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Tod eines Mathematikers

Tod eines Mathematikers

Titel: Tod eines Mathematikers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Herrnkind / Walter K. Ludwig
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beiden. Wissen Sie, Nicole hat nur Andeutungen gemacht. Wir waren ja auch nur lose befreundet, haben halt zusammen gelernt. Aber ich wusste, dass es zwischen den beiden nicht zum Besten stand. Nicole war eher ordentlich. Martina legte darauf keinen Wert. Es gab Zoff um den Abwasch. Aber Genaueres weiß ich nicht, weil Nicole, wie gesagt, ein verschlossener Mensch war.«
    »Der Polizei haben Sie damals nichts davon erzählt.«
    »Ich fand das, ehrlich gesagt, auch nicht so wichtig. Außerdem haben Ihre Kollegen mich gar nicht zum Verhältnis der beiden befragt. Die wollten immer nur wissen, wann genau Nicole meine Wohnung verlassen hatte. Ich sollte den Weg zum Bus mit ihnen abgehen. Der eine Polizist hatte so einen komischen Namen, irgendwas wie Kühlschrank oder so ähnlich.«
    Kühlborn, schoss es Harry durch den Kopf. Kühlborn hatte die Frau, die Nicole Wollenbeck als letzte lebend gesehen hatte, damals vernommen. Und nur oberflächliche Fragen gestellt.
    »Ist Ihnen denn an diesem Tag irgendwas an Nicole aufgefallen? War sie anders als sonst?«
    Raissa Romanowits schüttelte den Kopf. »Das haben mich Ihre Kollegen damals allerdings auch schon gefragt.«
    »Sagt Ihnen der Name Katzenstein was?«
    »Klar, das war doch einer der Professoren. Später hatte ich den sogar mal.«
    »Und was war der für ein Typ?«
    »Also, ich mochte ihn nicht besonders. Fand ihn unnahbar und hochmütig. Aber Nicole fuhr ziemlich auf ihn ab, hatte ich so den Eindruck. Nicht, dass sie was gesagt hätte, aber sie lief dauernd in seine Vorlesungen, schon im ersten Semester, obwohl der Stoff, den Katzenstein durchnahm, eigentlich nichts fürs Grundstudium war.«
    »Glauben Sie, dass Nicole Wollenbeck ein Verhältnis mit Katzenstein hatte?«, fragte Harry geradeheraus.
    Raissa Romanowits schwieg einen Moment lang. »Möglich ist alles«, überlegte sie. »Aber gemerkt habe ich nie was, obwohl sie wirklich ziemlich von ihm geschwärmt hat.«
    »Sagt Ihnen der Name Bernward Bollwahn etwas?«
    »O ja«, antwortete Raissa Romanowits. »Das war Nicoles Exfreund, der ziemlich nervig war und nicht wahrhaben wollte, dass Schluss war. Ich habe auch immer gedacht, dass er etwas mit ihrem Verschwinden zu tun hatte. Aber er war wohl auf Reisen, als Nicole verschwand.«
    »Hatten Sie damals eine Erklärung für ihr Verschwinden?«
    »Mir war eigentlich immer klar, dass Nicole einem Verbrechen zum Opfer gefallen sein musste. Deshalb war ich auch nicht sonderlich überrascht, als sie vorhin sagten, dass sie gefunden worden ist. Aber wer für ihren Tod verantwortlich sein könnte, weiß ich natürlich nicht. Wahrscheinlich war sie ein Zufallsopfer. Hatte einfach Pech, die Arme.« Harry nickte. Sie sprachen noch eine Weile über ihre Arbeit in Westafrika, dann verabschiedete sich Harry. Die Lehrerin nahm ihm das Versprechen ab, sie auf dem Laufenden zu halten. Nach dem Gespräch starrte Harry noch eine Weile auf die Weltraumlandschaft, die als Bildschirmschoner angesprungen war. Martina Fittkau hatte gelogen. Warum? Hatte sie verdrängt, dass es in ihrer WG nicht zum Besten stand? Oder hatte sie gelogen, weil sie etwas zu verbergen hatte?
    Harry hatte Frühdienst gehabt, war erst vor einer Stunde nach Hause gekommen. Seine Augen brannten vor Müdigkeit. Am liebsten hätte er sich hingehauen. Doch dann kam ihm plötzlich eine Idee. Im Internet recherchierte er, dass die Unibibliothek bis zweiundzwanzig Uhr geöffnet hatte. Harry setzte sich einen starken Kaffee auf und duschte.
    Eine Stunde später saß er im Lesesaal der Unibibliothek und ließ sich von einer Bibliothekarin, einer Frau mit langen, blonden Locken, alte Vorlesungsverzeichnisse aus dem Magazin bringen. Harry blätterte und blätterte. Nach einer Stunde wusste er, dass Prof.   Dr.   Albert Katzenstein nicht nur am Fachbereich Mathematik Vorlesungen gehalten hatte, sondern auch bei den Wirtschaftswissenschaftlern. Der Fachbereich war nicht besonders groß gewesen. Und es gab bestimmte Pflichtscheine, die die BWLer nur bei Katzenstein schreiben konnten. Martina Fittkau musste den Professor gekannt haben. Auch in diesem Punkt hatte Nicoles Freundin gelogen.
    *
    Kühlborn war stolz auf sich. Sehr clever, wie er das eingefädelt hatte. Seit ein paar Tagen ließ er Daniela Cremer und zwei andere Polizistinnen durch Bremen radeln. Daniela war im Bremer Westen unterwegs, dort, wo die beiden letzten Frauen verschwunden waren. Es war Anfang April. Das Verschwinden von Nicole Wollenbeck und Bianka

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