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Tod eines Holländers

Tod eines Holländers

Titel: Tod eines Holländers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magdalen Nabb
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Toni nicht traurig zu m achen, wenn er m ich besuchte. S i e haben früher an der Wand gehangen. Ich denke, ich kann sie jetzt wieder zurückhängen, oder vielleicht k ö nnten Sie das für m ich tun…«
    Der Wachtmeister fand dort, wo sich helle Flecken abgezeichnet hatten, zwei Haken und hängte die Bilder sorgfält i g wieder auf.
    » Nein, andersheru m … so hingen sie früher… Wenn Sie genau hinschauen, können Sie den Ring sehen, allerdings nicht so deutlich, daß m an ihn beschreiben könnte, denn ihr Haar verdeckt ihn ein wen i g. Sie hat ihn nie abgelegt . «
    » Haben Sie nicht gesagt, daß er im Verkaufsraum ausgestellt wurde ? «
    » Doch, einen Monat lang, nachdem sie i h n geschenkt bekommen hatte – sie war so stolz auf den En t wurf des Jungen, wissen Sie, und sie wollte, daß alle ausländischen Kunden i hn sehen. Sie hat sie oft begrüßt, hat auf diese Weise im Geschäft m i tgeholfen. Nie wurde es ihr zuviel, Tonis Arbeit zu lo b en. Schließlich stellte Goossens die Entwürfe im Ve r kaufsraum aus, aber beide bestanden darauf, daß sie den Ring tragen sollte. Sie hat ihn nie wieder abgelegt, obwohl sie m anc h mal besorgt war, sie würde zuneh m en und ihn dann nicht m ehr v o m Finger ziehen können, um ihn zu reinigen – es war so ein delikates Ding, wissen Sie, nicht w i e ein Ehering… ach ja, wenn sie doch nur hier wäre, dann bräuchte ich nicht so allein zu sein, m it m ei n en Erinnerungen und einer l eeren Wohnung nebenan.«
    »Erstaunlich, daß er sie nicht verkauft hat « , b e m erkte der Wachtmeister, der an die große Zahl der Wohnungssuchenden in Florenz dachte und daran, daß eine so riesige Wohnung nur ein paar Tage im Jahr genutzt wurde.
    » Geht gar nicht. Der Vater hat sie i h m testamentarisch ver m acht unter der Bedingung, daß seine Stief m utter für den Rest ihres Lebens dort m ietfrei sollte wohnen dürfen. Sie ist seit ihrem Verschwinden nicht ein einziges Mal auch nur in der Nähe der Wohnung gewesen, aber er konnte sie nicht verkaufen – hätte er auch gar nicht gewollt. Er hoffte ja immer, daß sie eines Tages zurückkehren würde.«
    Ich frage m ich, ob sie nicht doch hier war, überlegte der Wachtmeister, behielt aber diesen Gedanken für sich und betrachtete wieder die Fotografien. Das war nicht die sch m allippi g e Person, die ihm im Hal b schlaf erschienen war. Statt dessen frag t e er: » Hab e n Sie gestern dem Offizier erzählt, daß Toni von se i nen Reisen Edelsteine m itgebracht hat ? «
    »Er wußte es schon. Vielleicht hatte Wanda ihm etwas gesagt, und Toni stand sowieso auf der Liste der konzessionierten I m porteure u nd Exporteure. Der Off i zier hat gesagt, daß Wanda nicht zur Beerdigung ko mm t, es geht ihr nicht gut.«
    » Soll er denn hier begraben werden ? « Der Wachtmeister war überrascht.
    » Anscheine n d. Ich glaube, das hat die Schwiegermutter so entschieden, vielleicht, weil sie Wanda diese Belastung so kurz vor der Entbindung nicht zu m uten wollte… aber wenn Sie m ich fragen, wahrscheinlich hat sie Angst vor Klatsch, es wird ja schon von Selbst m ord geredet, obwohl dieser junge Offizier m eint, auf dem T o t e nschein werde ›Herzversagen‹ stehen. Die Schwiegermutter ist schon unterwegs hierher… aber so eine alte kranke Frau wie m ich wird sie wohl kaum besuchen. Machen andere ja auch nicht…«
    Sie zog ihr zerknülltes Spitzentaschentuch heraus.
    »Wollen Sie denn zur Beerdigung gehen ? «
    »Wie denn? Ich ko mm e nicht einmal die Treppe hinunter. Ich bin seit zehn Jahren nicht m ehr aus dem Haus gewesen.«
    Das war ver m utlich nic h t wahr, da sie von einem Aufenthalt in einem Altersheim draußen in den Bergen gesprochen hatte. Aber trotzdem… » Nein, nei n «, fuhr sie schniefend fort. » Die nächste Beerdigung, bei der ich anwesend bin, wird best i m m t m eine eigene sein. Ich habe schon genug Beerdigungen erlebt. Ich halte m ich lieber an m eine Erinnerungen. Wer nicht will, braucht m ich n icht zu besuchen… ich habe keinen Bedarf an Menschen wie dieser egoistischen Kuh da unten, sie braucht sich gar nicht einzubilden, daß ich auf sie angewiesen bin… ich werde Sie nicht zur Tür bringen, wenn Sie gehen wollen… ich glaube, ich werde ein kleines Nickerchen m ac h en…«
    Sie schlief fast schon, urplötzlich war sie zurückgesunken w i e eine Puppe, deren Aufziehwerk abgelaufen war, das winzige, eingefallene Gesicht verschwand fast in den Kissen, und der Wachtm e ister schlich auf Zehenspitzen hinaus,

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