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Tod eines Maahks

Titel: Tod eines Maahks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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eigenes Gewicht wieder tragen konnte.
    »Das war Glück«, sagte ich.
    »Glück«, wiederholte Ras.
    »Die Schatten oder die Fundamentalisten müssen die Halle für ihre Zwecke adaptiert, die Arbeit aber nie zu Ende gebracht haben. Das war keine reine Wasserstoff-Methan-Atmosphäre; sonst wären wir mit dem ersten Atemzug tot umgefallen.« Mit ein paar Gymnastikübungen regte ich den Kreislauf weiter an.  
    »Es war auch so schlimm genug.«
    Ras stützte sich an mir ab. Sein Blick war wieder klar. Seine Haut wirkte fahl und grau. Wenn ich auch nur annähernd so verknittert aussah wie er, dann war es wohl besser, wenn ich den Badezimmer-Spiegel während der nächsten Wochen mied.  
    Endlich fand ich Muße, mich in unserer neuen Umgebung umzusehen. Grelles Licht blendete mich. Wir standen in einem Raum, dessen Boden von tiefen Schleifspuren durchzogen war. Riesige, verkapselte Maschinenelemente standen am anderen Ende einer etwa 60 Meter langen und ebenso breiten Halle.  
    »Hier ist alles sauber.« Ras' Gesicht war schmerzverzerrt, er taumelte leicht. »Entschuldige, Perry. Es ist alles noch ein wenig ungewohnt für mich. Wieder einen Körper zu besitzen, zu agieren und zu re agieren ... «  
    »Ich dachte, du seist im Vollbesitz deiner ... eurer Kräfte?«  
    »Das sind wir. Aber es wird eine Weile dauern, bis wir uns arrangiert haben.«
    Er versteifte plötzlich, den Blick in Richtung der Decke gerichtet. Fellmer wurde zur lebenden Antenne. Er folgte Gedankenspuren von Wesen, die sich in der Nähe befinden mussten, versuchte ihre Denkmuster zu verstehen und Sinn in den Haufen von Ideen und Impulsen zu bringen, der sich vor seinem geistigen Auge hochtürmte.  
    Er kam zu sich. Er tat einen Schritt vorwärts, torkelnd und unsicher.  
    »Was hast du gesehen?«, fragte ich.
    »Die Fundamentalisten haben kei nen Tötungsbefehl mehr, aber sie gehen nicht besonders zimperlich vor. Sie treiben alle fremden Flüchtlinge zusammen und pferchen sie in Lagerräume. Die Schatten werden mit hohen Bestrahlungsdosen paralysiert. Du weißt, wie qualvoll dies sein kann.«  
    Ja, ich wusste es. Jeder Nerv des Körpers fühlte sich entzündet an. Man lag da, meist bei vollem Bewusstsein, und wurde verrückt vor Schmerzen.  
    Die Situation war nach wie vor unübersichtlich. Wir hatten Hunderte, wenn nicht Tausende Maahks bei unserer Ankunft im Transferdeck gegeneinander kämpfen gesehen. Angehörige von Fremdvölkern waren geflüchtet. Ich hatte kaum auf sie geachtet, hatte meinen Fokus auf die Kämpfe gelegt. Jetzt bereute ich meine Nachlässigkeit, umso mehr, da ich meinen SERUN den Maahks übergeben und keinen Zugang zu den Tiefen seines Datenspeichers hatte. Ich fühlte mich nackt. Unsicher. Unwissend.  
    Ich griff nach dem Controller und versuchte mich ein weiteres Mal an den Bedienungselementen. Ich nahm mir die Zeit, all jene Kombinationen auszuprobieren, die mir auf anderen Höfen gute Dienste geleistet hatten.  
    Nichts. Das Gerät war aktiv, doch es reagierte nicht auf meine Befehle.  
    »Ich brauche eine Standortbestimmung«, sagte ich zu Lloyd/Tschubai. »Wenn uns der Controller nichts über DARASTO verrät, müssen wir die Station eben zu Fuß vermessen.«  
    Der Schwarzafrikaner kräuselte die Stirn. »Wir befinden uns im NordostQuadranten auf der untersten begehbaren Ebene«, sagte er, um fast entschuldigend hinzuzufügen: »Ich gebe die Informationen weiter, wie ich sie im Kopf eines Maahks sehe. Es ist nicht leicht, diese Dinge in terranische Begriffe zu übersetzen ...«  
    »Hauptsache, du kommst damit zurecht«, unterbrach ich ihn. »Ich möchte, dass wir mehrere Orientierungssprünge vornehmen und uns einen Überblick über die Vorgänge im Hof verschaffen. Gibt es Bereiche, die besonders umkämpft sind? Haben sich irgendwo Flüchtlinge verschanzt? Können wir ihnen helfen, ohne in Erscheinung zu treten? Besitzen die Fundamentalisten mehrere Kommandozentralen? Es wäre ihnen zuzutrauen, da sie ja so viel Wert auf Dezentralisierung legen. Und zu guter Letzt: Ich möchte Kontakt mit einem Schatten aufnehmen.«  
    Lloyd/Tschubai grinste gequält. Ich verlangte viel von ihm, zumal er noch unter diversen Anpassungsschwierigkeiten litt. Der Innenbereich eines Polyport-Hofs, das gut einsichtige Transferdeck samt der in Kreuzform verlaufenden Transferkamine, maß 1420 Meter im Durchmesser. Die eigentliche Station war allerdings wesentlich größer. Gemeinhin hatte sie eine Linsenform bei 2580 mal 2580 Metern.

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