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Tod eines Holländers

Tod eines Holländers

Titel: Tod eines Holländers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magdalen Nabb
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Happen essen. Ich werde dann dafür sorgen, daß jemand Sie nach Hause fährt.«
    »Ich würde lieber zu Fuß gehen, Herr Leutnant, mir die Beine vertreten. Aber essen würde ich gern etwas.«
    Der Carabiniere, der sie in der Bar unten im Erdgesch o ß bediente, kannte die Gewohnheiten des Leutnants und stellte ihm zusammen m i t den belegten Brötchen ein kleines Glas Bier hin. Dann sagte er: » Und für Sie, Herr Wacht m eister ? «
    Nie wäre er auf den Gedanken gekom m en, Bier zu trinken, doch aus Höflichkeit bestellte e r das gleiche.
    »Eine norditalienische Gewohnheit.«
    Der Jüngere hob das Glas. » Z u m Wohl ! «
    Sie standen allein an der Bar; der Mann hinter dem Tresen drehte das Radio voll auf. Das bläuliche Neonlicht, der gewischte Kachelboden und die säuberlich aufgereihten Flaschen strahlten zu dieser späten Stunde etwas Desolates aus – alle Nachtpatrouillen waren losgefahren, und über alles hatte sich Stille gelegt.
    »Bei m ir im Revier ist ein Junge aus Pordenone « , sagte der Wachtm e ister, um die Stille zu überbrücken.
    » Natürlich! Einer der Jungs aus Pordenone.«
    » S ie kennen sie ? «
    » Jeder hat doch von ihnen gehört. Persönlich kenne ich sie nicht, obwohl ich sie m al zusammen g esehen habe. Ein Bekannter von m ir, Le u tnant Cecchi, ist Dozent an der Unteroffiziersschule, er hat m ir von ihnen erzählt. Anscheinend verbringen sie jede freie Minute ge m e insa m . In Wahrheit kom m en sie aber nicht aus Pordenone, wissen Sie, sondern m itten aus der Prärie. Pordenone m uß die einzige Stadt gewesen sein, die sie zu Gesicht beko mm en haben, bevor sie sich zur Truppe m el d eten. Jedenfalls haben sie in der ersten Zeit hier alles m it dem Pendant ›in Pordenone‹ verglichen, und diesen Na m en sind sie dann nicht m e hr losgeworden. Seltsam, w enn sie so unzertrennlich sind, daß sie nicht zusammen auf die Schule gehen . «
    »Ich kann den Jungen einfach n i cht überrede n « , sagte der Wachtm e ister gequält. » E r hat einfach keinen Ehrgeiz, etwas aus sich zu m ac h en . «
    »Tja, an Ihrer Stelle würde ich es i m m er wieder versuchen. Cecchi sagt, daß sich der Bruder gut m acht. Na, ich finde, so langsam könnten wir Schluß m achen für heute. Wenn Ihnen noch etwas einfällt, irgend etwas, dann rufen Sie m ich an. Ansons t en sehen wir uns m orgen vor m i ttag auf der Piazza San t o Spirito. Daß ich mich auf ein neuerliches Tête-à-tête m it der Signora freue, kann ich eigentlich nicht behaupten…«
    »Wenn Sie glauben, daß es Ihnen irgendwie hilft, kann ich j a etwas früher kom m en und Sie begleiten . «
    » Das würde m ir bestimmt helfen; sie scheint ja viel von Ihnen zu halten – aber m orgen ist doch Ihr freier Tag ! «
    »Wenn ich schon zur Beerdigung gehe…« Der Wachtmeister zuckte m i t den Schultern.
    » Na ja, wenn Sie unbedingt wo l len. Wann kom m t die Altenpflegerin nor m alerweise ? «
    »Ich glaube, wenn wir um halb zehn dort sind, m üßten wir sie erwischen.«
    »Ich bin noch im m er der Meinung, daß wir d i e alte Da m e unnötig sch i kanieren . «
    »Es wird vielleicht g ar nicht nötig sei n « , erwiderte der Wachtm e ister ruhig, » ab e r Sie brauchen sich nicht zu sorgen, daß sie sich sch i kaniert fühlt, Herr Leutnant. Wie gesagt, sie freut sich über jedes Interesse an ihrer Person.«
    »Trotzdem, ich m uß sagen, m ir wäre lieber, wir könnten etwas Konkretes gegen diese Signora G o ossens vorbringen, die alle Welt für solch ein Ausbund an Tugendhaftigkeit hält . «
    »Es fällt ei n em schwer, das zu glaube n « , pflichtete ihm der Wachtmeister bei, »mit diesem harten und verschlossenen Gesicht…«
    » Haben Sie sie gesehen ? «
    » Nein, nei n «, log der Wachtmeister seelenruhig. » I ch habe m ich einfach an Ihre Beschreibung gehalten . «
    » Ach so. Sind sie sicher, daß Sie lieber zu Fuß nach Hause gehen wollen ? «
    » Jawohl . «
    Bevor er sich verabschiedete, versicherte er dem Leutnant noch ein m a l, daß er anrufen würde, falls ihm etwas Wi c htiges einfiele, wie spät es auch sein m o chte. Etwas fiel i h m tats ä chlich ein, u nd es war drei Uhr fünfzehn. Aber er telefonierte nicht, denn ob sich die Sache als wichtig herausstellen würde oder nicht, im Mo m e nt konnte er ohnehin nichts tun, wenn da überhaupt etwas getan werden konnte. Er war plötzlich aufgewacht, fühlte sich nicht benommen, sondern hellwach, als wäre es Zeit, aufzustehen. Obwohl er sich dessen nicht bewußt war, m ußte

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