zu widerlegen, falls Sie es leugnen, um Ihren Ruf zu schützen. Sie müssen sich nicht schämen, dass jemand Ihnen den Hof gemacht hat, Ihnen sogar seine Liebe erklärt hat und Sie gebeten hat, seine Frau zu werden.«
    Ihr Gesicht war scharlachrot, aber sie sah Rathbone direkt an. »Ja. Mr. Dalgarno hat mir die Ehre erwiesen, mich zu fragen, ob ich seine Frau werden will. Wir können es so kurz nach dem Tod meines Vaters einfach nicht publik machen. Es wäre gefühllos … und … falsch.«
    Überall im Gerichtssaal wurde nach Luft geschnappt. Jetzt endlich

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