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Tod eines Holländers

Tod eines Holländers

Titel: Tod eines Holländers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magdalen Nabb
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Fischen gesprenkelt, und am Ufer standen Zitronenbäume in riesigen Terrakottatöpfen. Die Hitze und die S t ille wirkten hypnotisierend, so daß er nahe dran war, sich auf einen Stein zu setzen und die Augen zu schließen. Es bereitete ihm körperlichen Sch m erz, den Blick von der grüngoldenen Vision zu reißen und weiterzugehen. Sein Mund war ausgedörrt. Wie schön wäre es, dachte er, irgendwo Wasser zu finden, das er trinken könn t e. Doch als er dem Geräusch von plätscherndem Wasser nachging, stieß er in einer schattigen Laube auf einen Mann in m oosgrünem Wa m s und Kniehose, der den nicht enden wollenden Inhalt seines Krugs in ein Faß goß, das von einem lächel n den Knaben gehalten wurde. Auf der Tafel darunter stand KEIN TRINKWASSER. Seufzend trat er näher, hielt dem M ann die Hand hin und benetzte sich m i t dem kühlen Wasser die Stirn. Dann kehrte er wieder u m , ging einen der Pfade im unte r en Teil des Lab y rinths entlang und blieb an der ersten Kreuzung s t ehen, um zu lauschen.
    Kaum war das Geräusch der eigenen Schritte verklungen, da hörte er linker Hand die Frau rasch näher kom m en.
    Sie bog um die Ecke, prallte fast auf ihn. Er wich ihr nicht aus, sondern nutzte, scheinbar passiv hinter seiner Sonnenbri l le versteckt, d i e Gelegenheit, der Frau zum ersten Mal ins Gesicht zu sehen. Ihre Augen waren kalt und ausdruckslos, die Lippen e i n sch m aler, tr o ckener Strich mit senkrechten Falten, wie erstarrt zu einem Ausdruck selbstsüchtiger Empörung. Nur der rote Fleck auf ihrem Hals und e i n unwillkürliches Zucken des Kopfes deuteten auf ihre Nervosi t ät hin, doch schon hatte sie erschrocken einen Bogen um ihn ge m acht und lief davon, stür m te den abschüssigen Weg hinunter, so daß kleine gelbliche Wolken aufstiegen.
    Unbeirrt und zuversichtlich lief ihr der Wachtmei s ter hinterher. Nachdem er sie aus der Nähe gesehen hatte, wurde ihm klar, daß sie seine Verfolgung, so uneffektiv sie auch sein m ochte, durchaus ernst nah m . Sie sah aus, als sei sie die ganze Zeit gelaufen, davon überzeugt, daß ihr Verfolger s i e sehr geschickt beschattete, ohne sich se l bst zu zeigen. Fast hätte er dem Gärtner zugestimmt, auf den sie einen desorientierten Ei n druck ge m a c ht hatte. War es m öglich, daß sie in all den Jahren hier nie im Boboli-Garten gewesen war? Das erschien ihm höchst unwahrscheinlich… diese einzige O a se in m i tten d ieser steinernen Wüste… und doch bewegte sie sich unsicher… es sei denn, sie suchte je m a n den.
    Am Fuß des Hangs angekom m en, zögerte sie, ehe sie sich nach rechts dem Palazzo zuwandte. Während sie sich dem belebte r en Teil des Parks näherten, wurde der Abstand zwischen ihnen immer geri n ger. Es ging auf Mittag zu, und die Leute in Shorts oder leichten Som m erkle i dern kletterten auf der schattigen Seite des A m phitheaters e m por, ließen sich auf den Steinstufen nieder und breiteten ihre Picknicksachen aus, beobachtet von m age r en, wildäugigen Katzen, die sich heranschlichen. Vom D o m , dessen Kuppel sich hinter den Bäu m en e r hob, erklang das Ange l us- Läuten, und der Wachtmeister fragte sich langsa m , was wohl aus seiner Mittagspause würde.
    Als sie den Innenhof überquerten und dann draußen auf dem Vorplatz standen, dachte er sehnsüchtig an sein kühles, abgedunkeltes Wohnzim m er und daran, daß er dort se i ne verschwitzte Uniform und seine staubigen Schuhe m i t den vielen Steinchen würde ausziehen können, an eine Dusche und eine Mahlzeit und an ein Nickerchen im Lehnstuhl. Doch er fo l gte noch im m er dieser Frau, die begonnen hatte, nervös auf ihre Uhr zu sehen.
    » Und wohin jetzt… ? « dachte der Wachtm e ister, während sie auf dem sc h m alen Trott o ir die Via Guicciardini h inunterliefen, in Richtung Ponte Vecchio. Er hatte für sich bereits die Feststellung getroffen, daß er nicht g ern Tourist wäre, wenn m an die ganze Zeit so heru m laufen m u ßte. Sie gi n g auf die Brücke, an den kleinen Juweliergeschäften vorbei. Ob sie vielleicht ei n en Juwelier sprechen wollte? Der Holländer konnte immerhin etwas m i tgebracht haben, vielleicht illegal eingeführte Objekte… doch sie ging geradeaus weiter, ohne die Läden auch nur eines Blickes zu würdigen. Inzwischen hatten sie die breitere Via Por Santa Maria erreicht, und schon wieder sah sie auf ihre Uhr. Wenn sie eine Verabredung hatte, dann jedenfalls nicht im Boboli-Garten, wo sie ihn e i nfach hatte loswerden wollen.
    Am Blu m

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