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Tod eines Holländers

Tod eines Holländers

Titel: Tod eines Holländers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magdalen Nabb
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boshaft in ihre übervollen Becken.
    Über das Getöse des Wolkenbruchs hinweg riefen sich die Menschen etwas zu, nur der Wachtm e ister und die Frau beobachteten einander schweigend, und in den kalten Augen der Signora lag Haß.
    » Herr Wachtmeister, wo sind Sie denn ? «
    »In einer Bar . «
    Dieses Mal hatte er sie voll im Bli c k, während sie am Tres e n stand, sich m i t einem Taschentuch die Haare abtupfte und auf einen Milchkaffee war t ete. » Hör zu, Gino, lauf in m e ine Wohnung und m ach bitte das Badezimmerfenster zu, wenn es nicht längst zu spät ist, um eine Katastrophe zu verhindern.«
    » Keine Sorge, haben wir alles schon gemacht, C h ef. Lorenzini hat im ga n zen Haus nachgesehen und das Brett vor das Kellergitter gestellt – er m eint, es wird schlimm werden.«
    »Recht hat e r . Ist es oben bei euch noch nicht angekommen ? «
    » Nein, aber es wird nicht m ehr lange dauern. Es wird schon dunkel…«
    Neben Ginos Stim m e h örte er die Lautsprecher im Boboli- Garten, aus denen viersprachige Warnungen ertönten. » Der Str o m ist kurzzeit i g m al ausgefallen, aber jetzt ist er wieder da. Lorenzini sagt, er hofft, daß Sie auf d i eser Seite des Arno sind…«
    » Nein, bin auf der anderen, aber nicht weit weg. Also, b i s gleich ! «
    ›Hoffentlich haben Sie ' s nicht weit b i s nach Hause, ich m eine, bis zu Ihrem Revier . «
    Der Blinde hatte, genau wie Lorenzini, die Katastrophe von 1966 erlebt. ›Sintflut‹, dieses Wort hatte für die Florentiner nicht nur einen biblischen Klang. An jedem Haus m arkierte ein kleines, m i t einer Wellenlinie versehenes Täfelchen den Wasserstand, den die Fluten am 4. November jenes Jahres erreicht hatten. Manch eine Tafel befand sich in Höhe des zweiten oder dritten Stockwerks.
    Der Wachtmeister spürte, welche Spannung und Nervosität über der Stadt lag, als er m üde und erschöpft der Frau über den Pon t e Vecchio hinterherlief. In den Juwelierläden brannte Licht, und die Besitzer standen in der Tür und debattierten darüber, ob es sinnvoll sei oder nicht, das Flußbett auszubaggern und zu befestigen. Einer der r i esigen gelben Schaufelbagger stand auf einer künstlichen Sandbank verankert. Über die Brüstung des m i ttleren Brückenteils beugten sich Menschen und sahen zu, wie m ächtige Äs t e, die von weither ka m e n , wo der Regen schon Tage vorher eingesetzt haben m ußte, von den braunen Flu t en m i tgerissen wurden.
    Das einzige, was den Wachtm e ister tröstete, während er völlig durchnäßt d i e Via Guicciardini hochstiefelte, war der Gedanke, daß Signora Goossens genauso durchnäßt war wie er. Da sie aber eine schon etwas ältere Da m e und er selbst ke i n rachsüchtiger Mensch war, e m pfand er keinen besonders großen Trost dabei. Kurz vor der Piazza Pitti betrat sie eine Pension auf der linken Straßenseite. Er trottete gedankenlos hinterher. Er m ußte sowieso dort vorbeischauen, falls diese verrückte Jagd überhaupt je m als endete.
    Als er die Rezeption im ersten Geschoß erreichte, hatte sie schon ihren Schlüssel genom m en und war verschwunden; sta t t ihr zu folgen, sagte er nur, während ihm d er verdutzte Angestellte das blaue Meldebuch in die feuchten Hände drückte: »Ich m uß m a l telefonieren . «
    Bevor er wählte, schlug er das Buch auf und schrieb die Nu mm er e i nes britischen Passes und den Na m en ›Goossens, Theresa‹ in sein durchweichtes Notizbuch. Es gefiel i h m nicht, daß sie den Vorna m en seiner Frau trug, welch hohe Meinung m an von ihr auch haben m ochte. Sie war einen Tag zuvor, am Dienstag, eingezogen.
    »Wache Pitti . «
    » Gino? Ich bin ' s noc h mal. Richte Lorenzini bitte aus, er so l l sofort zur Pensione Gio t tino kom m e n, gleich um die Ecke. Ich warte an der Rezeption auf ihn. Wenn er m ich hier nicht findet, soll er sich keine Gedanken m achen, sondern gleich zur Wache zurückgehen. Hast du das ? «
    » Pensione Giottino… ja, ich hab ' s n otiert. Hier ist noch eine Nachricht für Sie, Herr Wachtm e ister, soll ich sie Ihnen vorlesen ? «
    » Ja, m a ch schon!«
    »Eine Da m e hat angerufen und gesag t … ich hab ' s aufgeschrieben, es klang so m erkwürdig… sie hat gesagt: ›Von uns keine, und bei den Jungs habe ich auch nachgefragt. Nie m and.‹ Sie hat gesagt, sie heißt Franca und daß Sie schon wüßten, worum ' s geht . «
    » Ja. Danke . «
    Er legte auf.
    Eine Da m e war das nicht, m u r m elte er, doch er schätzte Francas diskrete Art und fand amüsant,

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