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Tod eines Mathematikers

Tod eines Mathematikers

Titel: Tod eines Mathematikers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Herrnkind / Walter K. Ludwig
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genug Geld hatte. Ihr Vater war ein geradliniger Mann.«
    Ich biss mir auf die Unterlippe. »Was für Typen meinen Sie?«
    »Lobbyisten oder Repräsentanten, wie sie sich selbst nennen. Nachdem diese Leute bei dem Professor auf Granit bissen, gingen sie offenbar zu Ansgar, also zu Freitag, dem Vorsitzenden der Stiftung. Tja, und da hatten sie wohl mehr Glück. Jedenfalls glaubte das Ihr Vater.«
    »Das ist mir jetzt zu hoch«, wandte ich ein. »Wie können diese Lobbyisten Freitag kaufen, wenn sie doch meinen Vater stoppen wollten?«
    »Papier ist geduldig. Die Forschung allein nützt erst mal gar nichts. Ihr Vater hätte seine Ergebnisse in der Fachpresse veröffentlicht, doch damit wäre sein Modell noch lange nicht umgesetzt worden. Bis dahin wäre es noch ein langer Weg gewesen, den er nicht alleine hätte gehen können. Die Presse muss sich für ein Projekt interessieren, damit öffentlicher Druck entsteht. Bundestagsabgeordnete müssen begeistert werden. Es hätte viele Möglichkeiten gegeben, das Ganze zu torpedieren. Ein renommierter Wissenschaftler äußert öffentlich Zweifel, die Pressearbeit funktioniert nicht. Am Schlimmsten ist allerdings, wenn sich die Bundestagsabgeordneten einlullen lassen von irgendwelchen Lobbyisten, die die Stromindustrie auf sie angesetzt hat. Wissen Sie, wenn man nur ein bisschen in das Thema einsteigt, hat man den Eindruck, dass dieses Land von Lobbyisten regiert wird.«
    Die Kellnerin kam, stellte unsere Teller vor uns auf den Marmortisch. Der Vampir wünschte mir einen »guten Appetit« und tauchte seinen Löffel in die Suppe. Von Nahem sah Mohr eigentlich gar nicht so schlecht aus. Er hatte dunkle Knopfaugen, ausdrucksstarke Brauen. Seine Haut war blass, aber feinporig und ungewöhnlich rein. Er war frisch rasiert, allerdings roch sein Aftershave eher wie Insektenvernichtungsmittel. Wahrscheinlich hatte er sich nach dem Rasieren dieses billige Zeugs von Aldi auf die Wangen geklatscht.
    »Kurz vor seinem Tod habe ich noch mit Ihrem Vater telefoniert«, fuhr Mohr fort, nachdem er ein paar Löffel von der Suppe gekostet hatte. »Er erzählte mir, dass er sich mit Ansgar Freitag gestritten hätte. Er redete auch davon, sich aus der Stiftung zurückzuziehen, hatte sogar schon einen Termin beim Notar, weil er sein Testament ändern wollte.«
    Das waren ja interessante Neuigkeiten. Willich hatte also doch recht gehabt. »Wissen Sie, wie sein Notar heißt?«
    Der Vampir schüttelte den Kopf. »Ich muss auch zu meiner Schande gestehen, dass ich das Telefonat mit Ihrem Vater abgewürgt habe. Er war ganz atemlos, stammelte sich ziemlich was zurecht, was sonst gar nicht seine Art war. Aber ich hatte einfach keine Zeit, weil ich in eine Besprechung musste. Wir haben uns dann für den 3.   Januar verabredet. Ich wollte ihn in Bremen treffen, damit er mir alles ausführlich erzählen konnte. Tja …« Mohr hielt einen Moment inne.
    »Und dann hörte ich, dass er tot war. Selbstmord. Kurz bevor er mir erzählen konnte, was er auf dem Herzen hatte.«
    »Und warum kommen Sie erst jetzt zu mir?« Der Vampir zuckte mit den Schultern. »Zuerst erschien mir der Verdacht ungeheuerlich. Aber wenn man sich überlegt, wem der Tod Ihres Vaters nützt, kommen nur die Stiftung und die Stromindustrie infrage. Freitag plagt nur die Sorge, ob und wann die Stiftung endlich Katzensteins Erbe antreten kann. Er schert sich nicht darum, wer das Projekt Ihres Vaters jetzt zu Ende führt. Und auch eine andere Mathematikerin, Dr.   Dr.   Luciana Regadas de Castro, die Ihren Vater zuletzt tatkräftig unterstützt hat, rührt sich nicht mehr. Da ist irgendwas faul.«
    Das war in der Tat merkwürdig. Schließlich hatten die Mathematiker bei unserem Besuch noch darüber geklagt, was für ein Verlust der Tod meines Vaters wäre, »nicht nur für unsere Stiftung, sondern für das ganze Land«, hatte diese aufgetakelte Tusse geheuchelt.
    »Haben Sie mal versucht, mit Ihren Stiftungsfreunden zu reden?«
    Der Vampir nickte. »Freitag hat mich abblitzen lassen. Die Forschungen von Prof.   Katzenstein seien noch gar nicht so weit gewesen, wie ursprünglich gedacht. Ihr Vater habe ein bisschen dick aufgetragen. Dabei war er ein bescheidener Mensch, bekannt dafür, dass er eher zu tief stapelte. Ich habe sogar mal bei der Mordkommission angerufen und am Telefon geschildert, was ich Ihnen eben erzählt habe. Aber ich wurde nicht mal zur Vernehmung eingeladen.«
    Ich nickte, wusste genau, was Mohr meinte.
    »Die

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