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Tod eines Holländers

Tod eines Holländers

Titel: Tod eines Holländers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magdalen Nabb
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dem er viel verdankt, profitiert unseres Wissens nicht von dessen Tod – er fungierte als Testamentszeuge –; wer war der zweite, wissen wir das ? «
    »Ein weiterer Mitarbeiter aus dem Atelier, ein alter Freund des Vaters, starb vor drei Jahren . «
    » Gut, bleibt also nur Signora Giusti… na ja, das hatten wir ja schon. In A m sterdam leben seine Frau und die Schwiegermutter, die verwitwet ist. Best e ht die Cha n ce, daß Sie m orgen m it der Schwiegermutter sprechen können ? «
    » Für m orgen nach der T r auerfeier ist ein Te r m in im Büro des Staatsanwalts in Gegenwart des niederländischen Konsuls oder seines Vertreters anberau m t. Ich werde zugegen sein, aber irgendwie bezweifle ich, daß wir m e h r von ihr erfahren werden. Abgesehen davon habe ich den Ei n druck, daß sich diese ganze Sache um etwas dreht, was hier pass i ert ist, egal ob heute oder vor zehn Jahren, und daß diese A m sterda m er keine Rolle spielen. Kann natürlich sein, daß i ch völlig schief liege … «
    » I m Grunde bin ich Ihrer Meinung, Herr Leutnant. Ich weiß, ich bin für solche Angelegenheiten nicht zuständig, und wir können dem Staatsanwalt nichts präsentieren. Ich m öchte nur wissen, weshalb er so sicher ist, daß es Selbst m ord war. Schließlich hatte sogar Professor Forli gewisse Zweifel…«
    »Tatsächlic h ? «
    » Na ja, ich hatte nach d er Lektüre seines Berichts jedenfalls diesen Eindruck. Der Hinweis auf die Aspirintabletten beispielsweise … «
    » Also, Zweifel zu haben ist nicht besonders schwer – die hat sogar der Staatsanwalt, das m uß m a n fairerweise sagen, wegen der Tabletten und weil es keinen Brief gab. Aber was ihn betrifft, so ist er aufgrund seiner Zweifel zu der Auffassung gelangt, daß es ein Unfa l l war und kein Selbstmord. Andere Möglichkeiten zieht er nic h t ei n m al in E r wägung. Er sieht keinen Grund. Es g i bt kein Mord m otiv, kei n en Tatverdächtigen, nicht ein m al k lare Fingerabdrücke auf der Kaffeekanne und auch keine Tatzeu g en, es sei denn, Sie betrachten Signora Giusti als solche, eine Frau, die nicht n ur alt und gebrechlich ist, sondern auch gern Lügengeschichten erzählt. Selbst wenn wir ihr glauben, bleibt die Tatsache, daß der Ho l länder noch gelebt hat, nachdem die m y steriöse Frau gegangen war, und sogar am darauffolgenden Tag noch einmal eine Dosis geno m men hat . «
    Er verschwieg, daß der S t aatsanwalt ihm praktisch vorgeworfen hatte, diesen seinen ersten Fall aufzubauschen, um sich ins r e chte Licht zu rücken, und daß er i h m mit unverhüllter Ironie begegnet war, doch der Wachtmei s ter ahnte schon so etwas.
    Draußen auf der war m en Straße waren die Lichter angegangen, das heißt, es war so gegen zwanzig nach neun. Ein Moskito landete auf den Papieren, die unter der Lampe lagen, und flog wieder davon, als der Wachtmeister die Hand hob.
    » Das wa r ' s als o « , sagte der Leutnant, » oder steht sonst noch jemand auf Ihrer Liste ? «
    » N e in … «
    Aber sollte nicht doch…? Das m it Signora G i usti und ihren verwirrenden Geschichten war sein voller Ernst gewesen; die Figuren, von denen s i e erzählt hatte, Engländer, Holländer, Italiener, die m eisten von ihnen schon längst tot, schwirrten ihm der m aßen im Kopf, daß er Mühe hatte, die F a m i lie Sig n ora Giustis und die Fa m i lie des Holländers auseinanderzuhalten. Er spürte, daß irgend jemand fehlte, aber war nicht der Goldsch m ied sicher gewesen, daß der Holländer, abgesehen von seiner Frau, der Stiefmutter und der Schwieger m utter, k eine weiteren Fa m ilienangehörigen hatte? Er sah w i eder auf seine Liste und ließ seinen Blick m üde über den Inhalt der Akte wandern. Da war ein Farbfoto, das aus der Brieftasche des Holländers stammte, e i n Bild seiner jungen Frau, die mit einem Schäferhund an ihrer Seite in einem Garten saß. Sie lächelte a n m utig in die Ka m era. I h re Stirn war hoch und glatt, und ihr Haar, wie Professor Forli schon be m erkt hatte, war derart blond, daß es fast schon weiß ersch i en. Sie m ußte jetzt dort oben in einem Krankenhaus l i egen. Was i hr wohl durch den Kopf ging, während sie schlaflos in dieser aseptischen U m gebung lag? Gerade erst Mutter geworden, ohne Mann. Oder würde m an ihr ein Schlaf m i ttel gege b en haben?
    »Wenn Sie sicher sind, daß es niemanden m ehr gibt«, unterbrach ihn die Stimme des Leu t nants, der s i ch ebenfalls das Foto anguckte, » dann können wir ja runtergehen und e i nen

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